Tag der Geburtshilfe in Bad Honnef Pläne für ein Geburtshaus nehmen Formen an

Bad Honnef · Für werdende Eltern war es ein Schock: Ende 2020 wurde der Kreißsaal im Bad Honnefer Cura-Krankenhaus dicht gemacht. Ein daraufhin ins Leben gerufener Verein will mit der Gründung eines Geburtshauses auch in Zukunft eine wohnortnahe Geburt ermöglichen. Und das Projekt macht Fortschritte.

 Beim „Tag der Geburtshilfe“ im Bürgerhaus dreht sich alles um das Wohl von Eltern und Kindern.

Beim „Tag der Geburtshilfe“ im Bürgerhaus dreht sich alles um das Wohl von Eltern und Kindern.

Foto: Frank Homann

Nein, entspannt kann Janina Meier-Dreissiger der Geburt ihres ersten Kindes nicht entgegenblicken. „Es ist schon einiges an Verunsicherung mit an Bord“, sagt die 29-Jährige, die im achten Monat schwanger ist. Angst hat die werdende Mutter allerdings weniger vor der Geburt an sich als davor, trotz vorheriger Anmeldung an der Wunschklinik abgewiesen zu werden, wenn es soweit ist, „weil schon alle Plätze belegt sind. Das hört man ja immer öfter.“ Das geplante Geburtshaus im Siebengebirge kommt für die Entbindung ihres ersten Kindes zwar zu spät, „aber für das nächste wäre es durchaus eine Option“. Umso interessierter verfolgte Meier-Dreissiger die Vorstellung des Geburtshaus-Konzeptes, die im Rahmen des „Tag der Geburtshilfe“ im Bürgerhaus in Aegidienberg stattfand.

Der Verein Geburtshilfe und Familiengesundheit, der das Projekt Geburtshaus initiiert hat und vorantreibt, hatte junge und werdende Eltern sowie alle anderen Interessierten eingeladen, sich ausführlich über viele Themen rund um Schwangerschaft und Baby zu informieren – vom Power Food für Mütter über Stoffwindeln und Tragehilfen fürs Baby bis hin zu Hilfsangeboten für Familien.

Die 13 Aussteller der Babymesse und der Geburtshilfeverein freuten sich über ein gute Resonanz auf die erstmals stattfindende Veranstaltung, die nach verschiedenen Fachvorträgen und der Vorstellung des Geburtshauskonzeptes mit einer Podiumsdiskussion der Spitzenkandidaten zur Landtagswahl zum Thema „Quo vadis Geburtshilfe“ zu Ende ging.

Geburtshaus soll Anfang 2023 starten

„Wir dachten, es kommen überwiegend Schwangere, aber es sind auch viele Familien mit kleinen Kindern da“, so Nicole Luhmer, Hebamme und Vereinsmitglied. „Wann eröffnet denn das Geburtshaus“, war die Frage, die Luhmer und ihre Kolleginnen immer wieder zu hören bekamen. Und sie hatten gute Nachrichten: „Mit viel Glück können wir ab Anfang 2023 durchstarten“, hieß es. Sechs Hebammen haben sich bereits zu einem Kernteam zusammengeschlossen, das die Unternehmensgründung vorantreibt. Weitere sollen noch hinzukommen. Eine Traumimmobilie ist auch bereits im Visier: „Wir haben in Königswinter ein Eisen im Feuer.“ Mehr wurde noch nicht verraten.

Verein erfährt viel Rückenwind

Dass die Realisierung des Geburtshauses in einem „Wahnsinnstempo“ voranschreitet, bestätigt auch Vorsitzende Catharina Jäger. Möglich sei dies auch dank des Rückwindes, den der Verein parteiübergreifend erfahre: „Dass Politik, Bürger und Hebammen gemeinsam so ein Projekt vorantreiben ist toll.“

Läuft alles wie geplant, sollen ab Anfang 2023 die ersten außerklinischen Entbindungen im Geburtshaus stattfinden. „Anfangen wollen wir mit 50 bis 100 Geburten im Jahr und das dann steigern auf bis zu 200“, so Jäger. Dann wäre man „bei den ganz großen“ Geburtshäusern mit dabei.

Die Nachfrage ist bereits jetzt groß, da es seit der Schließung der Geburtsstation des Cura-Krankenhauses kein wohnortnahes Geburtshilfeangebot mehr gibt und die Kreißsäle vor allem im Rechtsrheinischen weniger und weniger werden. Jäger: „Alles zwischen Neuwied und Linz ist sozusagen Terra incognita.“ Jäger und Luhmer rechnen damit, dass daher auch Frauen aus dem Westerwald ins Geburtshaus im Siebengebirge kommen werden.

Eins-zu-Eins-Versorgung für werdende Eltern

Das Konzept sieht eine „Eins-zu-Eins-Versorgung“ vor, das heißt eine Hebamme kümmert sich um eine werdende Mutter – in der Endphase der Geburt kommt dann sogar noch eine zweite mit hinzu. „Das ist etwas ganz anderes als in vielen Kliniken, wo sich eine Hebamme um drei bis vier Frauen kümmern muss.“ Diese engmaschige, persönliche Betreuung mache die Entbindung im Geburtshaus besonders sicher.

Sie ist aber auch ein Grund, weshalb sich viele Hebammen für eine Mitarbeit im Geburtshaus interessieren: „Für manche ist die Situation in der klinischen Geburtshilfe nicht mehr mit ihrem Berufsethos vereinbar.“

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