Soiree beim Kulturring „La Serenissima“ in Bad Honnef entführte nach Venedig

BAD HONNEF · Der Kulturring Bad Honnef beschwor mit einer Soiree im Kunstraum unter dem Ratssaal die besondere Atmosphäre von Venedig. Opernsängerin Silke Marchfeld, Christian Turck am Klavier und Thomas Krause als Rezitator entführten die Gäste in die Lagunenstadt.

 Eingespieltes Duo: Pianist Christian Turck und Altistin Silke Marchfeld verzauberten das Publikum im Kunstraum.

Eingespieltes Duo: Pianist Christian Turck und Altistin Silke Marchfeld verzauberten das Publikum im Kunstraum.

Foto: Frank Homann

Wer noch nicht in Venedig war, hat nach diesem Abend ein neues Traumziel. Unter dem Motto „Auf dem Wasser zu singen“ präsentierte der Kulturring Bad Honnef eine literarisch-musikalische Soiree im Kunstraum, bei der Opernsängerin Silke Marchfeld, Christian Turck am Klavier und Thomas Krause als Rezitator der Lagunenstadt ihre Reverenz mit Liedern und Texten erwiesen.

Zusammengestellt hatte sie der zweite Vorsitzende des Kulturrings, Dieter Turck. Mit seinem Sohn Christian, der an den Hochschulen Köln und Weimar die Fächer Klavier und Violoncello studiert hat, und Silke Marchfeld hatte er ein eingespieltes Duo für den musikalischen Teil des Abends gewinnen können. Die gefragte Solistin großer Opernhäuser gefiel mit Schuberts Lied, das dem Abend den Titel gegeben hatte, genauso wie mit Gondelliedern, bei denen sie von Christian Turck einfühlsam begleitet wurde; er hatte auch die Aufgabe übernommen, die Lieder zu transponieren und in die geeignete Lage für Alt zu setzen.

Eine Stadt vom Wasser geprägt

Und über Venedig informierte Schauspieler und Rezitator Thomas Krause, der auf Theaterbühnen spielt, für Fernsehsender arbeitet und ein gefragter Sprecher ist. Nun machte er Werbung für „La Serenissima“, eine Stadt, „die vom Wasser geprägt ist, in der man sich nicht leicht bewegen kann, ohne in ein Boot zu steigen und sich irgendwohin bringen zu lassen. Und dieses Boot ist immer wieder die Gondel, jenes merkwürdige Personengefährt, welches das Nachdenken und die Fantasie der Venedig-Reisenden beflügelt hat“.

Die Gondelfahrt, so erläuterte er, habe eine ungemein vielfältige Symbolik – als Erfahrung des Glücks, der Liebe, aber auch des Geheimnisses, der Rätselhaftigkeit des Daseins, des Verfalls und des Todes. Das Publikum hörte von Goethes Italienischer Reise 1786 und seiner Wiederkehr nach Venedig vier Jahre später, die ihn veranlasste, die Venezianischen Epigramme zu schreiben. Damals, so erfuhren die Besucher, gab es zwischen 8000 und 10 000 Gondeln, fast alle mit Kabinen, in denen sich erlaubte und unerlaubte Techtelmechtel, Komplotte und andere Geheimnisse im Verborgenen abspielten.

„La Serenissima“ in der Literatur

Auch durch Goethe „wurde der Topos des singenden Gondoliere fester Bestandteil des Venedig-Bildes in ganz Europa“. Und Komponisten fanden in den Gesängen eine Inspiration. Krause schilderte auch Aspekte der modernen Venedigerfahrung, ließ Hesse und Rilke zu Wort kommen und beleuchtete Thomas Manns „Tod in Venedig“. Schließlich: Richard Wagner, der im September 1882 mit seiner Familie nach Venedig reiste und im Februar 1883 an seinem Schreibtisch tot zusammenbrach. Franz Liszt war erschüttert und schrieb ein Klavierstück, das er „Trauergondel“ nannte. Ein düsteres Werk, von Christian Turck brillant gespielt. Und danach fragte Krause: „Stirbt Venedig?“ Zu viele Touristen und Kreuzfahrtschiffe? „Venedig hat alles überstanden. Hoffen wir, dass es auch die gegenwärtigen Bedrohungen übersteht.“

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