Kurzfilm "Crash" Marvin und Jaco Beydemüller drehen im Siebengebirge

BAD HONNEF · Mit 16 hat Marvin Beydemüller seine erste Videokamera bekommen. Die Modelle haben im Laufe der Zeit gewechselt, die Leidenschaft fürs Filmen ist ihm und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Jaco auch heute noch, mehr als zehn Jahre später, geblieben.

 Gute Laune am Set in der Honnefer "Burgermeisterei": Marvin (links) und Jaco Beydemüller (hinten mit "Klappe") bei Aufnahmen zu "Crash" mit Hauptdarsteller Thomas Dernier-Kleine (rechts).

Gute Laune am Set in der Honnefer "Burgermeisterei": Marvin (links) und Jaco Beydemüller (hinten mit "Klappe") bei Aufnahmen zu "Crash" mit Hauptdarsteller Thomas Dernier-Kleine (rechts).

Foto: Frank Homann

Verändert haben sich allerdings die Projekte. Als Teenager haben die beiden Honnefer Jungs experimentiert, mittlerweile drehen sie ihren ersten professionellen Film. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Doch so ganz gradlinig verlief der Weg nicht.

Nach dem Abitur ergriffen Marvin und Jaco zunächst andere Berufe. "Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass es das nicht ist", sagen sie. Der Jüngere, Jaco, machte dann ein Praktikum bei einer Münchner TV-Produktionsfirma, die unter anderem Heidi Klums Topmodelshow produziert hat. Das gefiel ihm so gut, dass er gleich dabei blieb. Bruder Marvin kündigte kurzerhand und fing ebenfalls in München an. Sie war wieder zum Leben erweckt, die Leidenschaft fürs Filmen.

"Nur die Castingshows hatten wir irgendwann satt", sagt Marvin. Also sind sie zurück in die Heimat gegangen, um dort als freie Filmer ("Rotkläppchen Film") zu arbeiten. Über Wasser halten sie sich mit Imagefilmen für diverse Auftraggeber. Auch ein Musikvideo haben sie schon produziert. Mit der Band "7 Faces" entstand so im Laufe der Zeit eine Freundschaft. Und mehr noch: Thomas Dernier-Kleine, Gitarrist der "7 Faces", ist auch der Hauptdarsteller von "Crash", dem ersten richtigen Film der Beydemüller-Brüder.

"Unser Ziel war es schon immer, Spielfilme zu machen", sagt Jaco Beydemüller. Das Drehbuch für "Crash" gab es schon länger, nun hatten sie auch ihren Hauptdarsteller gefunden. "Das Spannende war, dass wir nicht wussten, ob Thomas das kann. Aber der erste Drehtag lief super." So super, dass mit Thomas Bandkollege Patrick Fremdgen sowie den befreundeten Schwestern Hanna und Lena Küster alle Darsteller schnell gefunden waren.

Alle völlig ohne Erfahrung, alle echte Glücksgriffe. Ende März wollen die beiden fertig sein. Dann wird der Streifen, der trotz seiner 60 Minuten noch zum Genre Kurzfilm gehört, an alle Filmfestivals verschickt. Premiere soll er aber in Honnef feiern. In der Disco "Rheinsubstanz" wird vermutlich im April etwas der alten Honnefer Kinotradition wiederbelebt werden, zumindest für eine Vorführung. Fix sind die Termine aber nicht. Credo der Brüder ist nämlich: "Lieber gut als früh fertig".

In "Crash" dreht sich alles um einen an paranoider Schizophrenie leidenden Filmkomponisten, der eine Verbindung zu einer jungen Frau eingeht und so eine längst verdrängte Wahrheit zurück in sein Bewusstsein lässt. Der Film ist ein relativ düsteres Drama, das zwischen Realität und Traumsequenzen changiert und dabei weniger mit dem klassisch sozialkritischen europäischen, als vielmehr mit dem amerikanischen Film Gemeinsamkeiten hat.

"Er ist zeitlos und nicht an einen Ort gebunden", sagen die Brüder. Gedreht wurde dennoch an tollen Schauplätzen im Siebengebirge, unter anderem im ehemaligen Feriensitz der Gebrüder Grimm. Ein Budget gab es nicht. "Das teuerste war eine Flasche Whiskey, die wir für eine Szene brauchten", erzählt Jaco Beydemüller. Alle Darsteller, Komparsen und Helfer haben gratis mitgemacht, die Ausrüstung gehört komplett den Brüdern. Ein völlig neuer Ansatz: Aus Low Budget ist gewissermaßen No Budget geworden.

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