Interview "Kurz gefragt" it der Stiftungs-Geschäftsführerin

Bad Honnef · Mit der Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Corinna Franz, sprach Claudia Sülzen.

 "Es soll keiner sagen, Adenauer gehe uns heute nichts mehr an": Corinna Franz (links) und Angelika Praus stellen das Programm vor.

"Es soll keiner sagen, Adenauer gehe uns heute nichts mehr an": Corinna Franz (links) und Angelika Praus stellen das Programm vor.

Foto: Frank Homann

War Konrad Adenauer für Sie ein Visionär?
Corinna Franz: Ja, und zwar in einem ganz grundlegenden Sinne: Er war überzeugt, die Welt wird sich ändern, nichts bleibt ewig. Deutlich wird dies etwa in seiner Europapolitik. Er machte klar, dass es nicht beim damaligen "Europa der Sechs" bleiben dürfe. Und er lenkte dabei den Blick sogar gen Osten, etwa nach Polen und Ungarn. Inmitten des Kalten Krieges hatte er schon unser Europa von heute vor Augen. Ein anderes Beispiel ist für mich der Élysée-Vertrag 1963 mit der Vereinbarung zur Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks: Dass diese beiden alten Männer, Konrad Adenauer und Charles De Gaulle, wussten, dass die Zukunft in den Händen der Jugend liegt und sie daher junge Deutsche und Franzosen zueinander bringen mussten, das hat Größe. So gestalteten sie Zukunft.

Was würden Sie ihm sagen, stünde er Ihnen heute gegenüber?
Franz: Dass er ein großes Glück für unser Land war! Oft wird uns diese Frage gestellt: Was würde Konrad Adenauer heute machen? Die Adenauer-Welt war einfacher, nicht derart komplex wie heute - aber er hat sie auch einfacher gemacht. Ich weiß nicht, ob er heute noch so erfolgreich wäre wie damals. Aber: Er war der richtige Bundeskanzler zur richtigen Zeit. Er versöhnte die Deutschen mit der Demokratie - und die demokratische Welt mit den Deutschen. Oder nehmen Sie die "Rhöndorfer Konferenz" vom August 1949, ein scheinbar unscheinbares Treffen in seinem Wohnhaus vor 65 Jahren, das es nicht in die Geschichtsbücher geschafft hat, aber mit der Einigung auf eine "kleine Koalition" (Anm. d. Redaktion: Unionsparteien, FDP und DP) die entscheidenden Weichen gestellt hat für politische Stabilität, soziale Marktwirtschaft und Westbindung. Dies ist für mich ein schönes Beispiel, wie Geschichte anders hätte laufen können und Adenauer ihr seinen Stempel aufgedrückt hat. Es soll keiner sagen, Konrad Adenauer gehe uns heute nichts mehr an.

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