Bad Honnef Rhein-Sieg-Kreis genehmigt R(h)einspaziert-Festival auf Grafenwerth

Update | Bad Honnef · Der Rhein-Sieg-Kreis hat jetzt das Open-Air-Festival R(h)einspaziert auf der Bad Honnefer Rheininsel Grafenwerth mit Auflagen genehmigt. Der BUND lässt vorerst offen, ob er dagegen klagen wird. Allerdings sieht der Umweltverband das Festival nicht so kritisch wie vorherige Konzerte.

 Zuletzt 2019 lockte R(h)einspaziert die Menschen zu Tausenden auf die Rheininsel Grafenwerth. Auf der Bühne stand als Headliner die Kölschrockband Stadtrand mit Sänger Roman Lob.

Zuletzt 2019 lockte R(h)einspaziert die Menschen zu Tausenden auf die Rheininsel Grafenwerth. Auf der Bühne stand als Headliner die Kölschrockband Stadtrand mit Sänger Roman Lob.

Foto: Frank Homann

Post aus dem Siegburger Kreishaus erreichte jetzt den Bad Honnefer Stadtjugendring: Es ist die ersehnte sogenannte Einzelfallerlaubnis für R(h)einspaziert, den Open-Air-Festivaltag am Samstag, 13. August, auf der Bad Honnefer Rheininsel Grafenwerth. Eingereicht wurde der Antrag seitens des Vereins, der das Festival unter freiem Himmel seit 30 Jahren ausrichtet, bereits am 8. Januar. Allerdings wurde auch R(h)einspaziert zum Gegenstand der juristischen Auseinandersetzung um die Insel als Veranstaltungsort.

Umso erleicherter zeigte sich Marcelo Peerenboom, Geschäftsführer des Stadtjugendrings Bad Honnef: „Wir sind sehr froh, dass wir nun Planungssicherheit haben. Wir können jetzt bei den Planungen Vollgas geben und freuen uns auf ein tolles Festival“, sagte Peerenboom. „Gemeinsam mit den Bad Honnefern wollen wir 30 Jahre R(h)einspaziert gebührend feiern.“ Über das Programm werden der Stadtjugendring „in Kürze“ informieren.

Naturschutzbehörde des Kreises genehmigt mit Auflagen

Die Genehmigung durch die Fachabteilung der Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises erfolgte allerdings nicht ohne Auflagen, wie Rita Lorenz, Pressesprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, dem GA auf Anfrage sagte. Laut Kreis muss sich die Musikdarbietung während des Festivaltages auf die Zeit von 18 bis 23.30 Uhr beschränken. Nach 23.30 Uhr müsse ferner die Bühnenbeleuchtung derart reduziert werden, dass sie für „das noch benötigte Maß für den Abbau“ ausreicht. Und: Auf- und Abbauarbeiten sind lediglich von Freitag, 12. August, bis Montag, 15. August, gestattet.

Ob die BUND-Kreisgruppe die nun erteilte Genehmigung juristisch anfechten wird, ließ Achim Baumgartner, Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND, auf GA-Anfrage offen. Allerdings räumte er ein, dass der Umweltverband diese Art der Einzelveranstaltung weitaus weniger kritisch sieht als die für Juni und Juli geplanten Grafenwerth-Konzerte, die Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz nach Köln und Bonn verlegt hatte. „Der Kreis müsste allerdings schon einen sehr dürftigen Bescheid erstellen, damit wir das jetzt erneut gerichtlich klären lassen müssten“, sagte Baumgartner. „Das Gericht hat ja schon Hinweise gegeben, die beherzigt werden könnten. Die traditionelle Veranstaltung R(h)einspaziert hat es deutlich leichter, zugelassen zu werden, da es für sie in der Verordnung eine explizite Regelung gibt“, so der BUND-Kreissprecher.

