Innenstadt von Bad Honnef Wie es beim Großprojekt Am Saynschen Hof weitergeht

Bad Honnef · Der Startschuss für das größte Bauprojekt in der Bad Honnefer Innenstadt seit Jahrzehnten steht bevor. Was die nächsten Schritte sind und was sie sich von dem Vorhaben erhoffen, verraten die Köpfe hinter dem Projekt dem GA.

 Auf den Grundstücken zwischen der Fußgängerzone in Höhe des ehemaligen Fachgeschäftes Retz und der Straße Am Saynschen Hof entstehen Wohnungen und Ladenlokale.

Auf den Grundstücken zwischen der Fußgängerzone in Höhe des ehemaligen Fachgeschäftes Retz und der Straße Am Saynschen Hof entstehen Wohnungen und Ladenlokale.

Foto: Frank Homann

Zwischen der Fußgängerzone und Am Saynschen Hof soll er bald fallen, der Startschuss für das größte Bauvorhaben in der Bad Honnefer Innenstadt seit Jahrzehnten. Im Frühjahr sollen die ersten Bagger rollen, soll der Abriss der bisherigen Gebäude beginnen. Mehr als 50 Wohnungen, Ladenlokale und eine neue Sichtachse zur Kirche: „Piazza Verde Prima“, so lautet der Titel des Projektes, von dem sich die Stadt und die Umsetzer des Vorhabens nicht weniger versprechen als eine Belebung der Innenstadt. „Für uns ist das auch ein Referenzobjekt, das zeigt, so kann man eine Stadt beleben“, sagt Alfred Schölzel, geschäftsführender Gesellschafter der SOIF Consulting selbstbewusst.

Die GmbH & Co. KG mit Sitz in Siegburg hatte das 2900 Quadratmeter große Filetstück 2022 von der Domus-Immobiliengruppe, einem Projektentwickler aus Köln, gekauft. Auf Grundlage des vorhabenbezogenen Bebauungsplans, den die Stadt mit der Domus ausgehandelt hatte und der mit Mehrheit von der Politik abgesegnet wurde, wird das Vorhaben mit Wohnen, Arbeiten und Einkaufen umgesetzt. Geschätzte Bauzeit ab etwa Herbst 2023: zwei Jahre.

Insgesamt 4020 Quadratmeter Wohnfläche in Mietwohnungen von circa 40 bis 120 Quadratmeter Größe sowie Ladenlokale von etwa 200 bis zu 1000 Quadratmetern sehen die Pläne vor. „Die Mischung war ausdrücklicher Wunsch der Stadt“, so Diplom-Betriebswirt Schölzel. Zwischen der Fußgängerzone in Höhe des ehemaligen Schreibwarengeschäftes Retz und Am Saynschen Hof entsteht eine Fußgängerzone mit Treppe sowie Aufzug für die Barrierefreiheit, „keine Skateboard-Rampe“, wie Kritiker laut Projektmanagerin Vanessa Schlender schon befürchteten.

Insgesamt rund 38 Millionen beträgt die Investition, 34 Millionen davon entfallen auf die Herstellungskosten. Die Fäden für das Mammutprojekt laufen bei Schölzels Team zusammen, zu dem auch die Assella GmbH Vermögensverwaltung gehört. Hinter dem Projekt stehen Investoren, oft Familien, die laut Schölzel teils seit Jahrzehnten zum Kundenstamm gehören und die Bauherrengemeinschaft bilden. Zweites Kerngeschäft des Teams sei klassische Vermögensverwaltung, die Betreuung des Kundeninvestments mit langfristiger Bindung. Weitere Investoren hofft Schölzel vor Ort zu gewinnen, „bis April soll die Investorenfrage komplett geklärt sein“.

