Gartenfest in Rhöndorf Wie Konrad Adenauer in Nachbars Garten Terrassen anlegte

Bad Honnef · Wie war Konrad Adenauer eigentlich als Mensch und als Nachbar: Beim Gartenfest im Rhöndorfer Adenauerhaus gab es ein Zeitzeugen-Erzählcafé - bei dem von der Nachbarin bis zum Polizeibeamten viele Menschen eine Menge zu berichten hatten.

 Viele Anekdoten und Geschichten über das Leben von Konrad Adenauer und wie er als Mensch war, erleben die Besucher beim Gartenfest der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus.

Viele Anekdoten und Geschichten über das Leben von Konrad Adenauer und wie er als Mensch war, erleben die Besucher beim Gartenfest der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus.

Foto: Frank Homann

Diesmal waren Spürnasen gefragt: Beim Gartenfest der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus gingen die Besucher Adenauers Leidenschaft für Krimis nach und konnten sogar ein Adenauer-Krimirätsel lösen und das Theaterstück „Tod am Rhein“ auf dem historischen Anwesen verfolgen.

Ein besonderes Erleben bot das Erzählcafé mit Zeitzeugen – die Adenauer-Nachbarin Rotraut Schlüter (93), Professor Peter Molt, der an diesem Tag noch Rosen aus dem Adenauer-Garten zur Vollendung seines 93. Geburtstages erhielt, Professor Karlheinz Merten und Rolf Junker. Kurzweilig berichteten sie über ihre Erlebnisse mit Konrad Adenauer.

Sehr nahe war ihm Rotraut Schlüter gekommen, sie war Nachbarskind. Und die Familien Schlüter und Adenauer verband eine Freundschaft über den Gartenzaun hinweg. Und das sogar im Wortsinne: Um den Schulweg abzukürzen, rannten die Schlüter-Kinder durch Adenauers Garten. Dazu mussten sie ein Hindernis überqueren. „Konrad Adenauer hat für uns dann sogar ein Törchen gebaut.“

1939 waren die Eltern mit ihren fünf Kindern von Berlin nach Rhöndorf gezogen. „Unsere Familien hatten sofort zusammengefunden, sie einte die Gesinnung.“ Sie vermutete, dass Adenauer und ihr Vater, der Ministerialrat in Berlin war, sich 1934 in der Reichshauptstadt kennengelernt hatten.

Freundschaft, die der Gartenzaun nicht trennen kann

Sie erzählte, wie Adenauer durch ihren Garten gegangen war und den Ratschlag erteilte, so wie er Terrassen anzulegen. „Er fing an, bei uns Terrassen zu bauen. Reste sind heute noch zu sehen.“ Eines Tages während der NS-Zeit kam Adenauer-Tochter Libet zu den Schüllers mit der Nachricht, dass der Vater abgeholt worden sei. Der Schreck sei groß gewesen.

Als sie mit Kommilitonen 1950 zur Pfingstwallfahrt nach Frankreich aufbrechen wollte, hatte Adenauer André François Poncet, dem Hohen Kommissar Frankreichs, über den Plan seiner „Nichte Rotraut Schlüter“ unterrichtet, so dass sie gewissermaßen unter seinem Schutz war. Die Bescheinigung hat sie sorgsam aufbewahrt und zeigte sie vor wie auch einige Fotos. Die Freundschaft habe bis zum Tod gehalten.

Adenauer gibt Nachbarstochter als seine Nichte aus

Professor Molt meinte: „Konrad Adenauer war mein erster Chef.“ 1960 hatte der Politikwissenschaftler und Afrika-Experte, der in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war, die Leitung der Politischen Akademie Eichholz übernommen. „Da habe ich ihn kennengelernt. Adenauer war ein Herr. Solche Herren gibt es nicht mehr.“ Als das Institut für internationale Solidarität gegründet werden sollte, war Adenauer nicht einverstanden. „Der Name war ihm zu sozialistisch“, so Molt. Als er erfuhr, dass es ein Buch der Jesuiten gebe über den christlichen Solidarismus, sei er einverstanden gewesen.

Molt hatte den Wahlkampf 1961 mit betreut. „Sein Stern war im Sinken. Willy Brandt war der junge Held. Adenauers Problem – er war alt, er brauchte Mittagsschlaf. Aber er war unglaublich diszipliniert, ein guter Redner, er redete einfach, aber einprägsam. Er war eine Führungsfigur, weltbekannt.“

Rolf Junker, der frühere Bad Honnefer Stadtdirektor, hat noch heute den Posten inne, den ihm sein Vorgänger vererbt hat: den Vorsitz des Heimat- und Geschichtsvereins Herrschaft Löwenburg. „Adenauer hat die Gründung mit verantwortet und auch die Ausbreitung auf ganz Honnef angestoßen.“ Junker erinnerte sich an die Besuche von de Gaulle und Kennedy. „Wir bekamen schulfrei und strömten zum Kölner Rathaus, um zu winken. De Gaulle hat die Leute sofort für sich gewonnen.“

Professor Merten bestätigte das. „Er sagte: Es lebe die deutsch-französische Freundschaft. Das Volk hat im das abgenommen.“ Merten war drei Monate in der Sonderwache Rhöndorf tätig. „Meine schlimmste Zeit als Polizist. Adenauer war unnahbar. Er legte zwei Finger an die Hutkrempe und ging vorbei ohne ein Wort.“

Mit rund 30 Leuten sei die Sonderwache besetzt gewesen. Zwei Posten waren am Tag aktiv – einer am Eingang, einer hinterm Haus; in der Nacht waren zwei Hundeführer hinterm Haus und ein Posten stand vorn. Oder er saß vielleicht mal und war eingeschlafen oder rauchte – dann habe Adenauer-Sohn Paul dem Dienststellenleiter eine Beschwerde geschrieben. Ebenso, wenn die Diensthunde in der Nacht gebellt hatten. „Aber Adenauer hatte selbst Rottweiler Cäsar, der bellte auch. Manchmal haben wir ihn auch zum Bellen gebracht.“ Mit einem Stockschlag auf das Dach des Zwingers. „Wir nannten Paul den ,Spion Gottes aus der Dachluke‘.“

Seinetwegen war Merten auch nur kurze Zeit bei der Sonderwache – er hatte einen Opel Kadett angezeigt, der durch die Kurve an der Kirche gebrettert war und ihn auf den Gehweg gezwungen hatte. Der Fahrer war Priester Paul Adenauer. Zwei Tage danach wurde Merten zur Polizei nach Bonn versetzt. „Haushälterin Schliefen war die Seele auf dem Grundstück, sie hat manches geradegebügelt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort