Würdigung posthum Kunstraum Bad Honnef zeigt Werke von Isabella Hannig

BAD HONNEF · 2009 starb die Rhöndorfer Malerin Isabella Hannig. Ihr beeindruckendes Schaffen macht die Retrospektive deutlich, die bis zum 24. Februar zu sehen ist. Zur Eröffnung sprach der Ehemann der Künstlerin, Michael Hannig.

Leben und Tod nah beieinander: Das Diptychon schuf Isabella Hannig 1990.

Leben und Tod nah beieinander: Das Diptychon schuf Isabella Hannig 1990.

Foto: Frank Homann

Dem Mädchen auf dem Bild ist die Lebensfreude anzusehen. Der Rock ihres Kleides schwingt in der Bewegung mit. Erst beim genauen Hinsehen offenbaren sich die Spuren des Todes im „Gewand des Lebens“. Blasse Totenschädel verstecken sich in den Rockfalten, auf der Bluse sitzen schwarze Raben.

Auf dem Bild daneben ist es andersherum: Blumen blühen auf dem wallenden Kleid, das den knochigen Körper eines Skeletts umhüllt – Spuren des Lebens im Gewand des Todes. Isabella Hannig war 47 Jahre alt, als sie 1990 dieses bedrückende und zugleich faszinierende Diptychon schuf – eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werden und Vergehen.

2009 starb die Rhöndorfer Malerin, doch sie lebt bis heute weiter in den zahlreichen Werken, die sie der Nachwelt hinterlassen hat. In einer Retrospektive anlässlich ihres zehnten Todestages sind jetzt Bilder und Grafiken ihrer 30-jährigen Schaffenszeit im Bad Honnefer Kunstraum zu sehen unter dem Titel „Bilder erzählen“.

Familie will die Bilder allen zugänglich machen

„Die große Resonanz zeigt, dass Isabella Hannig auch zehn Jahre nach ihrem Tod noch einen ganz besonderen Namen in Bad Honnef hat“, stellte Cornelia Nasner, Vorsitzende des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef, angesichts der zahlreichen Besucher bei der Eröffnung fest.

Viel Applaus gab es für Hannigs Enkel Constantin, der die Ausstellungseröffnung musikalisch am Klavier begleitete und unter anderem mit einer stimmungsvollen Eigenkomposition verzauberte. Die Ausstellung ist Michael Hannig, Ehemann der Künstlerin, ein besonderes Anliegen gewesen: „Ich sehe ihre Bilder ja jeden Tag. Aber es sollen sich auch andere daran erfreuen können.“

Jedes Bild sei ein Individuum, „und mit jedem verbindet mich eine besondere Erinnerung.“ Hannig ließ es sich daher auch nicht nehmen, selbst in die Arbeiten seiner Frau einzuführen.

Wer im Uhrzeigersinn durch die Ausstellung geht, kann die künstlerische Entwicklung Isabella Hannigs nachvollziehen. Zunächst malte sie Ölbilder und Aquarelle, dann brachte sie Aquarellfarben auf Seide zum Leuchten, es folgten Mischtechniken und schließlich filigrane Fadengrafiken – für sie ein Mittel, Erinnerungen festzuhalten.

Tiere oder Landschaften waren nicht ihr Ding

Mit den Fäden konnte sie die Flüchtigkeit der Erinnerung darstellen, aber auch die Beharrlichkeit, mit der sich diese oft im Gedächtnis verankern. Besonders eindrucksvoll ist ihr dies in dem dreiteiligen Werk „Mädchen mit Puppe – die Erinnerung verblasst“ gelungen, bei dem das abgebildete Kind immer durchscheinender wird.

Tiere, Pflanzen, Landschaften waren nicht Isabella Hannigs Ding, ebenso wenig wie abstrakte Kunst. „Die menschliche Wirklichkeit hatte es ihr angetan“, berichtet ihr Mann. „Sie malte und zeichnete gegenständlich und erzählend.“ Das Bedürfnis, mit und in ihren Bildern zu erzählen, war auch bedingt durch eigene Schicksalsschläge, wie dem frühen Verlust ihrer Tochter.

Viele Werke entstanden in Zusammenarbeit mit Dichterinnen, deren Texte teils in feiner Schrift in die Bilder eingearbeitet, teils bereits gemalten Bildern angedichtet wurden. In anderen Fällen wiederum illustrierte Hannig fertige Gedichte mit Pinsel und Farbe. Die Spannbreite von Bildern und Texten reicht dabei von ernst bis heiter, was auch den Gang durch die Ausstellung so spannend und vielfältig macht.

Rahmenprogramm mit Führung, Lesung und Musik

Die Retrospektive „Bilder erzählen“ mit den Werken von Isabella Hannig ist noch bis zum 24. Februar im Kunstraum, Rathausplatz 3, zu sehen. Begleitend zur Ausstellung musiziert am Samstag, 9. Februar, ab 19 Uhr das Harfenduo „Bettelmanns Hochzeit“.

Wie Malerei und Dichtkunst zusammenfanden erläutert Michael Hannig bei einer Führung der Volkshochschule Siebengebirge am Dienstag, 12. Februar, ab 19 Uhr. Unter dem Motto „Von Renaissance bis Jazz im Dialog mit den Bildern“ spielt am Samstag, 16. Februar, ab 17 Uhr das Duo Brisant im Kunstraum.

Zur Finissage am Sonntag, 24. Februar, ab 11 Uhr lesen Anne Jüssen, Ursel Langhorst und Gundel Linhart aus ihren Werken. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Öffnungszeiten: donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Mehr Infos im Internet unter www.kunstraum-bad-honnef.de.

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