Krieg in der Ukraine Bad Honnefer organisieren den dritten Hilfstransport

Bad Honnef · Nach zwei erfolgreich durchgeführten Aktionen machen sich im Mai erneut ehrenamtliche Helfer von Bad Honnef aus auf den Weg, um Spenden an die slowakisch-ukrainische Grenze zu bringen. Angewiesen sind sie erneut auf die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger.

 Für Michael Lingenthal (l.) und weitere ehrenamtliche Helfer geht es in wenigen Wochen erneut in Richtung slowakisch-ukrainischer Grenze. Dazu werden wieder Spenden gesammelt.

Für Michael Lingenthal (l.) und weitere ehrenamtliche Helfer geht es in wenigen Wochen erneut in Richtung slowakisch-ukrainischer Grenze. Dazu werden wieder Spenden gesammelt.

Foto: Frank Homann

Es sind auch für die Helfer immer wieder besonders emotionale Momente, wenn sie Karton um Karton übergeben und wissen, dass der Inhalt Flüchtenden in höchster Not Hilfe bietet. Bereits zweimal haben Ehrenamtliche aus Bad Honnef in den vergangenen Wochen von Bürgerinnen und Bürgern gespendete Hilfsgüter an die slowakisch-ukrainische Grenze gebracht, ihre Kartons sogar mit Grüßen in ukrainischer Sprache versehen. Und die Hilfe geht weiter: Ein dritter Transport, für den wieder Spenden gesammelt werden, ist in Vorbereitung. Bereits Anfang Mai soll es soweit sein.

Caritas verteilt die Spenden an der Grenze

Ziel der Reise ist die slowakisch-ukrainische Grenze, genauer der Ort Košice, wo die örtliche Caritas die weitere Verteilung der Spenden übernimmt. Anfang April war die zweite Hilfsfahrt von Bad Honnef aus gestartet. Gut 40 Helfer hatten zuvor dafür gesorgt, dass die Spenden sortiert, verpackt und auf den bereit gestellten Lastwagen geladen wurden. Neben den Spenden aus Bad Honnef halfen zudem die Kleiderstube der katholischen Gemeinde Sankt Severin in Frechen, die Abtei Maria Laach und der Kölner Sozialverein „Kellerladen“ bei der Zusammenstellung des Transportes. Dann begann für Michael Lingenthal, ehemaliges Stadtratsmitglied in Bad Honnef und einer der Hauptverantwortlichen für die Hilfsaktion, und Marion Schmoll die lange Reise in die Slowakei.

„Wir sind tief beeindruckt von dem Engagement in der Slowakei. [...] Die Slowakei, ein Land, welches gerade im Osten, nicht den Wohlstand Deutschlands hat und dennoch von dem, was man hat, reichlich den Geflüchteten gibt“, berichtete Lingenthal im Namen aller Beteiligten nach der Rückankunft in Bad Honnef nach dem zweiten Transport. Motivation ist dies offenkundig auch, jetzt keineswegs nachzulassen.

Hilfe für Binnenflüchtlinge und in den Kriegsgebieten

In Košice kommen auch aus der Slowakei selbst, aber eben auch aus Deutschland und Österreich mehrmals täglich Hilfslieferungen an und werden von dort an die Betroffenen verteilt. Die Caritas habe bislang drei Depots eingerichtet, ein viertes sei in Vorbereitung, so Lingenthal. In den Depots würden die Hilfsgüter entgegengenommen, sortiert, sofern sie nicht schon sortiert angeliefert wurden, und dann in zwei Partien gegliedert. Etwa zwei Drittel der Spenden würden dann direkt in die Ukraine gebracht, um die Binnenflüchtlinge im Raum Užhorod und in Mukacewe sowie in den Kriegsgebieten zu versorgen. Der Rest diene der Unterstützung der Ukrainer, die sich in der Slowakei in Sicherheit gebracht haben.

Auch die Unterstützung aus Bad Honnef sei dankbar angenommen worden, so Lingenthal. „Wir waren Augenzeuge von der Ankunft der Anreisenden Ukrainer. Es kommen derzeit überwiegend ältere Menschen. Wir sahen in abgespannte, ausdruckslose Gesichter. Die Strapazen der Menschen waren zu spüren. Sie hatten bislang eine Wohnung, ein Haus, einen Garten. Nun war alles, was ihnen blieb eine Handtasche mit dem Nötigsten. Mehr konnten sie in der Reise per Bahn, Bus, mit dem Auto, Lastwagen oder zu Fuß nicht mitnehmen“, so der emotionale Bericht des früheren Ratsherren. Manche Geflüchtete hätten sogar die Angebote, die Tasche von Militär oder Freiwilligen zur Aufnahme tragen zu lassen oder Rollstühle zu nutzen, abgelehnt. Lingenthal in seinem Bericht: „Es schien ein letzter Rest von eigener Würde zu sein, nun auch diesen Weg mit der wenigen Habe selbst zu gehen."

Die Ströme von Ukrainern, die über die Grenze in die benachbarte Slowakei fliehen, seien inzwischen etwas dünner geworden als noch in den ersten Wochen des Krieges. Dank der großen Hilfsbereitschaft der örtlichen Bevölkerung und den Hilfslieferungen könnten die Versorgung und die Betreuung der „befristet Entkommenen“ sichergestellt werden. Von „Flüchtlingen“ spreche man in der Slowakei nicht: Es solle der Wille der Betroffenen unterstrichen werden, so schnell wie möglich in die Heimat zurückzukehren. Viele Menschen warteten in Grenznähe ab, um zu gegebener Zeit schnell in ihre Heimat zurückzukehren.

Flüchtlingsstrom könnte wieder anschwellen

Nach den vielen dramatischen und hochemotionalen Eindrücken vor Ort sei man davon überzeugt, dass wenigstens mittelfristig Hilfe an der slowakisch-ukrainischen Grenze dringend benötigt werde. Zwar sei die Lage an den insgesamt vier Grenzübergängen derzeit vergleichsweise entspannt und unter Kontrolle. Zugleich würden jedoch erneute Angriffe mit Raketen und Marschflugkörpern auch auf den Westen der Ukraine erwartet.

Davon betroffen könnte insbesondere Užhorod sein, eine Stadt, die als regionales Versorgungszentrum dient. Eine erneute schlagartige Zunahme der Flüchtlingsströme könnte dann die Folge sein - eine Situation, auf die sich die Helfer und Freiwilligen vor Ort bereits vorbereiteten. Die Depots der Caritas spielten bei diesen Vorbereitungen eine zentrale Rolle. Und genau dorthin soll auch der nächste Hilfstransport aus Bad Honnef gehen.

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