Neustart für ADFC Siebengebirge Raus aus dem Schattendasein

SIEBENGEBIRGE · Der Radfahrer im Siebengebirge hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Symptomatisch dafür ist die Ortsgruppe Siebengebirge des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

 Das Radfahren gilt als eine der natürlichsten Fortbewegungsmöglichkeiten. Dennoch dominiert das Auto immer noch den Alltag.

Das Radfahren gilt als eine der natürlichsten Fortbewegungsmöglichkeiten. Dennoch dominiert das Auto immer noch den Alltag.

Foto: Homann

Von insgesamt 287 Mitgliedern trafen sieben zur Jahreshauptversammlung zusammen. "Und das sind noch viele. Bei den Stammtischen saßen wir auch mal zu zweit zusammen. So ist das dann auch irgendwann ganz eingeschlafen", erzählt der Sprecher der Gruppe, Rolf Thienen.

Dass das Siebengebirge eine relativ anspruchsvolle Hügellandschaft für Fahrradfahrer ist, bedeutet jedoch nicht, dass es keine Radfahrer gibt - im Gegenteil. Mehr als 280 Mitglieder sind eine große Zahl. Ihre Präsenz jedoch ist eher unscheinbar. Woran das liegen könnte, zeigte die Versammlung vergangene Woche. Zu der war auch Anette Quaedvlieg, Vorsitzende des ADFC-Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg, erschienen.

Die Mitglieder sind mit der Radfahrsituation unzufrieden - ähnlich, wie sie es mit ihrem eigenen Verein sind. Yvonne Kasbach ist seit fünf Jahren Mitglied der Gruppe: "Seit ich mein Auto verkauft habe." Das vom ADFC-Kreisverband herausgebrachte Fahrradmagazin "Rückenwind" für Bonn, Rhein-Sieg und die Region ist ihr Thema. "Touren sind ausgebucht, noch bevor das Heft erscheint", so Kasbach.

Nie habe sie sich für eine der Feierabend- oder mehrtägigen Touren anmelden können. "Der Leiter nimmt lieber ihm bekannte Fahrer mit", mutmaßte sie. Das Problem liege darin, das war der Grundtenor, dass sie "keine digitale Radfahrerin" sei.

Quaedvlieg sah das Problem ein, sagte jedoch auch, dass es nicht möglich sei, den ehrenamtlichen Leitern noch mehr Fahrten aufzubürden. "Allein im vergangenen Jahr haben 80 Tourleiter insgesamt 460 Fahrten organisiert."

Kasbach betonte, dass nicht die Anzahl der Fahrten, sondern das Anmeldeverfahren das Problem sei. Wer online buche, sei eben schneller. Man müsse einen Weg finden, wie sie und andere, nicht Internet-affine Mitglieder an Touren teilnehmen könnten.

"Für die Radfahrer ist nie mitgedacht worden", hieß es unter anderem in der Versammlung. Über die Frage, ob es denn nun die Aufgabe der Fahrer ist, sich für ihre Belange einzusetzen, oder ob die Politik selber ein Interesse an diesem Thema haben müsste, herrscht Uneinigkeit. Teilnahmen an Verkehrsausschusssitzungen sind unumgänglich, um eine Stimme in der Verkehrspolitik zu bekommen. "Anfangs bin ich noch zu Ausschusssitzungen in Honnef oder Königswinter gegangen. Hier und da wurde dann aus einer Treppe auch mal eine Rampe. Aber alleine lässt sich das alles nicht stemmen", so Thienen.

Umso konsequenter war es, dass in der Sitzung ein neuer Vorstand gewählt wurde. Thienen macht weiterhin die Spitze aus. Für den Bereich Verkehrsplanung Bad Honnef erhielt Lars Düerkop, für Königswinter Ludwig Wierich das Votum der Mitglieder. Wierich wurde außerdem als Tourenkoordinator gewählt.

Das Team hat einiges vor, um aus seinem jetzigen Schattendasein herauszubrechen. Ein Radwegeführer mit der Tourismus Siebengebirge GmbH und eine Sprechstunde mit dem Honnefer Bürgermeister Otto Neuhoff sind als Erstes geplant - für Letzteres hat Thienen eine "Sprechstunde auf dem Fahrrad" im Sinn.

KURZ GEFRAGT

Der Sprecher der Ortsgruppe Siebengebirge des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, Rolf Thienen, erzählte Alev Dogan von den Hauptproblemen der Fahrradfahrer in Königswinter und Bad Honnef.

Herr Thienen, wo haben es die Radfahrer im Siebengebirge besonders schwer?

Rolf Thienen: Die Zustände der Fahrradwege sind zum Teil katastrophal. Es gibt in beiden Städten viel zu wenige Abstellplätze für Fahrräder.

Betreffen die Missstände eher die Sicherheit oder den Fahrkomfort?

Thienen: Sowohl als auch. In Bad Honnef ist die Situation zum Beispiel an der Kreuzung Linzer Straße/Menzenbergerstraße sehr brenzlig - da hört der Fahrradweg einfach plötzlich auf. Dann gibt es immer wieder die Situation, dass Drängelgitter den Fahrer zwingen abzusteigen. Dazu gehören die Brücke über die Eisenbahnschienen an der Lohfelder-/August-Lepper-Straße, wie auch die Unterführung, die unter der B 42 zur Karlstraße führt. Wenn der Radfahrer einen Kinderwagen angehangen hat, ist es unmöglich durchzukommen. Gefährlich wird es auch auf der Landstraße 83 von Stieldorferhohn nach Oelinghoven. Da hält sich kein Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Insbesondere Königswinter müsste sich mehr um seine Radfahrer und Rad fahrenden Touristen kümmern.

Inwiefern?

Thielen: Entlang des Rheines fehlen Tourismuskonzepte, die die Fahrer mit einschließen. Es gibt kaum Rastmöglichkeiten. Die Beschilderung ist mehr als mangelhaft. Die meiste Zeit weiß ein Tourist gar nicht, in welcher Stadt oder in welchem Bundesland er sich überhaupt befindet. Es gibt keine Hinweise auf umliegende Sehenswürdigkeiten - und besonders fatal: Es gibt kein Schild, das dem Fahrer zeigt, wie er zur Touristinfostelle kommen kann.

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