Lehrweinberg in Rhöndorf Most mit Muskelkraft gepresst

RHÖNDORF · Runter von den Reben und rein in die Presse. Die Winzer des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf schenkten den Trauben noch drei, vier Sonnenstunden, um dem Riesling noch ein paar Grad Oechsle mehr zu gönnen. Und dann griffen Vorsitzender Jörg Erich Haselier, Alfred Höhler, Manfred Kruft, Karl Schürmann, Götz Teichgreeber und Norbert Weber zu den Scheren, um die Lese am Lehrweinberg neben dem Ziepchensplatz zu vollbringen.

 Wein aus dem Lehrweinberg ernten (v.l.) Alfred Höhler, Manfred Kruft, Karl Schürmann und Jörg Erich Haselier.

Wein aus dem Lehrweinberg ernten (v.l.) Alfred Höhler, Manfred Kruft, Karl Schürmann und Jörg Erich Haselier.

Foto: Werner Melsbach

Im fünften Lesejahr sind sie mittlerweile versiert. "Hier haben wir wenigstens kein Betretungsverbot", spielte Haselier auf die Probleme an, die unterhalb des Siegfriedfels herrschen. Das von der Bezirksregierung ausgesprochene Arbeitsverbot erschwert den Berufswinzern das Leben und beschäftigt auch den Rhöndorfer Verein intensiv.

Über Oechslegrade des Jahrgangs 2013 wurde bei dieser Ernte auch gar nicht groß philosophiert. Die Blüte setzte wegen des langen Winters auch am Lehrweinberg vier Wochen verspätet ein. "Mit dem Mostgewicht des Jahrgangs 2011 ist der aktuelle nicht zu vergleichen", sagte Haselier.

Aber von einer schlechten Qualität kann auch keine Rede sein. Es wird eben kein Jahrhundertwein. Erfreulich: Der Weinberg hat sich gut entwickelt. Auch die zuletzt gepflanzten Rebstöcke auf der Terrasse trugen Trauben. Ab 2014 dürften sie dann "volle Leistung" bringen. 145 Stöcke sind es insgesamt, davon 61 der Sorte Riesling. Später wird also diese klassische Rebe der Cuvée vom Rhöndorfer Lehrweinberg die charakteristische Note geben.

Kerner, Scheurebe, Grauburgunder, Spätburgunder und Riesling wanderten in die historische Presse. Das Schmuckstück wurde vor dem Einsatz überholt. Ein Fachmann tauschte das Holz komplett aus. Hundert Liter Most pressten die Männer aus den Trauben heraus - mit Muskelkraft beim Drehen des Kelterhebels. Zwanzig Liter hatte bereits die etwas frühere Ernte der Sorte Rivaner ergeben, die Götz Teichgreeber mit seiner Frau Hildegard übernommen hatte.

Zunächst war geplant, daraus Federweißen zu "brauen". Aber nun fiel die Entscheidung, auch den Rivaner mit in den großen "Pott" zu schütten. "Wir freuen uns auf eine schöne Cuvée 2013", sagte Jörg Erich Haselier. Der Most kam in einen Stahltank im Musikpavillon zum Gären.

Götz Teichgreeber, Mitglied und önologischer Fachberater des Vereins, leitet dann die weiteren Schritte ein, die nötig sind, um einen guten Wein auf die Flasche zu ziehen. Gespannt sind die Rhöndorfer zunächst aber auf den Jahrgang 2012. Der kommt bald ins Glas. Wenn die Heimatstube des Bürger- und Ortsvereins eröffnet wird, soll mit eigenem Wein angestoßen werden.

Die Rebstock-Paten werden natürlich ebenfalls in den Genuss einer Kostprobe kommen. "Allerdings haben wir nur 70 Flaschen", bedauerte Jörg Erich Haselier. Ursache war nicht etwa eine schlechte Quantität im vergangenen Jahr, aber die Mitglieder des Vereins ernteten die Trauben nicht allein. Haselier: "Wir hatten gefiederte und zweibeinige Traubenräuber." Diesmal allerdings wurden die "Mitesser" erfolgreich abgeschreckt.

Wein am "Ulaneneck"

Am Ziepchensplatz legte der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf 2008 einen Lehrweinberg an. Beraten durch Götz Teichgreeber wurden mittelrheintypische Rebsorten wie Rivaner, Müller-Thurgau, Kerner und Riesling gepflanzt. Das Areal, das der Bürgerverein von der Stadt gepachtet hat, gehörte einst zur Weinlage "Ulaneneck". Der erste Jahrgang 2010 ergab 33 Flaschen.

Mehr Informationen gibt es auch im Internet unter www.rhoendorf.de

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