Start ins VHS-Jahr im Siebengebirge Manfred Kock spricht in Haus Bachem

SIEBENGEBIRGE · Zum Auftakt des neuen Semesters der VHS Siebengebirge hat sich der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in Haus Bachem mit der Rolle von Religionen in historischen und aktuellen Konflikten befasst.

 Einen zeitlichen Bogen von Luther bis heute spannte der Vortrag des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock.

Einen zeitlichen Bogen von Luther bis heute spannte der Vortrag des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock.

Foto: Frank Homann

Der 500. Jahrestag der Reformation ist das Thema des Jahres 2017. Und auch in der Volkshochschule Siebengebirge schlägt es sich nieder. Zur Auftaktveranstaltung des ersten Semesters konnte Manfred Kock, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, gewonnen werden. So begrüßte Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz im Haus Bachem denn auch zahlreiche Besucher zu einer „außergewöhnlichen Semester-Eröffnung“. Das Stadtoberhaupt wandte sich an den ehemaligen Oberhirten der evangelischen Kirche: „Ich freue mich, dass Sie von Köln hierhergekommen sind.“

Ein Lob gab es für das Team um VHS-Leiterin Hedwig Roos-Schumacher, das eine ausgezeichnete Arbeit leiste, und Wirtz hoffte, dass viele Bürger Gebrauch von dem interessanten Programm machen werden. Kocks Vortrag stand unter dem Motto „Christliche Freiheit und politische Kultur“. Der außerordentliche Stellenwert des Jubiläums zeige sich darin, dass der Reformationstag, der 31. Oktober, zum bundesweiten Feiertag erklärt wurde, stellte Roos-Schumacher zum Auftakt heraus. Gleichzeitig falle dieses historische Ereignis in eine Zeit, in der Religion in ganz neuer Weise wieder vehement zum Thema werde. Eine große Zahl von Menschen, überwiegend Muslime, suchen hier Zuflucht. Daraus würden Ängste vor vermeintlicher Überfremdung geschürt. Andere würden in totaler Abkehr von hiesigen Traditionen plötzlich nicht mehr Sankt Martin oder Weihnachten feiern, sondern nur noch von Lichterfesten reden wollen.

Als Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirche anschlug, habe er die Absicht verfolgt, die Kirche besser zu machen. Aber je mehr das Projekt Reformation voranschritt, desto mehr wurde es politisch und führte schließlich in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Dreißigjährigen Krieg als unrühmlichen Höhepunkt, führte Roos-Schumacher aus. „Politische Gewalt mit Religion als Begründung.“ Die Geschichte sei voll von machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Religionsgruppen. „Gerade erleben wir eine neuerliche Eskalation – der Terror im Namen des Islam ist bei uns angekommen.“

Manfred Kock schlug in seinem Vortrag einen weiten Bogen. Von Luther, der für Gerechtigkeit gewesen sei, aber die Gewalt gegen die Führer des Bauernaufstandes zugelassen habe, über den Westfälischen Frieden, der den Kirchen Respekt vor den anderen Überzeugungen auferlegte, bis in die heutige Zeit. Die Gewalt habe in der christlichen Zeit nicht abgenommen. Ja, viele würden die Religionen für die Gewalt verantwortlich machen. Aber auch in atheistischen Konzepten sei sie nicht verschwunden – siehe den Stalinismus. Die Gewalt habe andere Wurzeln: Macht, Geldgier.

Die Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofes wertete er als Meilenstein bei der Bekämpfung von Verbrechen. Ein Manko: Die große Macht USA habe ihn nicht anerkannt. Kock betonte: Die Kirchen in Europa würden einen wichtigen Beitrag für den Frieden leisten. Auf die abschließende Frage eines Zuhörers, ob der Vortrag Kocks nachzulesen sei, versprach dieser, ihn über die VHS zur Verfügung zu stellen.

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