Kommentar: Es ist nicht vorbei

Die neunjährige Anna hat in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ein unvorstellbares Martyrium erlitten, am Ende wurde sie in der Badewanne ihrer Pflegeeltern ertränkt.

Dieser Fall hat wohl jeden, der ihn in den vergangenen 16 Monaten verfolgt hat, derart belastet, dass die jetzige Verurteilung so etwas wie Erleichterung hervorruft.

Das Urteil ist bemerkenswert, weil der Prozess eine erstaunliche Wendung genommen hat. Von Körperverletzung mit Todesfolge war zu Beginn der juristischen Aufarbeitung die Rede gewesen. Erst im Verlauf des ersten Prozesses - dem dann ein zweiter folgte - stellte sich heraus, dass es sich um Totschlag oder Mord handeln könnte. Auf letzteren befand nun letztlich auch das Bonner Schwurgericht.

Die unmittelbar Schuldigen sind jetzt verurteilt, sie werden wohl die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen. Annas Tod ist damit aber nicht aufgearbeitet. Auch nach 16 Monaten hat sich die Bonner Staatsanwaltschaft, die sich in dem Fall einige Versäumnisse vorwerfen lassen muss, noch nicht festgelegt, ob sie den Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Bad Honnefer und Königswinterer Jugendämter eine Anklage folgen lässt. Und die Stadt Königswinter hat zwar einige erste Maßnahmen ergriffen, sie steckt aber noch immer in der Analyse der Umstände, die Annas Tod ermöglichten.

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