Ansprechpartnerin Kathrin Schmidt Bad Honnef bekommt eine Klimaschutzbeauftragte

Bad Honnef · „Jeder kann das Klima schützen“, davon ist Kathrin Schmidt überzeugt. Als Klimaschutz- und Mobilitätsmanagerin bringt die 28-Jährige Nachhaltigkeit nach Bad Honnef.

 Sie will in Bad Honnef den Klimaschutz vorantreiben und dafür alle ins Boot holen: Kathrin Schmidt ist die neue Klimamanagerin der Stadt.

Sie will in Bad Honnef den Klimaschutz vorantreiben und dafür alle ins Boot holen: Kathrin Schmidt ist die neue Klimamanagerin der Stadt.

Foto: Frank Homann

Eigentlich hätte sie schon längst die Chance haben sollen, sich auch im Stadtrat vorzustellen. Doch dann kam Corona und damit die Pause im politischen Geschäft. Und so wird Kathrin Schmidt erstmals am Donnerstag im Rat über ihre Tätigkeit berichten. Müßig war Schmidt seit ihrem Eintritt im Rathaus-Team im März freilich nicht. Und Langeweile wird für die 28-jährige Master-Absolventin nicht aufkommen: Als Klimaschutz- und Mobilitätsmanagerin beackert sie nicht nur ein extrem wichtiges, sondern ein ebenso weites Feld. Und da soll, so lautet ihr erklärtes Ziel, Bad Honnef Vorreiter sein.

„Klimaschutz ist hochkomplex. Verhaltensänderungen sind sicher die größte Herausforderung. Klimaschutz geht nicht alleine, da müssen alle mitmachen“, sagt Schmidt. Und da sei sie nun gewissermaßen die „ordnende Hand“, wie es Erster Beigeordneter Holger Heuser nennt. Das Treffen findet statt im Reitersdorfer Park, einer grünen Lunge inmitten der Stadt, die fast vergessen lässt, wie präsent der Klimawandel vor der eigenen Haustüre ist. Dürresommer, vertrocknete Wälder, Borkenkäferplage, Stürme und Starkregen: Auch im Siebengebirge sind der Klimawandel und seine Folgen spür- und sichtbar. In den Kommunen gegenzuhalten, sei eine Managementaufgabe, betont die Energieagentur Rhein-Sieg.

Strategie, Innovation und Nachhaltigkeit

Management gepaart mit Nachhaltigkeit, diesen Weg ging Schmidt schon im Studium. Zunächst absolvierte sie in Deutschland ein Duales Studium „International Business“. Nach dem Bachelor ließ Schmidt, gebürtig aus Soest, den wirtschaftswissenschaftlichen Master mit den Schwerpunkten Strategie, Innovation und Nachhaltigkeit in Finnland folgen. Warum Finnland? „Der Studiengang gab den Ausschlag, und das Verständnis von Bildung dort hat mir gefallen.“ Erste Berufsstation war die Projektleitung in einem internationalen Konzern mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit.

Es klingt wie ein Klischee. Die Koordinatorin in Sachen Klima und Mobilität, so die offizielle Stellenbezeichnung, pendelt vom Wohnort Bonn mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad zur Arbeit. Und begegnet durchaus schon mal dem Vorurteil, dass sie dann ja Stunden unterwegs sein müsse. „Wenn ich sage, das geht locker in einer halben Stunde, überrascht das manchmal schon.“ Was ihr auffällt, wenn sie unterwegs ist? Müll, „der fällt mir immer sofort ins Auge. Oder auch, wie fußgänger- oder radfahrerfreundlich oder eben -unfreundlich eine Stadt ist“, sagt sie. Klimaschutz und klimaneutrale Mobilität seien halt nicht zu trennen. Die Kommune sei da, wenn man so wolle, eine Blaupause für das große Ganze.

Was es dazu vor allem braucht: Überzeugungsarbeit. Man müsse Dinge bewusst machen, von der scheinbar banalen Frage, „ob es ein Steingarten sein muss vor dem Haus“ bis hin zur Überprüfung aller Planungen und Prozesse daraufhin, welche Auswirkungen sie auf Umwelt und Klima haben. Das sei aufwendig, „und man wird sicher nicht alles bis in die letzte Sequenz umsetzen können, weil alles zusammenhängt“. Und weil eine positive Veränderung auf der einen Seite durchaus negativen Ausschlag auf der anderen haben könne. Beispiel: Wohnen und Arbeiten vor Ort verringert die Pendlerströme auf den Straßen, bedingt aber auch, dass Wohnraum geschaffen wird.

Klimaberatung und Naturschutzprojekte

Entsprechend heiße es auch, zu priorisieren. Grundsätzlich ist es ihre Aufgabe, Projekte aufzusetzen, Maßnahmen und Akteure zu vernetzen, Fördermöglichkeiten aufzuzeigen und Fördergelder zu akquirieren. Auch Klimaberatung gehört dazu. Viele Strukturen und Maßnahmen seien in Bad Honnef schon vorhanden, sagt Schmidt. Konkret gehe es im ersten Schritt also darum, die bereits vorhandenen Bausteine „zu einem Gerüst zusammenzufassen“. So gebe es die Beteiligung am Naturschutzgroßprojekt Chance 7, oder, ganz aktuell, das Go für die Fokusberatung Klimaschutz, für die es Fördermittel gibt. Mit der Energieagentur Rhein-Sieg wurde zudem ein Vertrag über Kommunales Energiemanagement für die städtischen Liegenschaften geschlossen.

Und auch im Privaten passiere viel, um Ressourcen zu schonen und Emissionen zu verringern – für Schmidt zwei Eckpfeiler des Klimaschutzes, „Hebel“ sozusagen, die man betätigen muss. Energieeffizienz im Haushalt und klimafreundliche Mobilität gewännen immer mehr an Bedeutung. Und was sagt sie zu „Fridays for Future“? „Finde ich gut.“ Die Jugend zeige quasi mit dem Finger auf all jene, die zweifeln.

Denn natürlich gebe es auch die Sorge, dass Standards aufgegeben werden müssten – und man für den Klimaschutz tiefer in die Tasche greifen müsse. Schmidt: „Sicher, Klimaschutz gibt es nicht umsonst.“ Die Suche nach Lösungen koste Zeit und Mühe, manchmal eben auch Geld. Aber das sei gut angelegt: Menschengemachte Klimafolgen wie Überschwemmungen kosteten nicht nur Lebensraum und Lebensqualität, sondern präsentierten am Ende die weit höhere Rechnung.

„Jeder kann das Klima schützen“, davon ist Schmidt überzeugt. Sei es der Kauf von energiesparenden Elektrogeräten oder Leuchtmitteln, der bewusste Umstieg auf Bus und Bahn oder Plattformen, die die Akteure vernetzen: Klimaschutz „besteht aus unzähligen kleinen Bausteinen, die in der Summe etwas zum Positiven verändern“. Der Dialog sei der Türöffner. Schmidt: „Ich will Ansprechpartnerin sein. Ich verstehe mich als Schnittstelle, als jemand, der Impulse setzen kann.“ Und das nicht nur innerhalb des Rathauses, sondern in der gesamten Bürgerschaft und in der Wirtschaft. Schmidt: „Mir geht es ganz wesentlich darum, dass sich das Thema verbreitet und immer präsent ist. Klimaschutz geht nur gemeinsam. Dann, da bin ich sicher, können wir hier Wegbereiter sein. Wir müssen uns verändern. Denn wenn wir es nicht tun, möchte ich nicht wissen, was passiert.“

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