Ehemaligentreffen am Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef Mit dem Henkelmann in die Schule

Bad Honnef · 65 Jahre haben die Erinnerungen nicht verblassen lassen: Beim Klassentreffen sprechen Ehemalige des Siebengebirgsgymnasiums über ihre Pennäler-Zeit in Bad Honnef - und über den Studienrat, der für seinen weißen Kittel berühmt war, und Respekt vor „Kniffi“.

Ehemaligentreffen am Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef: Mit dem Henkelmann in die Schule
Foto: Frank Homann

Der Sextaner-Jahrgang 1949 des Siebengebirgsgymnasiums in Bad Honnef feierte im Jahr 1955 im Hotel „Vater Rhein“ an der Steinstraße Sibi-Halbzeit mit einem Kommers. 66 Jahre danach und 65 Jahre, nachdem sie das sogenannte „Einjährige“ in der Tasche hatten, begingen Mitglieder dieses „Spitzenjahrgangs 1955“ jetzt im Maritim-Hotel in Königswinter ihr eisernes Jubiliäum und den Jahrestag ihres Kommers von damals.

Die Ehemaligen waren auch bei diesem Klassentreffen der Einladung durch Organisator Rolf Labedzke gefolgt, der die Grüße von Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff, selbst alter Septimontaner, verlas. Stets sind bei diesen Anlässen die Schüler, die mit dem mittleren Schulabschluss 1955 das Gymnasium verließen, und auch jene, die als Oberprimaner 1957/58 dann mit dem Abitur in der Tasche ihre Schullaufbahn beendeten, dabei. Aus allen war etwas geworden – ein Klassenkamerad war sogar als Physiker in den USA in der Raumfahrt tätig.

Ehemalige widmen das Treffen ihrem Lehrer

Vielleicht hing das mit dem guten Unterricht in Mathematik, Physik und Chemie zusammen, den die Schüler bei ihrem Klassenlehrer, Studienrat Willy Miesen, hatten? Ihm war dieses eiserne Klassentreffen gewidmet, wie auf den Erinnerungsurkunden vermerkt ist. Alte Fotos gingen herum – vom alten Schulgebäude an der Bergstraße, vom ersten Treffen im Jahre 1985, vom Kommersfest 1955, bei dem sie ihrem Klassenlehrer einen Zylinder aufgesetzt hatten, aber auch Aufnahmen von Miesen ganz in Weiß.

Mit „Henkelmann“ in die Schule

„Er trug immer einen weißen Kittel“, so Rolf Labedzke. Das hing mit seinen Unterrichtsfächern zusammen, passte aber auch gut zu seiner Aufgabe, die Schulspeisung auszugeben. „Für viele war das damals die einzige warme Mahlzeit am Tag.“ Dieter Schaefer, der mit seiner Frau Marlies aus Lauffen am Neckar gekommen war und die weiteste Anreise hatte, berichtete: „Wir gingen mit dem Henkelmann in die Schule.“

Weil Schaefer aus Rheinbreitbach stammte, musste er Schulgeld zahlen. „Meine Mutter war Kriegerwitwe. Für sie waren 25 Mark im Monat sehr viel Geld“, so der spätere Offizier. Seine Frau Marlies, geborene Schultz – „Mein Vater war der erste Kurdirektor von Honnef und 1945 gefallen.“ – besuchte das Lyzeum. „Ich musste wegen des Schulgelds von der Schule gehen.“

„Pädagogische Wüste“

Ludwig Geerling aus Bad Honnef meinte: „Willy Miesen war sehr freundlich.“ Darin pflichteten ihm die Klassenkameraden von einst bei. Schaefer: „Es herrschte Lehrer-Knappheit – Kriegsheimkehrer oder reaktivierte Pensionäre unterrichteten uns.“ Schaefer: Nicht alle würden gerne an die Schulzeit zurückdenken. Es habe eine „pädagogische Wüste“ geherrscht, so Otto Piehler.

Als streng galt „Kniffi“ – Schulleiter Hans Neunkirchen. Otto Piehler: „Ich hatte einen Traumjob als Schüler. Im Vierkotten habe ich Kegel aufgesetzt, da gab es Kartoffelsalat mit Würstchen, Cola und fünf Mark. Nach zwei Monaten musste ich zum Direktor. Er wünsche nicht, dass ich Kegel aufsetze. Da war ich 18.“ Den Job musste der Sohn des Direktors der Lepper-Werke aufgeben. Er erinnerte aber auch an eine lustige Karnevalsfeier in der Werkstatt von Ludwig Geerlings Vater oder an das Springen von der Rheinbrücke in den Toten Arm. Diesen Ort können die Ehemaligen beim nächsten Treffen im April 2022 besichtigen – dann gibt es eine Schiffstour nach Linz.

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