83 Anmeldungen am Siebengebirgsgymnasium Schüler von Nonnenwerth werden auf Bad Honnefer Klassen verteilt

Bad Honnef · Mehr als 80 Neuzugänge vom Franziskusgymnasium Nonnenwerth: Das stellt auch das Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef vor Herausforderungen. Nachdem eine Aufteilung der Klassen per Losverfahren einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen hatte, sind nun die Schülerinnen und Schüler gefragt.

 Nach der Ankündigung, ihre Klassenverbände würden im Losverfahren aufgeteilt und neu gemischt, demonstrierten Schüler auf dem Sibi-Schulhof.

Nach der Ankündigung, ihre Klassenverbände würden im Losverfahren aufgeteilt und neu gemischt, demonstrierten Schüler auf dem Sibi-Schulhof.

Foto: Frank Homann

Wenn am Freitag, 10. Juni, die „Sibi-Sommernacht“ steigt, werden nicht nur die künftigen Fünfer auf dem Schulgelände begrüßt, wie es ja gute Tradition am Siebengebirgsgymnasium ist. Einen großen Bahnhof gibt es auch für all jene Schüler, die vom Franziskus-Gymnasium Nonnenwerth zum Sibi wechseln. Die Frage, wie die 83 neuen Schülerinnen und Schüler in die Schulgemeinschaft integriert werden sollen, hatte vor den Osterferien für Ärger gesorgt. Schüler demonstrierten. Die Lösung jetzt bleibt bei einer Durchmischung der Klassen. Zugleich wurde der Mitwirkung der Schüler mehr Platz eingeräumt.

Bei manchen Eltern, die sich gegen eine komplette Neuaufteilung der Klassen eingesetzt hatten, bleibt ein bitterer Nachgeschmack – zuvordest darüber, wie die Problematik in die Schüler- und Elternschaft kommuniziert worden sei, wie mehrere Eltern auf GA-Anfrage betonten. Zugleich, so ein Vater: „Die Kinder haben jetzt gelernt, dass es etwas bringt, sich einzusetzen.“ Nicht alle seien glücklich mit dem Verfahren, es gebe auch Tränen. „Aber die Kinder arrangieren sich damit.“

Wie berichtet, stellt die angedrohte Schulschließung auf Nonnenwerth auch das Sibi vor Herausforderungen – „eine Herkulesaufgabe“, wie es Schulleiterin Stefanie Lamsfuß-Schenk plastischer formuliert. Zumal in der „heißen Phase“ des Abiturs und angesichts weiterer Aufgaben wie der Aufnahme ukrainischer Kinder in einer zweiten Internationalen Vorbereitungsklasse. Alleine 56 „Nonnenwerther“ mit Wohnort Bad Honnef sind angemeldet; weitere 27 kommen aus Rheinland-Pfalz, hatte die Verwaltung den Schulausschuss wissen lassen. Rechnerisch wächst das Sibi, quasi von einem auf den anderen Tag, um vier Klassen.

Wie soll das gelingen? Der Vorschlag der Schulleitung sorgte für Aufregung: Sie schlug die komplette Durchmischung und damit die Neubildung der Klassen fünf bis acht vor, per Losverfahren. Die Kritik kam mit Wucht. Von „komplett willkürlicher“ Neuaufteilung gewachsener Klassenverbände war die Rede, von miserabler Kommunikation in Schüler- und Elternschaft, von mangelnder Mitwirkung der Kinder. Und davon, dass den Heranwachsenden nach zwei Corona-Jahren mit Kontaktbeschränkungen eine weitere emotionale Belastung aufgebürdet werde.

Die Folge wie berichtet: die Demo auf dem Schulgelände. Das Losverfahren war schnell vom Tisch. „Wir haben vielleicht unterschätzt, dass die Schule für die Kinder an Bedeutung noch gewonnen hat, da Corona sie ja so lange voneinander getrennt hat Die Emotionen kann ich sehr gut verstehen. Die Kinder sind extrem gefordert, und natürlich sind manche traurig,“ sagt Lamsfuß-Schenk. Zugleich gelte, so ihre Kollegin Hildegard Mösch: „Die Kinder der beiden Schulen kennen sich, aus der Freizeit, aus dem Verein.“

In dieser Woche habe nun die Kinder beider Schulen das Heft des Handelns in der Hand – ein „interner Prozess“, so Lamsfuß-Schenk und Mösch, bei dem elterliche Einmischung „wenig hilfreich“ wäre. Lammsfuß-Schenk: „Und unser Eindruck ist, dass die Eltern das zu 100 Prozent unterstützen.“

Das zweistufige Verfahren sieht vor, dass jede Klasse in fünf Gruppen – angelegt an demnächst fünf Klassen pro betroffenem Jahrgang – aufgeteilt wird. Die Schüler teilen die Gruppen auf Klassen. Klappe das nicht, werde eine Wunschliste erstellt und müssten dann die Klassenlehrer entscheiden.

Dies sei pädagogisch umso wichtiger. „Kein Kind darf zurückbleiben. Es darf keine Verlierer geben“, macht Lamsfuß-Schenk klar. „Gemeinschaft, das ist schließlich die Grundhaltung unserer Schule. Und die Schüler sind stolz auf ihre Mitwirkung“, ergänzt Mösch. Eigene Nonnenwerth-Klassen, wie teils von Eltern gefordert, blieben ein „No go“. Bestätigt worden sei das nach den Ferien durch einen einstimmigen Beschluss der Schulkonferenz.

Nicht zuletzt: Das Schulgesetz schreibe gleiche Lernbedingungen vor. Schon das gebiete Aufteilung in gleich große Lerngruppen, „alles andere hätte früher oder später auch böses Blut gegeben“, so die Schulleiterin. Begleitet werde das Verfahren neben Lehrern und Klassensprechern übrigens zudem von der Schulsozialarbeiterin der Stadt.

Kollegium am Siebengebirgsgymnasium wächst ebenfalls

Mit der Aufteilung der Klassen alleine ist es nicht getan: Es braucht vier neue Klassenräume. Ein Ausweichen auf leerstehende Räume der ehemaligen Konrad-Adenauer-Schule lehnt das Sibi – wie schon in der Vergangenheit – ab: Das passe nicht zum pädagogischen Konzept samt Lehrerraumprinzip und viele gemeinschaftliche Aktionen, die an das Gelände gebunden sind. Platz geschaffen wird jetzt durch Teilung zweier großer Klassenräume sowie zwei Räume, die während der Kontaktbeschränkungen als Aufenthaltsbereich genutzt wurden.

Auch das Kollegium wächst. Drei Neueinstellungen sind teils bereits vollzogen. Lamsfuß-Schenk abschließend: „Wir respektieren, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, denn als Gemeinschaft setzen wir alle uns für die Kinder ein.“

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