Altersjubiläum Marta Maurer aus Bad Honnef feiert 101. Geburtstag

BAD HONNEF · Im September hatte Marta Maurer bundesweit für Furore gesorgt: Ein Computerfehler hatte die Seniorin sozusagen wieder zum Baby gemacht. Jetzt feiert Marta Maurer in Bad Honnef ihren 101. Geburtstag.

 Marta Maurer feiert in Bad Honnef ihren 101. Geburtstag.

Marta Maurer feiert in Bad Honnef ihren 101. Geburtstag.

Foto: Roswitha Oschmann

Ende September 2017 hatte sie bundesweit Schlagzeilen gemacht. Weil der Computer Marta Maurers Geburtsjahr 1917 etwas durcheinanderwirbelte, wurde Sohn Wolfgang aus Königswinter-Ruttscheid vom Landeszentrum Gesundheit NRW als „gesetzlicher Vertreter“ in einem Schreiben daran erinnert, seine Tochter Marta Anna Emma zwecks „U 5“, der Früherkennungsuntersuchung für Babys zwischen dem sechsten und siebenten Lebensmonat, einem Arzt vorzustellen. Nun, mittlerweile wäre nach PC-Lesart schon die „U6“ fällig, der Test für Kinder zwischen zehn und zwölf Monaten. Heute vollendet Marta Maurer ihr 101. Lebensjahr.

Am 5. Februar 1917 wurde sie in Salzgitter-Gebhardshagen geboren. Ein Montag. An der Somme-Front starteten die Engländer einen Angriff, auf Dünkirchen gab es einen Fliegerangriff, und in vielen deutschen Städten holten sich die hungernden Menschen Suppe aus der Kriegsküche. Der Erste Weltkrieg tobte in den ersten beiden Lebensjahren der kleinen Marta. Das zweite Jahrhundert-Desaster war geprägt von der Sorge um das Wohlergehen ihres Mannes Heinrich Maurer, den sie vor Kriegsbeginn geheiratet hatte und der den ganzen Russlandfeldzug mitmachen musste. Ihr Haus in Bocholt war während des Krieges zerstört worden. Als Ausgebombte suchte Marta Maurer mit ihrem Sohn Zuflucht bei den Eltern.

100. Geburtstag mit 100 Gästen gefeiert

Hunger musste sie aber in den harten Zeiten des 20. Jahrhunderts nie leiden. Ihr Vater Heinrich Köhler führte nicht nur einen Installationsbetrieb, sondern die Familie hatte außerdem noch Landwirtschaft mit Vieh. Getreide, Kartoffeln, Rüben und Gemüse kamen vom Feld und aus dem großen Garten. Tochter Marta half viel. Im Winter wurde ein Schwein geschlachtet, Wurst in Konserven eingemacht. Der Vater verfügte über eine Dosenverschlussmaschine, die vom ganzen Dorf genutzt wurde. Erbsensuppe ist Martas Lieblingsgericht. Sie mag für ihr Leben gern Räucheraal. Und Brötchen mit Butter und Marmelade. „Ich habe immer mäßig, aber regelmäßig gegessen“, erzählt die Jubilarin, die im Seniorenzentrum Sentivo in Bad Honnef lebt.

Nach dem Besuch einer Hauswirtschaftsschule in Hannover führte sie den Haushalt einer Keksdynastie. In der niedersächsischen Metropole begegnete sie auch ihren aus Neuwied stammenden Ehemann, der als Soldat im Reiterregiment 13 diente. Bocholt wurde Wohnsitz des Paares, das durch den Krieg schon bald getrennt wurde. 1950 zog die Familie mit den nun zwei Söhnen im Alter von zehn und fünf Jahren nach Schwelm; der Ehemann war vom Zolldienst in die dortige Finanzbehörde versetzt worden. Schwelm sollte der Lebensmittelpunkt Marta Maurers für 67 Jahre werden.

Sie arbeitete jahrelang im Kaufhaus Blankenburg. Und sie engagierte sich in der Evangelischen Frauenhilfe, leistete Dienst im Krankenhaus oder bastelte, strickte und nähte für die Basare; noch heute weist sie dabei großes Geschick auf. Sie schaut gern Tierfilme an. Rätseln war immer eine große Leidenschaft, um geistig fit zu bleiben. Bis 2017 versorgte sich Marta Maurer, deren Mann 1997 verstarb, selbst. Ihren 100. Geburtstag feierte sie im Saal der Kirchengemeinde mit 100 Gästen vom frühen Vormittag bis abends um elf.

Seit einem Sturz in der Osterzeit 2017 haben die Kräfte Marta Maurers etwas nachgelassen. Sie drückte den Notfallknopf nicht – aus Rücksicht auf die Helfer, damit die nicht extra ausrücken müssten. So wurde sie erst Stunden später gefunden. Sohn Wolfgang holte seine Mutter bis zum Umzug ins Seniorenzentrum nach Ruttscheid. Hier wird die fünffache Großmutter und fünffache Uromi auch ihren 101. Geburtstag feiern. Dabei wird sie auch mal ein Glas Wein trinken und mit ihren Lieben anstoßen. Für ein „U 6-Baby“ doch eine ganz bemerkenswerte Entwicklung.

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