Musiker aus Bad Honnef Robert Niegl schrieb Siegerlied für Songwettbewerb

Siebengebirge · Mit seinem Lied "Hätz & Siel" über die schönen Seiten Bad Honnefs hat Robert Niegl den Songwettbewerb der Stadt gewonnen. Wie blickt der 34-Jährige auf seine Heimatstadt? Und was macht Heimat für ihn aus?

 In seiner Heimat fühlt er sich wohl: Robert Niegl schrieb ein Lied über Bad Honnef und gewann den Songwettbewerb der Stadt.

In seiner Heimat fühlt er sich wohl: Robert Niegl schrieb ein Lied über Bad Honnef und gewann den Songwettbewerb der Stadt.

Foto: Frank Homann

Lässig liegt die Gitarre über der Schulter, mit einem Grinsen geht Robert Niegl für den Fotografen von der Spitze Grafenwerths auf das Innere der Insel zu, der Rhein und der Drachenfels im Hintergrund. Für den 34-Jährigen ist dieser Ort mit Erinnerungen verbunden. „Zu Events wie R(h)einspaziert haben wir uns immer hier getroffen“, blickt der Aegidienberger auf seine Jugendzeit zurück.

Grund genug, die Insel Grafenwerth in dem Lied „Hätz & Siel“ mit aufzunehmen, mit dem er am Songwettbewerb der Stadt Bad Honnef teilgenommen hat. Einen „positiven Song“ wollte der Musiker mit dem Lied schreiben, als er sich zur Teilnahme entschied. Einen, der ein „gutes Gefühl“ vermittelt, welches sich im Text und in der Musik wiederfinden sollte. Und es funktionierte: Zusammen mit seinen sechs Bandmitgliedern riss er im Finale am Vogelbrunnen in der Innenstadt vor gut fünf Wochen die Zuschauer mit und animierte die Menge zum Mitsingen, was diese mittels Applausometer schließlich mit dem ersten Platz belohnten.

Vom „Nizza am Rhein“ ist in dem Lied die Rede, von einem Ort, der Familie und Geborgenheit verspricht, von einer Innenstadt, durch die es schön ist zu gehen. Für den 34-Jährigen sind das nicht nur für das Lied verwendete Worthülsen, für den Musiker ist Bad Honnef Heimat. Und: „Die Gegend ist schön, hier wächst was“, sagt der Aegidienberger.

"Weg von dem Gutbürgerlichen"

Diese Ansicht reifte erst in den vergangenen Jahren. Als Jugendlicher möchte man sich befreien, findet Niegl. Bei ihm war es nicht anders. 2001 gründete er mit Freunden die Rockband „Achtung Surrender“. Auch, um „weg von dem Gutbürgerlichen“ der Stadt zu kommen. Das habe sich auch in ihren Songs entladen. „Es waren Lieder, in denen Bad Honnef sein Fett wegbekommen hat“, blickt er zurück. Als Erwachsener hat sich diese Einstellung gewandelt, „als Jugendlicher nimmt man das anders wahr“, meint der Musiker, der nicht immer in Aegidienberg lebte.

Als er drei Jahre alt war, zogen seine Eltern aus Freiburg in das Rheinland, zum Studium zog es ihn selbst dann nach Köln. Doch Lehramt „passte nicht“, so wurde es Musik und schließlich die Selbstständigkeit als privater Musikschullehrer. Er gründete die „Musikschule Himberg“ im Aegidienberger Ortsteil. „Es war die richtige Entscheidung, hier die Musikschule zu gründen“, sagt er über den Ort, an dem er genau das tut, was er gerne möchte. Diese Möglichkeit zur Selbstverwirklichung ist für ihn auch eine Definition von Heimat. Ein Begriff, mit dem Niegl etwas Positives verbindet, wie er betont.

