Ligafinale im Quidditch "Rheinos Bonn" gewinnen Quidditch-Ligafinale in Bad Honnef

BAD HONNEF · Die Spieler von „Rheinos Bonn“ sichern sich im Quidditch-Ligafinale in Bad Honnef mit einer triumphalen Aufholjagd den Sieg. Ein Ereignis nicht nur für Harry Potter-Fans.

Achtung, Stampede! Wie von der Tarantel gestochen stürmen die Darmstädter Besensportler dem Quaffel hinterher. Den halb aufgepumpten Volleyball in der Hand, kann sich der ins Ziel genommene Jäger gerade noch zur Seite katapultieren, ehe er vom gegnerischen Team beinahe überrollt wird. Vom Vorstoß der Darmstädter scheinen die Bonner „Rheinos“ sichtlich überwältigt, liegen meilenweit zurück. 70 zu null – gegen die „Athenas“ sehen sie einfach kein Land.

Ein Befreiungsschlag muss dringend her, vielleicht ein schneller Pass nach vorne – aber nein, geblockt, erneuter Ballverlust! Bevor die Kontrahenten aber zum Zug kommen, hagelt es auf einmal Klatscher von der Seite – die Darmstädter Jäger fliegen vom Besen, müssen den Quaffel fallen lassen und zurück zu ihren Tor-Ringen laufen, um neu aufzusteigen.

Glück gehabt, „Rheinos“ – die Chance zum Gegentreffer. Und versenkt! Die ersten zehn Punkte für die Gastgeber, der Ausgleich ist endlich ein kleines Stückchen näher. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: „Rheinos!“, dröhnt der Bonner Schlachtruf über den Kunstrasen, „Ahu! Ahu! Ahu!“

Das Quidditch-Liga-Finale in Bad Honnef
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Der Knoten war geplatzt

Dann macht es schließlich Klick, und plötzlich läuft alles wie am Schnürchen. Die anfänglichen Hemmungen sind wie weggefegt, die Rheinos beginnen eine rasante Aufholjagd, machen den immensen Rückstand allmählich wieder wett. Hechtsprünge, Tackles, immer wieder krachen Spielerinnen und Spieler ächzend ineinander – die Mannschaften schenken sich keinen Zentimeter. Immerhin geht es an diesem Sonntag um den Titel des Quidditchliga-Champions, gewissermaßen der DFB-Pokal der deutschen Quidditch-Szene.

Und die „Athenas“ erleben ihr blaues Wunder: Nachdem sie den Sieg bereits in trockenen Tüchern wähnten, wird das Endspiel zuletzt noch einmal nervenzerreißend spannend. Am Ende entscheidet in der Verlängerung sogar einmal nicht der Fang des Tennisball-Schnatzes. Mit einem hart errungenen Endstand von 160 zu 140 Punkten werden die „Rheinos“ zum Turniersieger gekrönt, springen jubelnd auf und ab, Fans und Unterstützer fluten das Spielfeld. Ein Comeback wie im Märchen.

Teilnehmer waren alle Regionalligameister

Ohne Unterstützung wäre solch ein Happy Ending allerdings von vornherein nicht möglich gewesen: Der Honnefer Fußballverein öffnete die Tore zu seinem Sportplatz-Gelände an der Schmelztalstraße, die Sebastianus-Schützen luden zur Übernachtung ins Schützenhaus ein, etliche Freiwillige kümmerten sich um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. In diesem Jahr erstmals unter der Leitung der Rheinos-Trainer Felicitas Müller und Christian Zimpelmann ausgerichtet, zählt das Ligafinale ab sofort zu den drei jährlichen Highlights neben der deutschen Quidditchmeisterschaft und dem European Quidditch Cup.

Insgesamt fünf Teams, allesamt Meister ihrer jeweiligen Regionalligen, nahmen an der ersten Ausgabe teil: Neben den „Rheinos Bonn“ (NRW) und den „Darmstadt Athenas“ (Rhein-Main) bewiesen auch die „Hamburg Werewolves“ (Norddeutschland), "Looping Lux Leipzig“ (Ostdeutschland) und die „Tübinger Thestrale“ (Baden-Württemberg) ihr Können. Einzig die „Three River Dragons Passau“, Meister der bayerischen Liga und aktueller deutscher Meister, konnten aufgrund eines zeitgleich stattfindenden Turniers im englischen Southampton nicht teilnehmen.

Quidditch in rund 20 Ländern rund um den Globus

Inspiriert vom fiktiven Zauberersport aus den Harry-Potter-Romanen, ist der Quidditchsport nicht nur deutschlandweit, sondern mittlerweile in rund 20 Ländern rund um den Globus vertreten. Insbesondere in der universitären Szene erfreut sich der Vollkontaktsport, der die besten Elemente des Rugby, Völkerball und Handball vereint, steigender Beliebtheit.

Aber nur was für Potter-Nerds? Von wegen! „Fantasy-Rollenspiel-Charakter mit Besen und Umhang“ habe das Quidditchspiel für die Rheinos keinen mehr, meinte Teamcaptain Leander Troll – Quidditch sei mittlerweile „ein eigenes Ding“ geworden. Schließlich biete der Sport auch eine einzigartige Herausforderung: Quidditch sei „athletisch komplex, unglaublich anstrengend und strategisch vielseitig“, so Troll, denn „es gibt einfach wesentlich mehr Action, wenn vier oder fünf Bälle auf einmal im Spiel sind und sich die Teams viel genauer koordinieren müssen“.

Keine Frage: Quidditch ist auf dem Vormarsch. „Viele Mitglieder kommen wegen Potter, aber bleiben wegen des Sports“, pflichtete Felicitas Müller bei. Denn der Zauberer-Sport ist nicht nur kräftezehrend und anspruchsvoll, sondern auch ein Riesenspaß für Männer und Frauen gleichermaßen. Auch sei die Quidditch-Szene an Herzlichkeit kaum zu überbieten, so Müller: Rivalitäten abseits des Spielfeldes? Fehlanzeige. Und so konnten sich auch die geschlagenen „Darmstadt Athenas“ ohne Neid mit den „Rheinos“ freuen – denn das Beste und Wichtigste am Turnier war ohnehin nicht der Siegertitel, sondern der freundschaftliche Zusammenhalt der deutschen Quidditch-Familie.

Video-Aufzeichnungen der Finalspiele sind auf der Facebook-Seite des Deutschen Quidditchbundes, fb.com/DQBquidditch, abrufbar.

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