Schadstoffsanierung in Bad Honnef beendet Menzenberger Halle ab sofort für den Sport freigegeben

Bad Honnef · Der Schock bei den Sportlern saß tief: Anfang Juni hatte die Menzenberger Halle in Bad Honnef gesperrt werden müssen. Grund: krebserregendes Dämmmaterial im Dach. Knapp drei Monate später darf am Menzenberg jetzt wieder gedribbelt und gekickt werden.

 Erster Beigeordneter Holger Heuser und Architekt Michael Deisenroth (l.) erläutern Schritte der zurückliegenden Schadstoffsanierung. Die Halle Menzenberg ist wieder für den Sport freigegeben.

Erster Beigeordneter Holger Heuser und Architekt Michael Deisenroth (l.) erläutern Schritte der zurückliegenden Schadstoffsanierung. Die Halle Menzenberg ist wieder für den Sport freigegeben.

Foto: Claudia Sülzen

Die Schulkinder scharrten am Donnerstag schon mit den Hufen. Ein paar Minuten warten noch, während im Inneren die offizielle Übergabe stattfand. Dann waren sie die Allerersten, die nach der Schadstoffsanierung in der Menzenberger Halle dribbeln und kicken durften. Nur rund zwei Monate, nachdem die Halle von Jetzt auf Gleich wegen Schadstoffbelastung geschlossen werden musste, sind die schädlichen Baustoffe entfernt und die Halle freigegeben. Der ganz große Wurf am Menzenberg freilich steht noch aus: Voraussichtlich 2023 wird das an die Halle angrenzende Stadion saniert, die Sporthalle um ein Foyer ergänzt und zudem energetisch „in Ordnung“ gebracht.

Die Planung für Stadion-Sanierung und Anbau waren es auch, die zutage förderten, dass es in der Halle ein nicht zu unterschätzendes, für Bauten ihrer Zeit aber verbreitetes Problem gab: Dämmmaterial, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Wegen der Planung des neuen Multifunktionsraums, der an die Sporthalle angebaut werden soll, hatte ein Gutachter die Halle unter die Lupe genommen - und Alarm geschlagen. Grund: Als Dämmmaterial war künstliche Mineralfaser, eine sogenannte KMF-Dämmung, verwendet worden. Und der Experte ordnete diese Dämmung auch als krebserregend ein.

Schadstoffmessung ergab keine Gefährdung

„Sobald man von einer solchen Gefährdung weiß, muss man handeln“, erläuterte Michael Deisenroth vom beauftragten Architektenbüro.  Eine umgehende Schadstoffmessung ergab nach Worten von Erstem Beigeordneten Holger Heuser  zwar „zum Glück keine Belastung“. Dennoch war klar: Die Schadstoffsanierung duldete keinen Aufschub, „aber natürlich ist das jetzt keine Komplettsanierung“.

Die Arbeiten hatten es in sich, wie Deisenroth erläuterte. Zwar machte die alte KMF-Dämmung nur einen Teil der Dämmung aus, war in späteren Jahren durch zwei weitere Dämmschichten aus unbelastetem Material ergänzt worden. Da die belasteten und unbelasteten Schichten nicht voneinander getrennt waren, musste aber alles raus. In Schutzanzügen, teils mit Nachtschichten und am Wochenende, arbeitete das Team einer Spezialfirma. Die Bilanz: Entfernt und speziell entsorgt wurden 21 Tonnen Dämmmaterial.

21 Tonnen belastete Dämmung entsorgt

Was sich auch optisch zeigt - und thermisch. Die Decke ist jetzt ohne Dämmung und der Blick auf die Dachinnenhaut frei. Und bei sommerlichen Temperaturen wie am Donnerstag ist es in der Halle wärmer als bislang, obwohl Lüftung und für die kalte Jahreszeit Heizung auf die geänderten Rahmenbedingungen angepasst wurden, wie auch Jörg Sudmann vom städtischen Gebäudemanagement erläuterte. Ein temporäres Problem, so Heuser: Mit der anstehenden energetischen Sanierung hätte die Dämmung ohnehin raus gemusst. Danach ist dann wieder prima Klima in der Halle Menzenberg.

Die übrigens anders als die Nebengebäude, also die Umkleiden der Halle selbst und der angrenzende, bereits mit dem Stadion eingeweihte Umkleidetrakt des Stadions, auf solidem Fundament steht. „Die Substanz der Halle ist gut“, wussten auch Geschäftsbereichsleiter Städtebau Fabiano Pinto und Gebäudemanager Frank Beckmann zu berichten. Die Halle verfügt über eine Bodenplatte, anders als die Nebengebäude, für die nach Worten Deisenroths lediglich Fundamentbänder gegossen wurden. Die Konsequenz der deutlich anfälligeren Statik: Die Trakte neben der Halle haben sich gesetzt. Bodenwellen, Risse und sogar ein eklatanter Spalt belegen, wie sehr sich die Bauteile auseinander bewegen.

Schäden wie diese machen klar: Die Nebengebäude sind nicht zu retten. Und noch eine Überraschung hielten die Umkleiden bereit: Auch dort, so stellte der Gutachter fest, war das belastete Dämmmaterial verwendet worden. Die Schadstoffsanierung wurde also auf die Umkleiden ausgedehnt. Knapp 1500 Quadratmeter abgehängte Decken wurden alleine in der Sporthalle entfernt, um an den „Übeltäter“ heranzukommen. Der gesamte Hallenboden war zuvor abgedeckt worden, um ihn zu schützen.

Und da die Gerüste schon standen, wurde eine Vorgabe der Basketball-Liga umgesetzt: Dank neuer Beleuchtung über dem Basketballfeld ist es dort jetzt weit heller. Die Lampen, so Sudmann, könnten später, wenn die Halle energetisch sozusagen komplettiert ist, wiederverwendet werden in anderen Gebäuden wie Schulturnhallen. Dann steht auch dieser Arbeitsschritt an: Auch hinter der Wandverkleidung in der Halle verstecken sich „schlechte“ Dämmmatten. Da eine Schadstoffsanierung auch dieser Elemente bis zum Start ins neue Schuljahr nicht zu schaffen gewesen wäre, wurden die Fugen fachmännisch verschlossen und das Dämmmaterial somit „eingehaust“, so Heuser.

Kostenpunkt der Arbeiten jetzt alles in allem: rund 350 000 Euro. Zu guter Letzt wurde erneut die Raumluft geprüft, eine Belastung sodann erneut ausgeschlossen, alles aufwendig gereinigt  und eine temporäre Genehmigung durch die Bauaufsicht erteilt. Dem Sport in der Halle steht damit zumindest vorerst nichts mehr im Wege. Und nicht dem ersten Basketballspiel vor Publikum am 19. September - bei Beleuchtungsstärke von 1000 Lux.

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