Streit um Naturschutz Rhein-Sieg-Kreis erlaubt Konzerte auf Insel Grafenwerth

Update | Bad Honnef · Der BUND war juristisch gegen die „Sommer Open Air“-Reihe auf der Insel Grafenwerth vorgegangen und hatte vom Verwaltungsgericht Recht bekommen. Nun erteilte der Rhein-Sieg-Kreis eine Ausnahmegenehmigung für die Konzerte.

 Die Konzerte auf der Insel Grafenwerth an Pfingsten können stattfinden.

Die Konzerte auf der Insel Grafenwerth an Pfingsten können stattfinden.

Foto: Frank Homann

Der Rhein-Sieg-Kreis hat am Montagnachmittag die für das Pfingstwochenende auf der Bad Honnefer Rheininsel Grafenwerth geplanten Konzertveranstaltungen zugelassen. Die entsprechende landschaftsrechtliche Ausnahmegenehmigung wurde erteilt, wie der Rhein-Sieg-Kreis auf GA-Anfrage informiert. Damit können die drei Konzerte des Kölner Kammerorchesters mit Solist Colin Pütz am Samstag, 4. Juni, mit Harfenist Andreas Vollenweider am Sonntag, 5. Juni, und Rocklegende Patti Smith am Montag, 6. Juni, wie geplant über die Bühne gehen.

Gegen die für Juni und Juli geplanten insgesamt fünf Konzerte war der Umweltverband BUND juristisch vorgegangen. Am Dienstag vergangener Woche hatte das angerufene Verwaltungsgericht Köln entschieden, dass der Kreis die Konzerte „einstweilen untersagen“ müsse. Grund: Die Insel liege in einem Landschaftsschutzgebiet. Der Kreis müsse für die Konzerte eine Einzelfallzulassung prüfen, so das Gericht weiter.

Konzerte auf Insel Grafenwerth: Kreis sieht wenig „Beeinträchtigungen“

Die nun erteilte Genehmigung setzt sich laut Kreisverwaltung – wie vom Gericht gefordert – im Einzelnen mit den Folgen der Konzerte auseinander. Da der Veranstalter zahlreiche Auflagen erfüllt, ist nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen der Insel zu rechnen, heißt es aus dem Kreishaus. So endeten alle drei Konzerte um 22 Uhr, es findet keine „Lichtshow“ statt und zum Schutz der Fledermäuse und Vögel auf der Insel sind besondere, vorbeugende Maßnahmen festgesetzt worden. „Wir folgen damit den Vorgaben des Verwaltungsgerichts im jüngsten Beschluss, dass ohne eine solche Genehmigung die Veranstaltungen nicht zulässig wären“, erklärte Landrat Sebastian Schuster.

Die drei Konzerte konnten wegen der einheitlichen Bühnen- und Sitzaufbauten als Paket genehmigt werden. „Ich hoffe, dass der BUND von weiteren Eingaben Abstand nimmt und die Konzerte auf dem parkartigen Gelände im Inneren der Insel nicht länger verhindern will“, sagte Schuster. „Ich bin überzeugt, dass die Natur durch diese Veranstaltungen keinen Schaden erleidet“, so der Landrat. Für die beiden weiteren geplanten Konzerte im Juli mit Zaz und Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason werden erneute Einzelfall-Prüfungen stattfinden, sobald sie beantragt werden.

Konzertveranstalter rechnete mit Genehmigung vom Rhein-Sieg-Kreis

Voller Vorfreude geht Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz nach der ersteilten Genehmigung die Tage vor dem ersten Konzert am Samstag an. „Ich freue mich sehr über diese Entscheidung und habe auch damit gerechnet, dass die Genehmigung erteilt wird. Jetzt freuen wir uns auf das schöne Wochenende.“ Hartz geht davon aus, dass auch die beiden Konzerte im Juli vom Kreis als Untere Naturschutzbehörde genehmigt werden können. Entsprechende Einzelanträge werde er noch einreichen, teilte der in Bonn ansässige, aber weit über die Region hinaus agierende Konzertveranstalter mit. „Die Insel überzeugt einfach als Auftrittsort. Joan Baez war 2019 sehr beglückt und auch Patti Smith hat unsere Anfrage direkt zugesagt.“

Zwar sei der bislang gut laufende Vorverkauf nach dem Richterspruch des Kölner Verwaltungsgericht ein wenig ins Stocken geraten, da jetzt aber die Gewissheit herrsche, so Hartz, werden sich die Grafenwerth-Konzerte eines großen Zuspruchs erfreuen. „Wir sind glücklich, solch eine Spielstätte zur Verfügung haben, und wir hoffen, dass wir sie noch viele Jahre zur Verfügung haben werden.“

Konzerte auf Insel Grafenwerth erlaubt: BUND enttäuscht

Enttäuscht von den erstellten Genehmigungen durch den Rhein-Sieg-Kreis zeigte sich Achim Baumgartner, Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg-Kreis des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), auf GA-Anfrage. Nach wie vor macht sein Verband eine „schwerwiegende Missachtung der formalen Grundvoraussetzungen für die Nutzung und Ausgestaltung der Insel“ geltend. Die Argumente der Kreisverwaltung für die Genehmigung seien für ihn nicht nachvollziehbar. Wie der Umweltverband jetzt mit den erteilten Bescheiden umgeht, könne er noch nicht sagen, so Baumgartner. Der BUND werde sich „die Bescheide in Ruhe“ ansehen und dann über die weiteren Schritte, womöglich auch juristische, entscheiden.

Die Stadt Bad Honnef begrüßte hingegen das Prüfergebnis des Rhein-Sieg-Kreises. Nunmehr liege die notwendige Ausnahmegenehmigung vor, damit der Veranstalter seine Konzerte auf der dafür vorgesehenen Fläche auf der Insel Grafenwerth durchführen darf. „Das ist ein tolles und auch ein wichtiges Signal für die Menschen in Bad Honnef und der Region: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Kulturpause erhalten die Menschen endlich wieder die Möglichkeit, erstklassige Livemusik von nationalen wie internationalen Künstlern auf ihrer Insel Grafenwerth zu erleben“, erklärte Bürgermeister Otto Neuhoff (parteilos). „Die Vorfreude auf die Konzerte und auch auf das Inselerlebnis vor einmaliger Naturkulisse ist bei den Künstlern und auch bei den Menschen der Region ungebrochen groß“, so der Verwaltungschef.