Selbstverwirklichung, Heimat, Soziales

Neben der Selbstverwirklichung macht die Vertrautheit die Heimat aus. „Man kennt den Ort, das Lebensgefühl.“ Der dritte Aspekt, den er mit Heimat verbindet , ist das „soziale Netzwerk“. Neben der Familie wohnt auch sein bester Freund noch hier. „Es ist einfach schön, solche Leute um sich zu haben.“ Doch er sagt auch: „Es ist wichtig, nicht zu sehr verwurzelt zu sein.“ Und so sei „auch Köln Heimat“. Nicht nur weil seine Freundin dort lebt. Nach einem halben Jahr in Köln würde einen das „kölsche Lebensgefühl“ und die Offenheit schon einnehmen, findet Niegl.

Von der patriotischen Tendenz, die der Begriff Heimat in der Diskussion in diesen Tagen mit sich bringt, hält er nichts – und zieht einen Vergleich zur Musik. Die Pentatonik, eine Tonleiter aus fünf verschiedenen Tönen, sei der Ursprung der Musik. Aus diesem ältesten nachgewiesenen Tonsystem der Welt hätte sich die Musik dann kulturell entwickelt. Für Niegl ist Heimat mehr ein Wort, das beschreibt, wo man sich wohlfühlt. Für den 34-Jährigen ist dieser Ort Aegidienberg.

"Super Angebot für Musiker"

Als er von dem Musikwettbewerb „Ein Song für Bad Honnef“ gehört hat, dachte er kurz drüber nach teilzunehmen, entschied sich dann dafür und setzte sich an den Text. „Das ist ein super Angebot für Musiker sich zu präsentieren“, findet er. Mit seiner Freundin überarbeitete er den Text immer wieder, bis er diesen mit einer Sängerin in einem Tonstudio einsang. „Ich bin eigentlich kein Sänger, sondern Instrumentalist“, erklärt er. Der Song erreichte das Finale, woraufhin Niegl eine Band für den Live-Auftritt zusammentrommelte. Fündig wurde er im Freundeskreis und bei Musikerkollegen.

Gesungen haben Clara Lucas aus Köln, die in Arnheim studiert, und der aus der Karibik stammende Kölner Tippaman. An der Gitarre spielte der Ittenbacher Jonas Dohmann, mit dem Niegl bereits in einer Schulband spielte. Roberts Vater Werner Niegl bediente das Klavier, die Bass-Klänge kamen von Bentai Trawinski, am Schlagzeug saß Richard Münchhoff aus Bonn, der in Köln studiert. Niegl: „Da alles Profis sind, mussten wir nicht viel proben.“

Feinschliff und Videodreh

Als Bandleader war der 34-Jährige in der Verantwortung. Eine ungewohnte Rolle, am Klavier fühle er sich am sichersten. Doch das waren alles „Leute, auf die ich mich verlassen konnte“, freut sich der Musiker, bei dem der Wettbewerb durchaus Ehrgeiz entfacht hat: „Ich hab das sportlich gesehen: Wenn ich es mache, will ich es richtig machen und auch gewinnen.“ In den Proben erarbeiteten sie den Feinschliff. Da entstand dann auch der Mitsingrefrain. „Wenn wir es schaffen, das Publikum zu animieren, kann es was werden“, waren sich die Musiker einig.

Die Rolle, die Menschen zum Mitsingen zu animieren, kam dem Initiator des Songs zuteil. „Auch das war eine neue Rolle für mich“, gibt Niegl zu. Der Gesang ebbt ab, die Musik wird etwas leiser, der Moment, in der das Publikum mit anstimmt, naht. Am Vogelbrunnen gelang das, „Hätz & Siel“ sprang auf die Menschen über. Nun steht ein professioneller Videodreh an, vorher noch ein wenig Feinschliff. „Es ist eine super Gelegenheit, das schlagerreske aus dem Lied zunehmen“, meint er. Eines wird er jedoch belassen: Das Positive, das er mit seiner Heimat verbindet.

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