Lesung in Rhöndorf Konrad Adenauer und seine Leidenschaft fürs Gärtnern

Bad Honnef · Der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und seine Leidenschaft fürs Gärtnern standen jetzt in Rhöndorf im Fokus. Autor Christian Feyerabend hat dort aus seinem Buch „Adenauer. Der Garten und sein Gärtner“ gelesen und Ausschnitte aus dem Film „Der grüne Visionär“ gezeigt.

Christian Feyerabend war jetzt mit seinem Buch „Adenauer. Der Garten und sein Gärtner“ in Rhöndorf zu Gast.

Christian Feyerabend war jetzt mit seinem Buch „Adenauer. Der Garten und sein Gärtner“ in Rhöndorf zu Gast.

Foto: Frank Homann

Adenauer, der Garten und die Rosen – das war eine große Liebe. Christian Feyerabend hat jetzt im Adenauer-Haus in Rhöndorf aus seinem Buch „Adenauer. Der Garten und sein Gärtner“ gelesen und Ausschnitte aus dem Film „Der grüne Visionär“ gezeigt. Den Film drehte er für die WDR-Reihe „Heimatflimmern“, zusammen mit Roland Breitschuh und Christel Fromm. Nach der Vorstellung durften die Besucher raus ins Paradies des Alten aus Rhöndorf, wo Winzer Karl-Heinz Broel Wein ausschenkte. Dessen Großvater hatte schon Konrad Adenauer beliefert.

Und beim Weg zum Wohnhaus hoch konnten die Teilnehmer erahnen, welche Leistung es für Adenauer war, mit seinem legendären Gartenhut auf dem Haupt die gefüllten Kannen auf den Berg zu tragen und zu gießen. „Das hielt ihn fit“, meinte Feyerabend. Und laut Tochter Libet Werhahn habe er mit großer Freude im Garten gewirkt, es habe ihn glücklich gemacht, 40 Kannen hochzuschleppen.

Der Autor ist selbst ein passionierter Kleingärtner

Der Autor, selbst passionierter Kleingärtner am Grüngürtel Kölns, berichtete von seiner ersten Begegnung mit Adenauers Domizil in Rhöndorf. Er kenne viele Gärten von Politikern, Schriftstellern – da könne Adenauer mithalten. Das Verblüffende: „Adenauer ist selbst der Schöpfer dieses Gartens.“ Im Archiv der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus habe er das von 1937 bis 1942 geführte Gartenbuch entdeckt. Darin legte Adenauer exakt fest, wo was gepflanzt wird.

Freilich habe der heutige Kanzlergarten ursprünglich anders ausgesehen. Nachdem Adenauer von den Nazis aus dem Amt des Oberbürgermeisters von Köln gejagt worden war und sich 1937 in Rhöndorf ein neues Heim errichtet hatte, legte er auch das Terrain drumherum an. Adenauer beachtete Richtlinien der Gartenkunst akribisch, aber das Gelände war auch Nutzgarten, aus dem sich die Familie mit Kartoffeln und Obst versorgte, erfuhr das Publikum.

Gartenbuch war lebenslanger Begleiter

„Damals gab es weniger Rosen als heute“, berichtete Christian Feyerabend, der ein Foto von Adenauer an der Gartenpforte von Maria Laach zeigte. Im Kloster fand Adenauer 1933 Zuflucht. Er las fast täglich in Staudenkatalogen und schaffe sich in Gedanken Gärten. Aber auch Gartenbücher studierte er. Das Buch „Der Garten als Zauberschlüssel“ von Karl Foerster war sogar lebenslanger Begleiter. Diese Lektüre brachte Adenauer den naturnahen Garten nahe, die Einheit von Haus und Garten.

„Auf Farbe, Duft, Charakter der Blume kam es Adenauer an, was ihm nicht gefiel, wurde entfernt. Aber er gab den Pflanzen eine Chance, übte sich in Geduld.“ Feyerabend zitierte Adenauer: „Man muss Geduld haben, wenn man etwas erreichen will, in der Natur und in der Politik.“

„Spiegel“-Mann Rudolf Augstein interviewte Adenauer. Das Gespräch illustrierte er mit Gärtner-Fotos des Kanzlers. Einher ging die Gärtnerleidenschaft mit Adenauers Erfindergeist. Einige seiner Kreationen betrafen das Gärtnern. Im Film wird etwa das Gartenmehrzweckgerät mit Hammerkopf, das an einen Fleischklopfer erinnert, präsentiert – aber auch Adenauer, wie er als Politiker auf den Tisch schlug. Seine geliebte Arbeit im „Vorhof des Paradieses“ war der dringend benötigte Ausgleich für die große Politik – und auch ein Spiegel.

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