Interview mit Hartmut Domay "Oikocredit spekuliert auf Entwicklung und auf mehr Gerechtigkeit"

Bad Honnef · Hartmut Domay stammt aus Gießen und war viele Jahre evangelischer Pfarrer in Engelskirchen. Seit sechs Jahren lebt der Pensionär in Aegidienberg und initiierte nun die Podiumsdiskussion. Mit dem 67-Jährigen sprach Roswitha Oschmann.

 Hartmut Domay, Aegidienberg.

Hartmut Domay, Aegidienberg.

Foto: Frank Homann

Was veranlasste Sie, sich für Oikocredit zu engagieren?

Hartmut Domay: In den achtziger Jahren, zu Zeiten des Kalten Kriegs, habe ich überlegt, wie ich ethisch gute Investitionen vornehmen könnte. Ich wollte nicht in spekulative Finanzgeschäfte, in Rüstung oder in Raubbau an der Umwelt investieren. Oikocredit spekuliert nicht auf überhöhte Gewinne, sondern auf soziale Rendite: auf Entwicklung und auf mehr Gerechtigkeit. Mit dem Kapital seiner Anleger vergibt Oikocredit Darlehen. Das schafft Arbeitsplätze, fördert ländliche Entwicklung und unterstützt Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern auf ihrem Weg in die wirtschaftliche Eigenständigkeit. Ein guter Batzen unserer Rücklagen liegt dort. Und auch unsere Kinder sind Mitglied dieser Genossenschaft.

Wieviele Mitglieder hat Ihre Regionalgruppe, was tut sie?

Domay: Etwa zehn Leute von Honnef bis Hennef sind es. Jetzt im Ruhestand habe ich mehr Zeit und möchte selbst etwas machen, zum Beispiel informieren. Fair Trade ist nicht nur der faire Einkauf, sondern auch der faire Umgang mit Geld. Wir müssen lernen, dass unser Geld eine Rolle spielt. Diese faire Geldanlage gibt es seit 40 Jahren, ist aber sehr wenig bekannt.

Was bekommt der Investor?

Domay: Zwei Prozent Dividende. Die erhielt ich schon, als es auf konventionelle Geldanlagen noch wesentlich mehr Zinsen gab.

Haben Sie ein Ziel speziell für Bad Honnef?

Domay: In einer Stadt wie Bad Honnef mit vielen finanziell gut gestellten und sozial engagierten Menschen könnten mehr faire Waren gekauft werden. Ebenfalls wäre es wünschenswert, wenn mehr Menschen ihr Geld bewusst nachhaltig anlegen, z.B. bei einer Genossenschaft wie Oikocredit, damit der soziale Nutzen direkt Menschen in Entwicklungsländern zukommt. Es lohnt sich, etwas für mehr weltweite Gerechtigkeit zu tun.

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