Gemeinsames Projekt in Bad Honnef Mit Musik zur Integration

Bad Honnef · Bei den „Rhein Refugee Youngstars“ spielen junge Deutsche und Flüchtlinge zusammen. Die noch junge Band tritt bei Rhein in Flammen auf der Insel Grafenwerth erstmals öffentlich auf.

„Hello? It's me...“ Als Sängerin Massi die ersten Silben von Adeles Chartstürmer ins Mikrofon seufzt, spitzt Sigrid Haverkamp beide Ohren. „I was wondering if after all these years you'd like to meet...“ Ehrenamtlich hat es sich die Gesangslehrerin zur Aufgabe gemacht, die 26-jährige Iranerin, die als Flüchtling nach Deutschland kam, fit zu machen für ihren allerersten großen Bühnenauftritt.

Und der ist gleich vor mehreren Hundert Leuten bei Rhein in Flammen. Das Talent ist da, es muss bloß noch der Feinschliff her: „Das war doch schon super“, kommentiert Haverkamp und rät Massi: „Don't forget to breathe.“ Vergiss das Atmen nicht. Und: Nicht das Tempo verlieren. Die Endsilben länger ausklingen lassen. Auf die Mikrofonhaltung achten. Und noch einmal von vorn: „Hello? It's me...“

Es war eine ganz besondere Generalprobe mit internationalem Flair, die am Donnerstag im Haus der Jugend über die Bühne ging. Integration durch Musik, so lautete die Idee, die Helge Kirscht, seines Zeichens Erfinder der „7 Mountains Music Night“, zur Gründung der Nachwuchsband „Rhein Refugee Youngstars“ bewegt hatte. Finanziert vom Honnefer Aalkönigskomitee und in der Trägerschaft des Stadtjugendrings, verfolgt das in Honnef bislang einmalige Projekt das Ziel, junge Flüchtlinge und heimische Jugendliche unter einen musikalischen Hut zu bringen.

„Mit Musik kann viel erreicht werden“, weiß Helge Kirscht aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Musik ersetzt zwar keine Jobs, aber sie ist ein tolles Ventil, um Emotionen Ausdruck zu verleihen, und eine Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen.“ Die Vision: Die Band soll nicht bloß eine „Beschäftigungsmaßnahme“ sein, so Kirscht, sondern Teil der Honnefer Musikszene werden.

Zum Abschluss des auf eine Laufzeit von einem Jahr angesetzten Projekts soll zudem eine CD mit selbstkomponierten Stücken aufgenommen werden.

Nachdem die ersten Anfragen im Internationalen Café auf reges Interesse stießen, fand sich schnell eine Kerntruppe von acht Musikern zusammen: Leadsängerin Massi, Sänger und Gitarrist Amir, Milat und Jacky an den Geigen, Darbuka-Percussionist Hassan, Bassistin Laura sowie Bastian an der Gitarre und Nabil an der Mundharmonika. Seit Mitte Februar treffen sich die „Rhein Refugee Youngstars“ einmal in der Woche zum Proben, je etwa drei Stunden unter der Leitung des Bandcoaches Michael Meranke. „Das ist ein lebendiger Organismus geworden“, lobt Kirscht.

Die Setliste für den Auftritt bei „Flammenwerth“ haben die Musiker selbst erarbeitet. Neben Adeles „Hello“, einem ausdrücklichen Wunsch Massis, übt die Band auch die Gothic-Ballade „My Immortal“ von Evanescence, Tracy Chapmans „Fast Car“ sowie die persischen Lieder „Age Ye Rooz“ und „Nama Isa“ ein. „Die Fortschritte sind spürbar“, meint Bandcoach Meranke. Nicht nur das Zusammenspiel sei deutlich besser als zu Beginn, auch die Sprachkenntnisse seien merklich gewachsen: Die Verständigung auf Deutsch, der offiziellen Bandsprache, sowie Englisch funktioniere immer besser. „Wir sind gut aufgestellt“, zieht auch Markus Biehler, Leiter des Jugendhauses, ein positives Fazit.

„Hello, can you hear me?“ Nach dem dritten Probe-Durchgang ist erst mal Pause. Siggi Haverkamp, die auch die Moderation des Inselfestes übernehmen wird, ist stolz auf Massis Fortschritte. Atmung, Tempo, Intonation – die Ratschläge hat sie schnell umgesetzt. „I'm in California dreaming about who we used to be...“ Während die 26-Jährige noch einmal den Liedtext durchgeht, holt die Gesangslehrerin schnell eine Tüte – denn sie hat Massi noch ein kleines Geschenk mitgebracht: ein weißes Pailletten-Oberteil als schicke Bühnenkleidung. Ob die Sängerin aufgeregt ist? „Nein“, erwidert sie. „I'm relaxed.“

„Rhein Refugee Youngstars“ treten am Samstag ab circa 16.45 Uhr auf der Insel Grafenwerth auf.

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