Museum in Königswinter Neue Ausstellung über Wälder im Siebengebirge

Siebengebirge · Eine Doppelausstellung im Königswinterer Siebengebirgsmuseum zeigt den Wald als Motiv romantischer Künstler, aber auch als Wirtschaftsfaktor. Die Menschen der Region brauchten Nutzholz und zahlende Touristen.

 Beeindruckender Baumriese: Johann W. Schirmers Gemälde „Deutscher Urwald“ von 1828 gehört zu den Ausstellungsstücken.

Beeindruckender Baumriese: Johann W. Schirmers Gemälde „Deutscher Urwald“ von 1828 gehört zu den Ausstellungsstücken.

Foto: Frank Homann

Sogar der Weg durch den Garten des Siebengebirgsmuseums ist von frisch gepflanzten Bäumen gesäumt. Wald, so weit das Auge reicht – auch im Foyer, in der Galerie Rheinromantik und im Ausstellungsraum.

Im Museum wurde jetzt durch Bürgermeister Peter Wirtz und Museumschefin Sigrid Lange eine imposante Doppelausstellung eröffnet: „Waldblicke – von Ludwig Richter bis Eugen Bracht“ mit Werken aus der Sammlung Rheinromantik sowie die Sonderausstellung „Waldnutzungen im Siebengebirge“.

Wuchtiger geht es kaum: Im Foyer prangen auf Wandbreite die „November-Rhein-Bäume“ von Dieter Ditscheid aus Asbach. In der Rheinromantik sind verzückende Waldblicke der vergangenen 200 Jahre zu sehen.

Und das Kontrastprogramm dazu bildet die Schau zur Waldnutzung im Siebengebirge mit Erkenntnissen, die durch das Forschungsprojekt zur Landschaftsgeschichte im Siebengebirge, einer Gemeinschaftsaktion von Museum und Biologischer Station Rhein-Sieg, erst in den vergangenen beiden Jahren eruiert wurden.

Waldspaziergang im Museum

Der Betrachter kann sich gar nicht loseisen von diesen Eindrücken – und legt am besten gleich mehrere „Waldspaziergänge“ im Museum ein, zumal auch ein umfangreiches Begleitprogramm weitere Highlights zu dieser bis zum 31. März 2019 laufenden Sonderausstellung beisteuert. Die Kuratorinnen Irene Haberland und Christiane Lamberty führten das Publikum bei der Eröffnung der Schau in das Thema ein.

Irene Haberland, die die „Waldblicke“ zu verantworten hat, schweifte zurück ins ausgehende 18. Jahrhundert mit den Anfängen der Romantik, in der sich der Blick auf die unverfälschte Natur öffnete. „Neben den reinen Landschaften oder den zahlreichen Seebildern entstand die eigene Gattung der Waldlandschaft, die künstlerisch aus den Niederlanden nach Deutschland gelangte. Und sie wurde sogleich aufgegriffen von den romantischen Freigeistern unter den Malern, sei es nun von der Düsseldorfer Malerschule, den Koblenzer Malern oder noch stärker von den Dresdener Romantikern, die hier auch vertreten sind“, sagte Haberland.

Schätze aus privaten Kunstsammlungen

Sie hatte für die Ausstellung Schätze in anderen Museen und bei privaten Leihgebern aufgestöbert. Das Highlight: das Werk „Deutscher Urwald“ mit einer riesigen Eiche von Johann Wolfgang Schirmer, das zuvor sogar in Paris gezeigt wurde.

Hirtenidylle, Zauberwald, Frühlingsabend – unter den verschiedensten Titeln hatten sich Maler dem Thema genähert. Oder sie zeigten ihn als idealisiertes Biotop. Moritz von Schwinds großformatige Zeichnung „Im Zauberwald“ hat diesen positiven Aspekt. Seinem Mädchen am Brunnen wird ebenso wenig passieren wie den beiden Pilgern auf Carl Friedrich Lessings „Tausendjähriger Eiche“.

Handfest und praktisch kommen die Ausstellungsstücke zur Waldnutzung daher: Werkzeuge, Karten, Fotografien und Grafiken als Zeugen der Vergangenheit. Kuratorin Christiane Lamberty: „Der heute vertraute Anblick des Siebengebirges mit seinen bewaldeten Hängen ist auf den Bildern des 19. Jahrhunderts noch nicht zu finden.

Im Siebengebirge wuchs einst ein Niederwald

Stattdessen zeigen die Ansichten Berghänge, die mit Weinreben bepflanzt wurden oder an denen Steinabbau erkennbar ist. Dichtere Waldgebiete gab es damals nur in den Lagen oberhalb der Weinbauzonen.“

Der typische Niederwald mit seinem Stockausschlag versorgte die Bevölkerung mit Weinbergspfählen, Streu für das Vieh, Brennholz und Holz für die Köhlerei oder mit Eichenrinde als Gerbstoff. Erst um 1900 begann eine systematische Aufforstung.

Lamberty: „Der Wald musste auch ästhetischen Vorstellungen der Touristen genügen.“ So begann der Verschönerungsverein für das Siebengebirge, das Rhöndorfer Tal in eine reizvolle Parklandschaft zu verwandeln. „Es gibt noch immer viele Zeugnisse davon – Platanen, Blutbuchen mitten im Wald.“

Mehr Infos, auch zum Rahmenprogramm im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16 in Königswinter, auf der Homepage des Museums.

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