Jugendliche gestalten Ausstellung zum Ersten Weltkrieg Neuer Schub für die Partnerschaft

BAD HONNEF · Zwei Schulen, 47 junge Menschen, eine prägende Erfahrung: Schüler des städtischen Siebengebirgsgymnasiums (Sibi) und des privaten Gymnasiums Schloss Hagerhof beschäftigten sich intensiv mit dem Ersten Weltkrieg.

 Die Jugend als Motor der Partnerschaft: Stellvertretend für 47 Bad Honnefer Schüler präsentiert Natalie Ummenhofer einen Teller mit den Wappen von Bad Honnef und Berck-sur-Mer.

Die Jugend als Motor der Partnerschaft: Stellvertretend für 47 Bad Honnefer Schüler präsentiert Natalie Ummenhofer einen Teller mit den Wappen von Bad Honnef und Berck-sur-Mer.

Foto: Frank Homann

Die Ergebnisse der Projekte und die Erfahrungen, die die jungen Leute bei Reisen nach Frankreich gesammelt haben, münden in einer gemeinsamen Ausstellung.

Zu sehen ist sie in der kommenden Woche im Rathaus. Finanziell unterstützt wurden die Fahrten vom Partnerschaftskomitee Bad Honnef/Berck-sur-Mer, das stets einen Fokus auf die Jugend legt. Und das mit der gemeinsamen Präsentation zweier Schulen eine Premiere begleitet.

"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft", sagte Wilhelm von Humboldt, Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität Berlin, Anfang des 19. Jahrhunderts. Aus der Vergangenheit lernen - das klappt am besten jenseits trockener Texte in Schulbüchern. Gelegenheit dazu boten zwei Schülerfahrten, die 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges nach Frankreich führten.

Nirgendwo sonst erinnern so zahlreiche Gedenkstätten und Friedhöfe an die verheerenden Schlachten des Ersten Weltkriegs.

Über 750 Kilometer Länge erstreckte sich jene Linie, die als Westfront in die Geschichtsbücher und in die Biografien unzähliger Familien eingegangen ist, in Frankreich und Belgien. Zahlreiche Stätten dort haben die jungen Honnefer besucht, darüber gearbeitet und eine Ausstellung konzipiert.

"Derart lobenswerte Initiativen von Schulen müssen öffentlich gemacht werden", bilanzierte Wilhelm Birenfeld, Ehrenvorsitzender des Partnerschaftskomitees Bad Honnef/Berck-sur-Mer und kommissarischer Leiter dessen AG 1. Komitee-Vorsitzender Hans Eckhard Krüger: "Wir werden oft gefragt: Wofür gibt es Euch eigentlich noch? Wir sind doch alle Freunde." Das Wissen um die Vergangenheit sei wichtig, um Verblendung, Hass, gar Krieg nie wieder zuzulassen. Krüger: "Die Jugend hat bei uns oberste Priorität. Dafür geben wir gerne Geld aus."

Schon viele Jahre gibt eine sehr aktive Partnerschaft zwischen Bad Honnef und Berck-sur-Mer. "Junge Menschen zusammenzubringen, das ist uns wichtig", so Birenfeld. Was im aktuellen Fall wieder einmal gelungen ist, berichtet Sibi-Lehrerin Stefanie Lamsfuß-Schenk. 27 Schüler eines Projektkurses Geschichte sowie des Leistungskurses Französisch reisten nach Berck-sur-Mer, trafen dort mit Gleichaltrigen der örtlichen Oberschule zusammen, arbeiteten in binationalen Projektgruppen. Die Initiative ging von einem Kollegen am Lycée in Berck aus, so Lamsfuß-Schenk.

Die Projektergebnisse, die kommende Woche gezeigt werden, seien ambivalent, wie ein Brief der Schüler an Angela Merkel und François Hollande zeigt: Neben Schilderungen von beeindruckenden, auch bedrückenden Bildern, die "die Schüler sicher nie vergessen werden", werfen die jungen Leute die Frage auf, ob ihre Generation Schemata von Freund und Feind, von Sieg und Niederlage nicht längst hinter sich lassen dürfe.

Auch die Hagerhof-Schüler haben sich intensiv mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt. "Die Idee zum Projekt entstand bei einem privaten Besuch in Frankreich. Wieder zu Hause, fiel mir der Militärpass meines eigenen Großvaters in die Hände, der in Arras im Lazarett gewesen war", sagt Französisch-Lehrerin Bettina Ummenhofer.

Während der jährlichen Projektwoche reisten 20 Schüler nach Frankreich, besuchten ebenfalls Stätten wie den deutschen Soldatenfriedhof in Neuville-Saint-Vaast bei Arras oder das Musée Historial de la Grande Guerre. "Da war Stille im Bus", beschreibt Ummenhofer etwa den Moment, als Abertausende Kreuze sichtbar wurden.

"Zu denken, dass unter jedem Kreuz vier Soldaten begraben sind, das ist schon bewegend", berichtet Zehntklässlerin Natalie Ummenhofer. "Das war beeindruckend und schockierend zugleich." Die Wirkung der Reisen und Projektarbeiten zeigt sich auch daran: Mit dem Zusammentreffen in Berck hat die "eingeschlafene" Partnerschaft samt Austausch von Sibi und Lycée neuen Schub bekommen. Und auch am Hagerhof ist die nächste Fahrt in Planung.

Die Ausstellung der Sibi- sowie der Hagerhof-Schüler wird eröffnet am Dienstag, 3. Februar, um 18.30 Uhr im Rathausfoyer. Sie ist bis Freitag, 6. Februar, zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

Deutsch-französischer Austausch

Das Partnerschaftskomitee wurde 1984 als Verein zur Förderung und Weiterentwicklung der 1976 offziell geschlossenen Partnerschaft zwischen Bad Honnef und Berck-sur-Mer gegründet. Auf vielfältige Art hält es den deutsch-französischen Austausch durch Aktivitäten in Kultur, Schule, Sport, Arbeit und Freizeit lebendig. Ein Besonderer Fokus liegt auf der Jugend. Das Komitee hat mehr als 300 persönliche und korporative Mitglieder.

Die AG 1 mit zehn Mitgliedern, darunter drei Lehrer und ehemalige Lehrer verschiedener Schulen, konzentriert sich auf Sprachförderung, Schulkontakte und -austausche aller Altersgruppen.

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