Wahlbeteiligung deutlich über Landesschnitt So schnitten die Landtagskandidaten im Siebengebirge ab

Siebengebirge · Jonathan Grunwald (CDU) hat den Wahlkreis Rhein-Sieg II, zu dem auch Königswinter und Bad Honnef gehören, deutlich gewonnen. Wie sahen die Ergebnisse in den Wahlbezirken im Siebengebirge aus? Ein Überblick.

 Bilder wie diese werden immer seltener, der Anteil der Briefwähler steigt immer mehr.

Bilder wie diese werden immer seltener, der Anteil der Briefwähler steigt immer mehr.

Foto: dpa/Marius Becker

Es war deutlich nach 22 Uhr, bis am Sonntag auch die Zahlen aus dem letzten Wahlbezirk im Wahlkreis Rhein-Sieg II, zu dem neben Bad Honnef und Königswinter auch Meckenheim und Wachtberg sowie Teile von Hennef zählen, übermittelt waren. Der Sieg des Direktmandates war CDU-Bewerber Jonathan Grunwald da lange nicht mehr zu nehmen. Zu deutlich hatte sich der 38-Jährige, der mit Frau und drei Söhnen in Bad Honnef lebt, von seinen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern Charlotte Echterhoff (SPD), Derya Gür-Seker (Bündnis 90/Die Grünen) und Andreas Pinkwart (FDP) abgesetzt.

Ausschläge nach oben und unten

Was die Wahlbezirke in beiden Städten angeht, gab es bei allen Bewerbern Ausschläge nach oben oder unten – gerne dort, wo zum Beispiel soziale Fragen, aber auch Fragen zu Umwelt und Naturschutz besonders wichtig waren, wie im Königswinterer Wohnpark-Nord oder im Honnefer Süden.

Wenig überraschend: In Bad Honnef reüssierte Grunwald vor allem auf der Höhe. In Hövel-Brüngsberg erzielte der studierte Volkswirt 44,95 Prozent der Erststimmen, in Himberg-Rottbitze 41,04 Prozent, in Orscheid-Wülscheid 43,39 Prozent. Auch sein bestes Ergebnis fuhr Grunwald in Aegidienberg ein: in Mitte mit 49,30 Prozent. Ergebnisse jenseits der 40 Prozent gab es auch im Tal, davon das deutlichste in Honnef-Ost mit 45,83 Prozent. Damit holte Grundwald dort mehr Stimmen als die CDU Zweitstimmen in diesem Bezirk (42,26 Prozent).

„CDU-Stammland“ ist auch Rhöndorf, wo Grunwald im Schützenhaus die Auszählung der Ergebnisse verfolgte. In Rhöndorf-Nord gaben ihm 43,72 Prozent der Wähler ihre Stimme, im benachbarten Rommersdorf-Bondorf noch 38,43 Prozent.

Genau dort fuhr Echterhoff ihr schlechtestes Ergebnis ein: Nur 18,12 Prozent der Wähler in Rommersdorf-Bondorf gaben der Sozialdemokratin ihre Stimme. Einen Ausschlag nach oben gab es hingegen für Derya Gür-Seker, die stadtweit 23,01 Prozent der Wählerstimmen bekam: In Rommersdorf-Bondorf wollten 28,38 Prozent der Wähler die Sprecherin des Honnefer Ortsverbandes der Grünen im Landtag sehen. Damit lag die promovierte Germanistin dort deutlich über dem stadtweiten Zweitstimmenergebnis der Grünen; mit 22,28 Prozent knüpften die zugleich an den Erfolg bei den Kommunalwahlen an. Bekanntlich waren die Grünen 2020 als zweitstärkste Kraft in den Stadtrat eingezogen.

Das stärkste Ergebnis fuhr Gür-Seker in Selhof-West/Bedorf ein: 32,38 Prozent. Während Grunwald im selben Wahlbezirk auf 33,24 Prozent kam, landete Echterhoff dort auf einem der schlechtesten Ergebnisse stadtweit: 16,91 Prozent. In Honnef-Ost sammelte die Sozialdemokratin 18,91 Prozent der Stimmen ein. Jedoch: In Honnef-Nord (25,06 Prozent), Honnef-West/Lohfeld (22,09 Prozent) oder Honnef-Süd (24,61 Prozent) holte die promovierte Medienwissenschaftlerin auf. Der Süden der Stadt ist von jeher eher SPD-Stammland.