Der Genehmigung durch den Rhein-Sieg-Kreis war ein ungewöhnlicher juristischer Akt vorausgegangen. Der Kreis hatte bereits am Mittwoch vor einer Woche gegenüber dem Verwaltungsgericht (VG) Köln erklärt, dass er beabsichtige, das Festival auf Grafenwerth zu untersagen, falls der Veranstalter den bunten Konzerttag ohne vorliegende Ausnahme oder Befreiungen durchführen wird.

BUND-Kreisgruppe erklärt Eilantrag für erledigt an

Die Folge: Daraufhin hatte die BUND-Kreisgruppe erklärt, ihrerseits den noch laufenden Eilantrag am VG zu dieser Veranstaltung „für erledigt“ zu erklären, wie Baumgartner sagte. „Der Kreis ist dem Anliegen des Eilantrags ohne Gerichtsentscheidung inhaltlich nachgekommen“, so Baumgartner weiter.

Außerdem begrüßte der BUND die Verlegung der beiden im Juli geplanten Konzerte der französischen Sängerin Zaz und des PInk-Floyd-Mitbegründers Nick Mason auf Grafenwerth. „Dadurch wird Raum für einen geordneten inhaltlichen Austausch geschaffen, was im Rahmen der Verordnung auf der Insel möglich ist“, erklärte Baumgartner.

Den Hintergrund der Erklärung des Rhein-Sieg-Kreises gegenüber dem VG geht auf die erste Klage des BUND vor dem Verwaltungsgericht zurück. Damals hatte der Umweltverband das Gericht angerufen, um prüfen zu lassen, ob überhaupt ein Genehmigungsverfahren für die fünf beabsichtigten Konzerte auf der Bad Honnefer Rheininsel vonnöten ist. „Der BUND war davon überzeugt, dass man ein solches Genehmigungsverfahren durchführen müsse, der Rhein-Sieg-Kreis stand auf dem Standpunkt, dass das nicht der Fall sei, da man sich auf die Landschaftsschutzverordnung stützen könne“, erklärte Rita Lorenz, Pressesprecherin des Rhein-Sieg-Kreises.

Hierzu habe das Gericht – im Eilverfahren ohne nähere Prüfung – entschieden, dass eine Genehmigung „wahrscheinlich erforderlich“ ist und den Kreis aufgefordert, alle ungenehmigt geplanten Veranstaltungen zu verhindern. „Dies gilt solange, bis eine Genehmigung erteilt wird“, so Lorenz. Ein solches Verfahren hatte der Kreis auch für R(h)einspaziert vorgesehen. „Die Absage musste erteilt werden, da noch keine formelle Genehmigung vorhanden ist“, erklärte die Sprecherin.

Dialog um Zukunft der Rheininsel Grafenwerth

Und: Bei der Fülle an Wortmeldungen zum Thema Grafenwerth und insbesondere zur Absage und Verlegung der Konzerte waren – insbesondere von Politikerinnen und Politikern einige, die vorschlugen, mit dem BUND in den Dialog zu treten, um darüber zu sprechen, was auf Grafenwerth möglich ist. Dieser Dialog hat – in Teilen – bereits begonnen, erklärte Achim Baumgartner auf GA-Anfrage: Mit den Grünen Bad Honnef habe es ein konkretes (erstes) Treffen gegeben, und der CDU-Landtagsabgeordnete Jonathan Grunwald hatte ein Gespräch mit dem BUND-Landeschef Holger Sticht auch mit dem Ziel, weitere Gespräche anzustoßen, schilderte Baumgartner. „Auf unser eigenes schriftliches Gesprächsangebot vom 10. Juni gegenüber der Stadt Bad Honnef und dem Kreis gab es noch keine Rückmeldung der Stadt, der Kreis hat erst einmal abgesagt“, so der BUND-Kreissprecher. Im Austausch befände er sich auch mit dem Stadtjugendring und hoffe „auf einen konkreten Austausch für Zukünftiges“.

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