„Natürlich ist die Kalkulation schwieriger geworden“, so Schölzel zur Frage, wie sich ein Bauprojekt dieser Größenordnung einfügt in eine Zeit, in der steigende Preise auf dem Baumarkt und Unsicherheiten Projekte erschweren – und diese andernorts gar auf Eis gelegt oder storniert werden. Das wäre der falsche Weg“, so Schölzel: „Wir sagen: Gerade jetzt.“

Diese Darstellung der SOIF Consulting GmbH & Co. KG zeigt eine Ansicht der neuen Gebäude.

Diese Darstellung der SOIF Consulting GmbH & Co. KG zeigt eine Ansicht der neuen Gebäude.

Foto: SOIF Consulting GmbH & Co. KG

Unter den Gebäuden vorgesehen ist eine Tiefgarage mit 86 Kfz-Stellplätzen, auch für E-Autos. An weiteren Feinheiten wird laut Schlender noch gefeilt. So sind in der Tiefgarage 118 Fahrradabstellplätze in sonst „toten Ecken“ und Selfstorage, also mietbare Lagerräume geplan; alles mit einer elektronischen Schließanlage. Gedacht ist an ein Parkraum-Management, bei dem tagsüber leer stehende Parkplätze untervermietet werden und so weiterer Parkraum für Kunden der City verfügbar wird. Schölzel: „Wir kennen solche Modelle gut, es funktioniert und passt in die Zeit, Räume und Strukturen nachhaltig zu nutzen.“

Saynscher Hof in Bad Honnef: Ankermieter im Erdgeschoss

Versehen werden die Gebäude mit einer „Riesen-Solaranlage auf dem Dach. Für den Einzelhandel bedeutet das Planungssicherheit beim Strom“, so Schölzel. Für das größte Ladenlokal soll ein Ankermieter kommen. Wer das wird, stehe noch nicht fest. Denkbar wäre ein Drogeriemarkt. Schölzel betont, man stehe nicht in Konkurrenz zum geplanten, zeitlich späteren Bauvorhaben an der Post. „Das kann und wird sich gut ergänzen.“ Man setze auf Kooperation, so wie man auch mit der Stadt fortlaufend in guten Gesprächen sei.

Geradezu stolz sind Schölzel und Projektmanagerin Vanesse Schlender auf einen großen Co-Working-Space, der von SOIF neu ins Portfolio genommen wurde. „Wir arbeiten mit einer Profi-Gruppe zusammen“, so Schölzel. Eine Club-Lounge und ein Restaurant/Catering zur Andienung hauptsächlich von mietbarer Lounge und Co-Working rundeten modernes Arbeiten ab. „Das Co-Working ist die Keimzelle. Alles geht in eine Richtung: Neue Bewegung in der Stadt“, so Schölzel.

Was das Projekt insgesamt und den durchaus schwierigen Bauablauf angeht, setzen Schölzel und Schlender auf Transparenz – auch bei kontroversen Meinungen: Stichwort geförderter Wohnungsbau, seinerzeit Wunsch von SPD und Grünen. Schölzel: „Für unsere Kunden verwalten wir Immobilien im Wert von 250 Millionen Euro, darunter auch Projekte des geförderten Wohnungsbaus. Wir kennen uns da bestens aus.“ Bei Grundstückspreisen wie vorliegend seien Quadratmeter-Mieten von geringeren, weil geförderten sieben Euro unternehmerisch aber nicht darstellbar.

„Wir wollen nichts bauen, was nicht angenommen wird, und setzen dabei auf den Austausch. Wir wollen wissen: Was fehlt den Leuten hier am meisten“, so Schlender. Als erstes aber kommen die Abrissbagger: Die alte Bebauung entlang der Retz-Passage muss weichen. „Der Abbruchstatiker war jetzt noch einmal vor Ort“, die Abrissgenehmigung stehe kurz bevor, so Schlender. „Wir sind uns bewusst, dass eine Baustelle dieser Größenordnung nicht ohne Behinderungen zu bewältigen ist und stehen auch dazu in engem Kontakt mit der Stadt“, so Schölzel. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund seien Informationsforen geplant, Bildschirminfos in den leeren Ladenlokalen und ein Info-Container mit Ansprechpartnern während des Baus.

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