Postkartensammler Klaus Bühne aus Bad Honnef Postkarten vom Ausflugsdampfer im Kalender 2017

Bad Honnef · Klaus Bühne gestaltet Kalender mit ausgewählten Exemplaren seiner historischen Postkartensammlung: Ein sehens- und lesenswertes Stück bebilderter Zeitgeschichte.

Klaus Bühne an seinem Arbeitsplatz in der Wohnung in Bad Honnef. Hier entstanden schon vier Kalender mit historischen Postkarten des Siebengebirges und der Rheinlandschaft.

Klaus Bühne an seinem Arbeitsplatz in der Wohnung in Bad Honnef. Hier entstanden schon vier Kalender mit historischen Postkarten des Siebengebirges und der Rheinlandschaft.

Foto: Frank Homann

Da kann die Post von heute sich ein Scheibchen abschneiden: Am 22. August 1901 schrieben unbekannte Rheinreisende an Bord des Dampfers „Kaiserin Auguste Victoria“ eine Ansichtskarte und schickten sie von Bonn nach Anvers in Belgien. Man höre und staune: Am selben Tag um 23 Uhr wurde die Zuschrift schon zugestellt. Die historische Postkarte ist eine von vielen im Kalender 2017 mit dem Titel „Gruß vom Rheindampfer“ aus der „Werkstatt“ von Klaus Bühne.

Bereits im vierten Jahr in Folge macht der Bad Honnefer mit solchen Bildkalendern Familie, Freunden und Bekannten eine ganz besondere Freude zum Fest, die die Beschenkten durch das Jahr begleitet. Neben den historischen Postkarten hat er viele interessante Details zusammengetragen und verarbeitet. Herausgekommen ist ein sehens- und lesenswertes Stück bebilderte Zeitgeschichte.

Beispielhaft zurück zur „Kaiserin Auguste Victoria“. Das Doppeldeck-Salonschiff wurde 1898 gebaut. Es galt als eines der modernsten und schnellsten Schiffe der Rheinflotte, wurde aber nach 21 Jahren wieder außer Dienst gestellt, hat Bühne herausgefunden. Die Tatsache, dass der Dampfer 1900 Passagieren Platz bot, führte 1921 wohl dazu, dass das Schiff nicht mehr ausgelastet war. Auch war der Kohleverbrauch zu hoch – beides nicht tragbar in den entbehrungsreichen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg.

Rheinreisen mit dem Dampfer waren im ausgehenden 19. Jahrhundert sehr beliebt. Platzhirsch war die Köln-Düsseldorfer Dampfschifffahrt. Sie war nach dem Niedergang kleinerer Unternehmen ab 1857 als einzige überregionale Firma tätig, verabschiedete sich schließlich vom Linienverkehr und verlegte sich ganz auf den Tourismus. So warb das Unternehmen 1897 mit dem Betrieb „30 erstklassiger Raddampfer“, die sich den Touristen für bequeme Flusskreuzfahrten andienten.

Kolorierte Lithografien der Kaiserzeit

Die Beliebtheit dieser Reisen machte sich das Unternehmen auch zu Werbezwecken zunutze: Auf jedem Schiff gab es Postkarten, die den Lieben daheim von der Schönheit der Reise und der Landschaft kündeten – und von dem jeweils genutzten Dampfer. Die Schiffe trugen so klingende Namen wie „Drachenfels“, „Overstolz“ oder „Lohengrin“. Jedem einzelnen widmet Klaus Bühne einen erläuternden Artikel im Kalender. Mit Bildern und Texten gehen die Betrachter des Kalenders so auf eine informative Rheinreise durch die Jahreszeiten vom Siebengebirge stromaufwärts bis nach Bacharach.

