Schokoladenstücke am Klavier Klavierkonzert im Konzertsaal zu Coppeneur

Bad Honnef · Süße Verführung im Konzertsaal bei Coppeneur, auch wenn die Köstlichkeiten im Mittelpunkt nicht zum Essen, sondern zum Hören gedacht waren: Das Kulturteam Windhagen hatte zu einem Klavierabend mit der Pianistin Jelena Froga geladen.

 Klavierkonzert bei Coppeneur.

Klavierkonzert bei Coppeneur.

Foto: Frank Homann

Schokoladenstücke gibt es in einer Confiserie bekanntlich zuhauf. Fehlen durfte die süße Verführung natürlich auch am Aufgang zum Konzertsaal zu Coppeneur nicht, auch wenn die Köstlichkeiten im Mittelpunkt am vergangenen Sonntag nicht zum Essen, sondern zum Hören gedacht waren: Das Kulturteam Windhagen hatte unter dem Motto „Schokoladenstücke fürs Klavier“ zu einem Klavierabend geladen. Als Pianistin war die junge Russin Jelena Froga angereist, die Stücke aus unterschiedlichen Epochen und Ländern mit im Gepäck hatte – von Beethoven, Chopin und Prokofjew bis hin zu Mancini, Yiruma und Einaudi.

„Genießen, träumen und vor Glück dahinschmelzen“, das sei das Ziel des Abends, erklärte Lothar Köhn vom Kulturteam den rund 70 Zuhörern einleitend. „Wir wollen keinen todernsten Klavierabend. Wir wollen es sachte angehen lassen.“ Was Köhn damit meinte: Die gespielten Stücke waren nicht übermäßig virtuos, dauerten auch keine halbe Stunde und waren unkompliziert beim Zuhören. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Leute zu erreichen“, so Köhn.

Dafür Froga als Pianistin anzuwerben, stellte sich als die richtige Wahl heraus. Denn ihre große Stärke ist die Harmonik. Mit viel Einfühlungsvermögen und einer deutlichen Melodieführung entlockte sie dem schwarzen Bechstein-Flügel immer wieder eine besondere Klangfarbe. Der Fakt, dass zumindest die ersten fünf kurzen Lieder von der Grundstimmung recht ähnlich waren und somit Gefahr liefen, untereinander an Trennschärfe zu verlieren, kann auch als gelungene Umsetzung des Zieles verstanden werden, die Zuhörer zu entspannen und träumen zu lassen.

Alltagswelt verblasste

Und spätestens mit Rachmaninovs Prelüde in cis-Moll war dieser Eindruck vollends verflogen. „Mir hat es sehr gut gefallen, die Stücke und auch Froga“, lobte Konzertbesucherin Birgit Mühlendorf nach dem Konzert die Pianistin und die Ausrichtung des Abends. „Es war genau das, was versprochen wurde.“ Ihre Sitznachbarin Rosemarie Vocht-Mields nickte zustimmend. „Es war viel Musik aus meinen Kindertagen dabei“, fügte sie mit Blick auf die vielen populäreren Stücke in der Auswahl – „Moon River“ oder „A Time For Us“ von Mancini seien hier exemplarisch genannt – hinzu.

Beide hoben neben der Musik und Frogas Spiel vor allem auch den Veranstaltungsort positiv hervor. Im Konzertsaal verbanden sich schlichte Eleganz – der glänzend schwarze Bechstein-Flügel, ein leuchtender Kerzenständer auf dem Podest und dezente Beleuchtung – mit dem Industriecharme, den die Fabrikationshallen im Hintergrund ausstrahlten, die abgetrennt durch weiße Backsteinwände aber sichtbar durch vier große Fenster waren. Damit stellte die Umgebung einen angemessenen Ort für die stimmungsvollen Stücke dar.

Wie choreographiert, wurden die anfangs noch hellen Werkhallen im Laufe des Konzertabends immer dunkler und verblassten so wie die Alltagswelt um das Publikum herum langsam hinter Froga und ihrem Klavierspiel. Und plötzlich waren beinahe zwei Stunden wie im Flug vergangen. Fast wie in einem Traum.

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