Ausstellung in Stadtbücherei Schüler beschäftigen sich mit Judenverfolgung in Bad Honnef

Bad Honnef · Schüler des Gymnasiums Schloss Hagerhof haben sich im Geschichtsunterricht mit dem Thema Judenverfolgung am Beispiel Bad Honnefs beschäftigt. Die Ergebnisse ihres Projektes zeigen sie in der örtlichen Stadtbücherei.

Bauen ihre Ausstellung in der Bücherei auf (v.l.): Alexander Waerder, Henrik Flottmann, Angelina Thiele mit Lehrer Dimitrie Miron.

Bauen ihre Ausstellung in der Bücherei auf (v.l.): Alexander Waerder, Henrik Flottmann, Angelina Thiele mit Lehrer Dimitrie Miron.

Foto: Frank Homann

Das Thema hat sie gepackt. Befragt nach den Eindrücken, die sie beim Schulprojekt zum Thema Judenverfolgung und Nationalsozialismus gesammelt haben, sprudelte es nur so heraus aus Angelina Thiele, Alexander Waerder und Henrik Flottmann. Gemeinsam mit Mitschülerin Charlotte Bresink hatten die Schüler, die just ihre letzten Abitur-Prüfungen am Gymnasium Schloss Hagerhof ablegen, sich im Geschichtsunterricht damit befasst. Das Besondere: Sie taten es am Beispiel Bad Honnefs. Und kamen den Schicksalen der Menschen so viel näher, als sie es "nur" anhand trockener Zahlen im Geschichtsbuch hätten sein können. Die Ergebnisse ihres Projekts mündeten in einer Ausstellung, die bis zum 15. Juni in der Stadtbücherei im Rathaus zu sehen ist.

Stolpersteine erinnern an die Opfer

"Man liest ja immer viel darüber, kennt Texte und Dokumentationen, realisiert aber nicht: Das gab es auch hier, in Bad Honnef", sagt Alexander. So wurden auch in Bad Honnef lebende Juden von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet; an mehreren Stellen erinnern heute Stolpersteine an die Opfer.

Ebenso gab es auch in Bad Honnef Menschen, die sich widersetzten und trotz drohender Repressalien etwa weiter in Geschäften ihrer jüdischen Mitbürger einkauften, wie Alexander ergänzte.

Mitschülerin Charlotte war es, die mit Erzählungen aus ihrer Familie über versteckte jüdische Nachbarn den Ausschlag gab, das Thema aus Honnefer Perspektive zu bearbeiten - eine Idee, mit der die Schüler bei Geschichtslehrer Dimitrie Miron offene Türen einliefen. Miron: "Im Unterricht bleibt das Thema oft abstrakt. Es so aufzubereiten, macht es greifbarer." Miron freute sich über das sehenswerte Ergebnis ebenso wie Büchereileiterin Stephanie Eichhorn, die sofort bereit war, die Ausstellung in der Bücherei zu ermöglichen und die Eröffnung begleitete.

Für ihr Projekt machten sich die angehenden Abiturienten auf Spurensuche in Honnef, besuchten Orte wie den jüdischen Friedhof oder den Platz der ehemaligen Synagoge an der Kirchstraße, die während der Novemberpogrome 1938 in Flammen aufging - und deren Gedenktafel, wie Angelina sagte, "doch recht versteckt angebracht ist. Wer es nicht weiß, dem fällt sie nicht mal auf."

Einschlägige Werke dienten als Grundlage

Auch einschlägige Werke wie "Honnefs Kinder Israels" von Adolf Nekum, Ausgaben der Honnefer Volkszeitung und mehr dienten zur Recherche. Die Schüler erfuhren so unter anderem, dass 1933 exakt 60 jüdische Mitbürger in Honnef lebten und unter anderem Einzelhandel, eine Metzgerei und Viehhandlungen betrieben. Ebenso erfuhren sie, dass die örtliche Ehape-Filiale - eine Kaufhalle - unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis mehrfach Repressalien ausgesetzt war und dass die Metzgerei 1935 sogar wegen angeblicher Unsauberkeit geschlossen wurde.

Analog zu einem Zeitstrahl zur Judenverfolgung in Bad Honnef haben die Schüler Material aus verschiedenen Quellen wie das historische Foto des Geschäftshauses, an dem ein Nazi-Banner den Kauf verbot, aufbereitet und ein aktuelles Bild desselben Gebäudes gegenübergestellt. Auch die Namen der Opfer finden sich dort. Was das alles für heute bedeutet? Henrik: "Ich habe eine Wahlwerbung der NPD gesehen, da war von Schutzzonen für Deutsche die Rede. Das hat mich total entsetzt. Was das alles für heute bedeutet? So etwas darf nie wieder passieren."

Die Ausstellung in der Stadtbücherei Bad Honnef am Rathausplatz ist noch bis Freitag, 15. Juni, zu sehen. Die Stadtbücherei ist geöffnet dienstags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Montags und freitags ist geschlossen.

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