Seltenes Lichtspektakel Polarlichter treten auch in Bonn und der Region vermehrt auf

Siebengebirge · Polarlichter könnten auch über Bonn und im Siebengebirge demnächst wieder von der eigenen Terrasse aus zu sehen sein. Experten klären auf, wie sich die Lichter beobachten lassen.

Wie hier im Westerwald waren auch in Bonn und der Region überraschenderweise Polarlichter am Abendhimmel zu sehen – ein Phänomen, welches sich nach Expertenmeinung wiederholen wird.

Wie hier im Westerwald waren auch in Bonn und der Region überraschenderweise Polarlichter am Abendhimmel zu sehen – ein Phänomen, welches sich nach Expertenmeinung wiederholen wird.

Foto: Björn Goldhausen

Der von rot-orangenen Lichtern erhellte Abendhimmel bot für viele Menschen in der Region vor wenigen Tagen einen besonderen Anblick, der ansonsten eher an den Erdpolen zu vermuten und zu sehen ist. Von Skandinavien bis in den Süden Europas zeigten sich bunte Polarlichter.

Aufgrund der hohen Sonnenaktivität kann in den nächsten Monaten wiederholt mit diesem Phänomen zu rechnen sein, wie Björn Goldhausen, Pressesprecher von Wetter online, erklärt. Grund ist, so Goldhausen, dass der aktuelle Sonnenzyklus bislang aktiver ist als erwartet. Im Juni 2025 werde er wohl seinen Höhepunkt erreichen. Laut Goldhausen könnten noch stärkere Eruptionen folgen, deren Strahlung im Extremfall auch elektronische Systeme wie GPS-Satelliten und das Handynetz beeinträchtigten. Eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse sei aber nicht möglich, berichtet der Pressesprecher. Erst wenige Stunden im Voraus lasse sich genau abschätzen wie stark ein Sonnensturm die Erde trifft.

Höhepunkt der Sonnenwinde ist erst im Juni 2025 erreicht

Für die Entstehung der Polarlichter ist die Sonne verantwortlich, berichtet Goldhausen. Bei Eruption schleudert sie von Teilchen geladenes Plasma ins All. Diese Teilchen wehen als sogenannter Sonnenwind durch das Weltall in Richtung Erde, wo sie auf das Magnetfeld treffen und es je nach Stärke des Teilchensturms massiv verformen. Es wird ein sogenannter geomagnetischer Sturm entfacht.

Diese geladenen Teilchen werden vom Magnetfeld der Erde entlang der sogenannten Feldlinien in Richtung Nord- und Südpol abgelenkt, wo sie in die Erdatmosphäre eintreten. Teilchen die in der oberen Atmosphäre mit Luftmolekülen kollidieren, geben einen Teil ihrer Energie ab. Dabei werden vor allem Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle ionisiert und so zum Leuchten angeregt, was dann auf der Erde als Polarlichter zu sehen ist.

Die berühmten, meist grünlichen Polarlichter leuchten in den nördlichen Breiten in rund 100 Kilometern Höhe. In unseren Breiten könne ein orange-rotes Leuchten in etwa 200 Kilometern Höhe erkennbar sein. Die beeindruckende blaue bis violette Färbung entsteht aber nur bei extremer Energie durch die Anregung von Stickstoffatomen. Deshalb erscheinen sie eher selten. Und: Um Polarlichter mit dem bloßen Auge erkennen zu können, müssen sich die Augen aber erst vollständig an die Dunkelheit gewöhnt haben, schildert der Sprecher des Wetterdienstes.

Menschliche Augen müssen sich an die Polarlichter erst gewöhnen

Auch Christian Preuß von der Sternwarte Siebengebirge hat die seltenen Lichtphänomene am Abendhimmel beobachtet. Er rät, dass Beobachter der Polarlichter „die helle Lichtglocke der Städte meiden und unter möglichst dunklem Sternenhimmel nach Norden schauen“ sollen. Das spektakulär strahlende Farbmanöver, welches von Fotos bekannt ist, sei mit dem bloßen Auge nicht so intensiv zu erkennen, sagt auch er. „Solche Bilder werden erst bei längeren Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von bis zu 30 Sekunden möglich“, berichtet Preuß.

Für Menschen bereite die Strahlung der Sonnenwinde direkt keine Probleme, schildert Goldhausen. „Unser Schutzschild, das Magnetfeld, ist auf Zack und spannt sich wie ein Wächter im All um die Erde“, versichert er. Für Piloten und Astronauten sieht es etwas problematischer aus, da sie teils massiver Strahlung ausgesetzt sind.

Die Dimension der Auswirkungen auf technische Systeme wie GPS oder Radioempfang in den kommenden Monaten sei abzuwarten, prophezeit der Pressesprecher. Sehr schwere Ausbrüche sind durchaus in der Lage für großflächige und langanhaltende Stromausfälle zu sorgen, im Extremfall weltweit, sagt Goldhausen. „Dass ein starker Sonnensturm sogar zu Stromausfällen führte, ereignete sich zuletzt im Jahr 1989.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Zweifel sind verfrüht
Kommentar zu geplantem Haltepunkt Zweifel sind verfrüht