Historische Postkarten haben es Bühne schon lange angetan, wie auch die Historie allgemein. Seit vielen Jahren sammelt und katalogisiert er seltene Postkarten, hat sich dabei auf die kolorierten Lithografien der Kaiserzeit spezialisiert. Viel Wissenswertes weiß er zu berichten, etwa, dass die Karten seinerzeit um die 25 Pfennige kosteten, „und das war damals ganz schön viel“. Oder auch, warum die Absender ihre Grüße auf die schöne Bilderseite schrieben: „Die andere Seite war allein der Post vorbehalten“, der Adresse also, der Briefmarke – in der Regel fünf Pfennig – und dem Poststempel. Erst ab etwa 1905 wurde die unbebilderte Seite geteilt, eine Hälfte für Text, die andere für Anschrift, Marke und Stempel.

Ein beachtlicher Fundus ist bei der Suche auf Trödel- und Sammlermärkten und durch Ersteigerungen im Internet zusammen gekommen. An die 800 Karten nennt Bühne sein Eigen. Sein ältestes Exemplar stammt aus dem Jahr 1880 und ist damit nur etwa ein Jahrzehnt jünger als die Geschichte der Postkarte überhaupt: Es ist eine einfarbige Karte, die den Drachenfels zeigt. Ihr kommt in Bühnes erstem Kalender 2014 eine zentrale Rolle zu. Nach dem Drachenfels widmete sich Bühne 2015 dem „Gruß aus Honnef“ sowie 2016 dem Ortsteil Rhöndorf – „mit dem wandernden Drachenfels“, wie er schmunzelnd berichtet. Denn: „Auf jeder Karte ist der Drachenfels zu sehen, egal, ob die Perspektive es hergab oder nicht.“

Für die Texte leistet der 75-jährige gebürtige Gummersbacher akribische Recherchearbeit. Kein leichtes Unterfangen, denn die Quellen sind rar. „Das Team der Stadtbücherei hat mir aktuell sehr geholfen, Literatur in der Fernausleihe besogt“, erzählt Bühne, der auch schon ein 135 Seiten starkes Werk mit Postkarten zum Siebengebirge herausgebracht hat.

Erste Verabredung auf dem Drachenfels

Das Siebengebirge und die Rheinlandschaft haben es Bühne, den es nach dem Betriebswirtschaftsstudium in Düsseldorf beruflich nach Hennef verschlug, freilich schon weit länger angetan. 1947 besuchte er als Kind das erste Mal Rhöndorf. Bei weitem nicht zuletzt: Vor 54 Jahren lernte er in Bad Honnef seine Frau Ursula kennen, der er seinen Siebengebirgsband gewidmet hat. Und die erste Verabredung führte die beiden – auf den Drachenfels.

Im Ruhestand siedelte das Paar schließlich von Hennef nach Bad Honnef um, wo es seit dreieinhalb Jahren lebt – quasi von der Sieg ins Herz der Rheinlandschaft, die so viele sorgsam sortierte Ordner und Bände füllt. Seinen anderen Hobbys – neben der Postkarten-Liebe unter anderem die Philatelie – fügte Bühne 2014 die Kalender-Gestaltung hinzu. Dazu arbeitete er sich in spezielle Computerprogramme ein. Nach Exemplar Nummer eins folgte prompt die Bitte von Freunden und Bekannten, dass eine Nummer zwei folgen möge. „Und es ist schön zu sehen, dass die Kalender aufgehängt werden und jeden Tag Freude machen“, sagt auch Bühnes Frau Ursula.

Längst sind die Kalender zu Sammlerobjekten geworden, Seltenheitswert inklusive: Die Auflage liegt nur bei jeweils 30 Stück. „Es macht mir einfach Spaß – und meine Frau weiß mich gut beschäftigt“, sagt der vielseitig interessierte Rentner mit einem Lächeln. Und spätestens im kommenden Sommer macht er sich wieder an die Arbeit, für Kalender Nummer fünf. Diesmal möglicherweise mit Ansichten des Siebengebirges von der anderen Rheinseite aus. Denn der Stoff für Kalender geht ihm nicht aus.

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