Ausstellung im Kunstraum Mathias Bruch erschafft in Bad Honnef aus Anspruchslosem Anspruchsvolles

Bad Honnef · Wenn aus Anspruchslosem Anspruchsvolles entsteht, könnte Künstler Mathias Bruch involviert sein. Der Fotograf erschafft malerisch anmutende Bildwelten. Seine beeindruckenden Werke sind jetzt im Bad Honnefer Kunstraum zu bewundern.

Beeindruckende Fotografien erschafft Mathias Bruch, der zur Eröffnung der Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef seinen Hund Henry mitgebracht hatte.

Beeindruckende Fotografien erschafft Mathias Bruch, der zur Eröffnung der Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef seinen Hund Henry mitgebracht hatte.

Foto: Frank Homann

Mit „Gras:krass“ geht’s im Kunstraum in den Jahres-Endspurt. Der Bonner Künstler Mathias Bruch präsentiert dort Arbeiten aus seiner Serie, die auf Fotografien von pflanzlichem Material aus natürlicher Umgebung basieren. Und Werner Osterbrink, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef, hinterfragte das Motto bei der Vernissage: „Was hat Gras mit krass zu tun?“

Echt krass? Wenn das Wort positiv und in seiner Bedeutung als in seiner Art sehr außergewöhnlich gesehen wird, dann trifft es den Kern. Dem Betrachter offenbaren sich traumhaft schöne, gemäldegleiche Ansichten. Denn mit dem Betätigen des Auslösers ist Bruchs Arbeit nicht getan. Er lotet mittels mehrstufiger Workflows die Möglichkeiten der digitalen Fotografie aus und schafft malerisch anmutende Bildwelten, die in der Realität im Zusammenwirken von Augen und Gehirn nicht wahrgenommen werden können. Gras, wie es schöner nicht sein kann.

Kunstvolle Blickwinkel entstehen beim Spaziergang mit dem Hund

Vorwiegend beim Spaziergang mit Hund Henry an der Bonner Peripherie ging Bruch, Jahrgang 1952, auf Pirsch am Wegesrand – die vielfach unbeachteten Halme haben es ihm angetan. Für den Künstler hat Gras eine interessante Struktur.

Kunsthistorikerin Heidrun Wirth sagte bei ihrer Einführung in die Ausstellung, Bruch verwende die Mittel der medialen, digitalen Welt, „mit denen es ihm gelingt, eine neues Sehen zu beschwören“. Sein Pinsel sei die Maus. „Am PC wird er zu einer Art Magier und Zauberer, der sich – und das ist das Außergewöhnliche – dem Anspruchslosen widmet, um Anspruchsvolles zu erschaffen“, so Wirth.

Aus dem Gras, das immer gleich aussehe, mache Mathias Bruch ein Abenteuer. Er wende in etwa die gleichen Arbeitsstunden wie ein malender Künstler auf für seine Werke, „die letztendlich auch an Malerei denken lassen, bald an Zeichnungen, ganz impressionistisch, bald an wilde expressive Gestik. Lichte Farbspuren sind in Auflösung begriffen, Konturen werden aquarellartig verwischt. Wir sehen verschiedene Dichten und Transparenzen, verschiedene Rhythmen der Strichbündel und so sind wir plötzlich voll im Bereich der Kunst“.

Dabei nehme der Betrachter aber wahr, dass es nicht um komponierte Staffeleibilder gehe. Und doch sei das Gras erkennbar, „wie es sich im Wind anschmiegt, wie es trotzig stehen bleibt, wie es in überbordender Fülle über- und auseinanderfällt, wie es sich Halm für Halm behauptet oder wie es zu einem einzigen dichten Schwarz verklumpt. Fast wie Gischt am Meer oder sich aufrecht präsentierend in feinsten filigranen Verläufen“. Mathias Bruch habe gelernt, wie viel „darf man machen, ohne zu übertreiben“.

Künstler nennt seine am Computer bearbeiteten Fotos „semiabstrakt“

Der gebürtige Stuttgarter, der nach seinem Berufsleben in Wissenschaft und Verwaltung zur Kunst gelangte, nennt sie „semiabstrakt“. Heidrun Wirth: „Es müssen keine außergewöhnlichen, keine prestigegeladenen Dinge sein, sondern es darf das schlichte Gras sein, nur eben ein bisschen krasser vorgeführt als sonst.“ Und Mathias Bruch meinte zuversichtlich: „Wenn sie diese Bilder vom Gras sehen, werden sie das Gras vielleicht nie mehr so sehen wie bisher.“

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 18. Dezember, im Kunstraum am Rathausplatz zu sehen, und zwar donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr.

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