Offenlegung des Möschbachs Planung für Renaturierung in Rommersdorf geht weiter

Rommersdorf · Die Planung für die Offenlegung des Möschbachs geht weiter. Und auch die Höhe der Gesamtkosten steht nun mit 3,9 Millionen Euro fest. 800.000 Euro muss dabei die Stadt Bad Honnef stemmen.

 Zurück zur Natur: Auf dem bereits renaturierten Abschnitt an der Wilhelmstraße hat der Möschbach im natürlichen Bett freien Lauf.

Zurück zur Natur: Auf dem bereits renaturierten Abschnitt an der Wilhelmstraße hat der Möschbach im natürlichen Bett freien Lauf.

Foto: Frank Homann

Gut Ding will Weile haben: Spätestens seit 2007 steht die Offenlegung des Möschbachs immer wieder auf der Agenda auch der Bad Honnefer Kommunalpolitik. Nachdem ein Fachingenieurbüro seinerzeit ein Konzept für eine naturnahe Entwicklung des Möschbachs erarbeitet hatte, erfolgte 2007/2008 sehr zügig die Offenlegung eines Teilstücks an der Wilhelmstraße. In den kommenden Jahren sollen nun weitere Abschnitte folgen. Kostenpunkt geschätzt: 3,9 Millionen Euro, von denen die Stadt Bad Honnef ungefähr 800 000 Euro wird selber schultern müssen.

An der Wilhelmstraße im Abschnitt zwischen Frankenweg und Hauptstraße, angrenzend an die Neubauten auf dem ehemaligen Gelände der Schwestern vom Guten Hirten am Frankenweg, ist so etwas wie eine kleine Aue entstanden – fast ein Idealzustand aus Natursicht, den nicht nur die dort regelmäßig zu beobachtenden Enten sehr zu schätzen wissen. Fest steht allerdings auch: Überall dort, wo der Möschbach verläuft, wird dieser Zustand keineswegs zu erreichen sein. Zu eng ist die Bebauung vor allem an der Möschbachstraße im Ortsteil Rommersdorf.

Gerade die Rommersdorfer dürften ein Lied davon singen können, dass etwas passieren muss mit „ihrem“ Bach: Bei einem Starkregen im Juni 2013 trat der Möschbach derart über die Ufer, dass der historische Ortskern innerhalb kürzester Zeit komplett unter Wasser stand. Die Schäden waren entsprechend. Grundsätzlich gilt, so die Verwaltung in ihrer Vorlage zum Planungsausschuss: „Der heutige Zustand des Möschbachs ist stark sanierungsbedürftig.“

2013 stand der historische Ortskern von Rommersdorf unter Wasser

Wie sehr, das untermauerte Michael Stelter vom mit der Entwurfsplanung beauftragten Ingenieurbüro Stelter & Stelter aus Siegburg. Problem vor allem: die Verrohrung. Der Bach – überplant wird eine Gesamtlänge von 3,4 Kilometern – ist in den 30er Jahren in weiten Teilen in Rohre gelegt worden, die allerdings große Schäden aufweisen. Anwohner werden sich erinnern: Am heute offengelegten Teilstück kam es immer wieder zu Einbrüchen in die Rohrsysteme, wenn dort Autos auf dem darüber verlaufenden Gehweg abgestellt wurden. Auch Brücken und Uferbefestigungen seien kaputt, so die Verwaltung.

Ebenso großes, wenn nicht ein noch größeres Problem, so Stelter: Ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasser kann im Bachverlauf nicht abgeleitet werden. Bei Wetterextremen wie 2013 sei also damit zu rechnen, dass es wieder zu ähnlichen Überschwemmungen kommen kann. „Vorgeschrieben ist ein Durchlass von vier Kubikmetern, das ist allerdings fast nirgendwo möglich“, so Stelter im Ausschuss.

Ziel der Maßnahme, für die die Fäden beim Wasserverband des Rhein-Sieg-Kreises als Zuständigem für Gewässerpflege und Hochwasserschutz zusammenlaufen: Hochwasserschutz, ökologische Vernetzung und Aufwertung sowie „das Gewässer erlebbar zu machen“, so Stelter. Gewässerpflege und Hochwasserschutz sind eine Pflichtaufgabe, die die Stadt Bad Honnef wie viele andere Kommunen jedoch dem Wasserverband übertragen hat.

Alles in allem kann es bis zum Baunoch drei bis vier Jahre dauern

„Sofern es möglich ist, sollen nicht nur bauliche Mängel beseitigt, sondern naturferne Durchlässe entfernt werden. Dabei müssen alle Grundstücke aber erreichbar bleiben“, so Stelter. Möglich sei dies etwa mit Brücken, die ebenfalls zu erneuern seien. Stelter: „Teils, wo es sehr eng ist, geht es allerdings nur mit neuen Kastenprofilen.“ Auch müsse sich die Offenlegung an Gegebenheiten wie etwa dem Baumbestand und Bodendenkmälern orientieren. Eine Besonderheit ist die Querung der Hauptstraße; dort soll die unterirdische Verrohrung so vergrößert werden, dass sie die Maßgaben des Wasserabflusses erfüllt.

Klar ist auch: Das Ganze wird noch dauern. Stelter geht von einem realistischen Zeitfenster bis zum Bau von drei bis vier Jahren aus. Alleine das nun startende Planfeststellungsverfahren – ein übliches Vorgehen bei großen Infrastrukturprojekten – werde ein bis zwei Jahre dauern. Gegenstand des Verfahrens sind alle Prüfungen etwa zu Naturschutz oder Anliegerbelangen, ebenso Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung. Der Planfeststellungsbeschluss ist letztendlich die Baugenehmigung für das Vorhaben und Voraussetzung für die Förderung.

In seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause stimmte der Planungsausschuss jedenfalls einstimmig der Entwurfs- und Genehmigungsplanung zu, als Einstieg in das Planfeststellungsverfahren. Das Verfahren nimmt den Bachverlauf von den Teichen oberhalb der Tretschbachmündung abwärts bis zum Wendehammer Am Spitzenbach in den Blick, also die berg- und talseitige Fortführung des bereits renaturierten Abschnitts.

Was die geschätzten Kosten angeht, so waren diese im Verlauf der Planung übrigens nach oben korrigiert worden; ursprünglich war man von 2,04 Millionen Euro ausgegangen. Die Steigerung, so die Stadtverwaltung, sei auf Mehrkosten beim Tiefbau zurückzuführen.

Die öffentliche Förderung für ein solches Projekt liege bei circa 80 Prozent, so dass sich der Eigenanteil der Stadt auf die genannten 800 000 Euro beziffern lasse. Förderanträge würden parallel zur Planung erarbeitet, könnten aber erst nach Genehmigung gestellt werden. Stelter: „Für die heutige Situation werden wir keine Genehmigung mehr bekommen und keine Fördergelder.“ Kosten für die Anlieger entstehen bei der Maßnahme übrigens nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort