Kommentar Schwierige Abwägung

Die jüngste Erörterungssitzung in Sachen Windpark am Asberg hat keine großen sachlichen Neuerkenntnisse gebracht. Damit war auch nicht zu rechnen, weil die Meinungen der Redner dem Grunde nach bereits vorlagen. Gutachten, Stellungnahmen, Prüfungen: Sie sind längst bekannt. Dennoch war diese Veranstaltung nicht sinnlos.

Ihr größter Mehrwert bestand darin, dass die Öffentlichkeit diese Darlegungen in einem geschützten Raum folgen konnte. Der Rahmen einer offiziellen Sitzung war es wohl, der die emotional geführte Debatte in sachlichere Bahnen lenkte, als man es aus den Bürgerbeteiligungen gewohnt war. Den kurzen Aufstand eines Einzelnen, der offenbar mit dem Redebeitrag eines Ratsmitglied nicht einverstanden war und sich vor ihm aufstellte, hatte der moderierende Bürgermeister Karsten Fehr schnell im Griff.

Die meisten der interessierten Bürger, es waren schätzungsweise 250, stehen einem Windpark skeptisch gegenüber. Das ließ sich an den Beifallsbekundungen für die Redner ablesen. Wobei gesagt sei, dass in der Verbandsgemeinde immerhin 13 000 Bürger leben. Den Anwesenden im Center-Forum gefiel das beschworene Pathos vom "großen Ganzen" nicht.

Das ist nachvollziehbar. Denn noch etwas anderes offenbarte diese Sitzung. Manche reden vom "großen Ganzen", also der deutschen Energiewende, nur hört es an der Landesgrenze damit auf. Der Gesandte aus dem rheinland-pfälzischen Energieministerium machte das ziemlich unmissverständlich klar, indem er sagte: "Wir sind nicht dafür da, für den in NRW unterbleibenden Naturschutz zu sorgen." Das muss man sich in Zeiten EU-weiter Naturschutzrichtlinien auf der Zunge zergehen lassen. Das Ministerium hat sich vorgenommen, 1000 Windräder im Land zu bauen. Das ist nach jetzigem Stand die wichtigste Ressource erneuerbarer Energien in der Bundesrepublik.

Diese Umsetzung ist zu wichtig, um an den föderalen Grenzen - sinnbildlich gesprochen - Mauern zu errichten. Das hilft weder der Energiewende noch dem Schwarzstorch. Der Verbandsgemeinderat scheint das erkannt zu haben. Ihren Part der Abwägung nehmen die Mitglieder jedenfalls äußerst ernst.

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