Bad Honnefer Feuerwehr stellt neues geländegängiges Fahrzeug vor Schnelle Hilfe bei Unfällen im Wald

Rhöndorf · Nicht erst seit Ausbruch der Pandemie strömen die Menschen in Scharen ins Siebengebirge, suchen Erholung in der Natur. Was aber, wenn sich ein Wanderer ein Bein bricht? Um Menschen noch schneller retten zu können, wenn sie in unwegsamem Gelände Hilfe brauchen, hat die Feuerwehr Bad Honnef jetzt ein spezielles Fahrzeug.

 Stefan Krahe (l.) und Tom Hartung demonstrieren den Einsatz der Fahrzeugausstattung speziell für Rettungsaktionen in unwegsamem Gelände.

Stefan Krahe (l.) und Tom Hartung demonstrieren den Einsatz der Fahrzeugausstattung speziell für Rettungsaktionen in unwegsamem Gelände.

Foto: Frank Homann

Notruf! Ein Mountainbiker stürzt im Siebengebirge und verletzt sich, ein Wanderer mutet sich zu viel zu und benötigt internistische Hilfe oder rutscht auf einem matschigen Weg aus und bricht sich ein Bein. „Hilfeleistungen für den Rettungsdienst, wenn im Wald Personen verunglücken, werden immer häufiger“, sagt Björn Haupt, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef. Das geländegängige Fahrzeug für solche Einsätze steht nun bei der Löschgruppe Rhöndorf bereit. Rund 95 000 Euro wurden in diese Anschaffung investiert.

Die ersten Übungsfahrten hatten die Männer um Löschgruppenführer Stefan Krahe bereits absolviert, als sie das frisch gewienerte neue Mehrzweckfahrzeug (MZF) in der Fahrzeughalle ihrer Gerätehalle vorstellten. Das Allradfahrgestell ist an der Vorderachse 19 Zentimeter und an der Hinterachse 11 Zentimeter höher als bei herkömmlichen Wagen. Durch die Geländereifen sind weitere zwei Zentimeter gewonnen. Dadurch erreicht das Fahrzeug unwegsame Bereiche im Wald, vor denen die Retter sonst kapitulieren und den Verletzten mühsam über weite Strecken tragen mussten.

Tauglich für zahlreiche Rettungseinsätze

„Die Idee, ein solches Fahrzeug zu haben, bestand seit vier Jahren“, so Krahe. „Wir haben dafür ein Leistungsverzeichnis erstellt.“ Speziell nach diesen Wünschen wurde das Fahrzeug hergestellt. Es soll aber nicht nur der Rettung dienen, sondern es wurde mit Beladungszusatzmodulen ausgestattet, um das Fahrzeug tauglich zu machen für andere Einsätze wie Verkehrssicherung bei Unfällen, bei Waldbränden und Unwettern oder bei Ölschäden.

Die Hilfeleistung im Wald war der Hauptgrund. „Man sieht ja, welche Menschenmassen an den Wochenenden allein unten am Ziepchensplatz ankommen“, so Krahe. Nun ist die Feuerwehr gerüstet. Vorher hatten die Rhöndorfer in solchen Fällen ihren Mannschaftswagen mit einem Straßenfahrgestell zur Verfügung. „Damit kamen wir nicht überall hin, auch Rettungsfahrzeuge haben sich bei Unfällen im Siebengebirge schon festgefahren.“

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Mercedes-Benz Sprinter 4x4 mit 163 PS. Es verfügt über ein Automatikgetriebe mit zuschaltbarem Allradantrieb und zuschaltbarer Geländeuntersetzung. „Der Sechs-Sitzer bleibt aber unter der magischen Grenze von 3,5 Tonnen maximalem Gesamtgewicht. Somit kann er von jedem aus unserer Truppe mit normalem Pkw-Führerschein gefahren werden“, nannte Krahe einen weiteren wichtigen Punkt.

Auch eine Motorastsäge ist an Bord

Der spezielle feuerwehrtechnische Aufbau wurde von der Firma Reinartz Fahrzeugtechnik GmbH aus Langerwehe realisiert. Für einige Verzögerungen bis zur Auslieferung des neuen Fahrzeugs hatten Probleme bei der Beschaffung von Einzelteilen und auch die Juli-Flut gesorgt. Aber nun ist das Schmuckstück, wie es bisher einmalig bei den Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis ist, endlich da. Der Löschgruppenführer: „Und wir haben schon eifrig damit geübt.“

Jeder Handgriff saß auch bereits bei der Beladung dieses MZF. Muss ein Verunglückter im Wald gerettet werden, so führen die Feuerwehrleute eine Schleifkorbtrage mit einem speziellen Transportsystem, der „Mule“, mit. Ruck, zuck hatten Krahe und Feuerwehrmann Tom Hartung den mehr als zwei Meter langen Schleifkorb mit Gurten auf der Mule befestigt. Dabei handelt es sich um eine Ein-Rad-Konstruktion mit einem mehrfach verstellbaren Führungsbügel. Die Mule kann von zwei Helfern leicht durch unwegsames Gelände gesteuert werden, über Wurzeln, auch über felsigen oder verschneiten Untergrund.

Der große Geländereifen garantiert eine bessere Spurtreue und absorbiert Stöße - für einen Verletzten von großer Bedeutung. Im Fahrzeug sicherten die Feuerwehrleute dann die Trage.

Der Wagen verfügt außerdem über einen Astabweiser um die Sondersignalanlage auf dem Dach. Um eine Umfeldbeleuchtung, so dass auch im Dunkeln außen ausreichend Licht ist, innen garantiert die LED-Technik Helligkeit. Im Führerhausbereich ist der Wagen mit Kartenmaterial ausgestattet, das die Waldrettungspunkte genau katalogisiert. Krahe: „Das System hat sich schon sehr bewährt."

An Bord ist auch eine Motorastsäge mit Teleskoparm. Auch Krahes Stellvertreter Björn Stang ist begeistert von dem neuen Fahrzeug: „Mit ihm sind wir für jeden Einsatz gerüstet." Die Rhöndorfer Löschgruppe verfügt über 24 Feuerwehrleute. „Wir sind am meisten im Wald", erklärt Krahe. Künftig können sie Verletzte sehr viel leichter retten. Im Frühjahr soll die Fahrzeugsegnung stattfinden.

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