Aber auch für FDP-Kandidat Pinkwart erwies sich Honnef-West/Lohfeld als feste Bank, wenn auch im unteren Bereich; 9,24 Prozent gaben ihm die Stimme. Immerhin noch 7,42 Prozent waren es in Rommersdorf-Bondorf, in Orscheid-Wülscheid 8,99 Prozent. In Selhof-Mitte, traditionell sozialdemokratisch geprägt, lag Pinkwart gar unter fünf Prozent: 4,64 Prozent.

In Königswinter erzielte der Liberale die besten Ergebnisse im Bezirk Königswinter-Nord (8,79 Prozent), Oberdollendorf-Nord (8,40 Prozent), Rauschendorf/Bockeroth (9,85 Prozent), Thomasberg-Ost (7,73 Prozent) sowie Stieldorferhon (9,35 Prozent). Nicht gut lief es für Pinkwart in Königswinter-Süd: 2,63 Prozent, sein schlechtestes Ergebnis.

Einen deutlichen Ausschlag nach oben für Echterhoff und ihre Kernthemen gab es in Oberdollendorf-Nord: Mit 33,60 Prozent hängte Echterhoff nicht nur Gür-Seker, obwohl versehen mit guten 21,68 Prozent, sondern auch Grunwald ab. 33,60 Prozent für Echterhoff, 25,47 Prozent für Grunwald, so das Ergebnis. Auch in Oberdollendorf-Mitte und Königswinter-Süd verwies Echterhoff Grunwald auf Rang zwei. Ergebnisse gut jenseits der 20 Prozent gab es für die Sozialdemokratin zudem in Thomasberg-Ost und -West sowie in Uthweiler. Auch ein Patt gab es: In Königswinter-Nord erzielten Echterhoff und Gür-Seker je 23,64 Prozent.

Wahlbeteiligung über dem Landesschnitt

Dass sie – im Vergleich zum Land mit einer Wahlbeteiligung von rund 55 Prozent – besonders wahlmüde wären, müssen sich die Bad Honnefer und Königswinterer nicht sagen lassen: 62,66 Prozent beziehungsweise 65,88 Prozent Wahlbeteiligung wurden verzeichnet. Der Anteil der Briefwähler war besonders hoch: 5897 von 12.034 abgegebenen Stimmen entfielen darauf in Bad Honnef, 10.925 von insgesamt 20.570 abgegebenen Stimmen waren es in Königswinter – macht rund 53 Prozent.

Die in einigen Bezirken deutlich unter dieser Marge liegende Wahlbeteiligung war es, die Echterhoff bereits am Abend als eine Ursache für das schlechte Abschneiden der SPD ausgemacht hatte. Den Wahlkampf im Wahlkreis habe sie als fair empfunden, so die Sozialdemokratin, die naturgemäß auch auf Landesebene gerne ein besseres Ergebnis gesehen hätte.

Derya Gür-Seker, die ebenfalls den Einzug ins Landesparlament verpasst, freute sich über das gute Ergebnis der Grünen. Dies sei „ein starkes Votum“ für „eine starke Fraktion auf der Höhe der Zeit“. Auch mit ihrem eigenen Ergebnis war sie zufrieden, liege es doch deutlich über dem Landesdurchschnitt der Grünen. „Unser Ergebnis in Rhein-Sieg II haben wir fast verdreifacht. Das gibt Rückenwind. Der Politik bleibe ich erhalten als Co-Sprecherin der Grünen Bad Honnef und auch in der Landespolitik“, so Gür-Seker. Grunwald und Pinkwart indes werden sich in Düsseldorf demnächst wiedersehen: Der CDU-Mann als direkt gewählter Vertreter, Pinkwart über die Landesliste seiner Partei.

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