Treffpunkt für Senioren Seit 15 Jahren wird beim Honnefer Awo-Treff gesungen

Bad Honnef · Vor 15 Jahren rief Rudi Kühlem das gemeinsame Singen für Bad Honnefer Senioren ins leben, seitdem begleitet er die Sängerinnen und Sänger mit der Gitarre. Viele kommen seit Jahren regelmäßig zum Treff der Arbeiterwohlfahrt, denn sie sind gern gesellig.

 Textsicherheit ist nicht nötig: Beim Seniorensingen kann jeder vom Blatt ablesen.

Textsicherheit ist nicht nötig: Beim Seniorensingen kann jeder vom Blatt ablesen.

Foto: Frank Homann

Nachmittags im Gemeinschaftsraum der Arbeiterwohlfahrt im Kurhaus. Tische und Stühle sind bereitgestellt, in einer Ecke steht ein Notenständer – wie immer vor dem monatlichen Seniorensingen. In der Küche bereiten Helferinnen Häppchen vor. Sonst gibt es Kaffee und Kuchen, meint eine der Damen, aber an diesem Tag wird das Seniorensingen 15, und zum Geburtstag muss natürlich entsprechend aufgetischt werden. „Es ist ein besonderer Tag“, sagt Veronika Neumann, die bis Jahresbeginn für das Singen verantwortlich war. „Das müssen wir ein bisschen würdigen.“

Während die Kaffeemaschine läuft und die letzten Vorbereitungen getroffen werden, füllt sich der Raum zusehends. Immer mehr Senioren nehmen an den Tischen Platz, werden mit Kaffee und den Spezialitäten versorgt. Derweil trifft Rudi Kühlem ein. Er rief das Seniorensingen vor 15 Jahren ins Leben und begleitet seitdem die Sängerinnen und Sänger mit der Gitarre. Er erzählt von den Anfängen. „Soll ich mit der Gitarre vorbeikommen und ein paar Lieder singen?“, habe er damals gefragt. Eineinhalb Jahrzehnte später ist er immer noch der Mann mit der Klampfe.

Alle lieben Volkslieder

An jedem ersten Donnerstag des Monats kommen im Kurhaus Bad Honnefer Senioren zusammen, die zwei Dinge gemeinsam haben: Sie sind gern gesellig, und sie lieben Volkslieder. 25 Lieder werden jedes Mal gesungen, ausgewählt und zusammengestellt von Rudi Kühlem. Los geht es an diesem Nachmittag mit einem selbst gedichteten Song des 76-Jährigen. „Horch, was kommt von draußen rein ... Es werden die Senioren sein“ kommt gut an, alle singen mit. Auch diejenigen, die zunächst meinten „Das kenne ich nicht“, stimmen ein.

Mehr als 3000 Lieder gehören mittlerweile zum Repertoire des Rentners, ob passend zur Jahreszeit, Wander- oder Jägerlieder, Shantys oder Balladen. Die Liedtexte werden stets ausgedruckt zur Verfügung gestellt, doch es ist erstaunlich, wie viele auswendig mitsingen. Ingrid Bartsch erklärt: „Es sind alte Volkslieder, die wir alle kennen.“ Die 79-Jährige kommt seit rund sechs Jahren zum Seniorensingen. „Ich singe sowieso gerne“, bekennt sie.

Auch diesmal hat Kühlem wieder beidseitig bedruckte Blätter mitgebracht und verteilt. „Das hat sich bewährt.“ Bekannte Melodien setzt er gerne mit eigenen Texten zusammen, die er auf die Region, auf Bad Honnef oder die Gruppe geschrieben hat. „Er macht es sehr unterhaltsam und anspruchsvoll“, findet Neumann. In ihrer Dankesrede und bei der Übergabe eines Präsentkorbes und eines Kuchens nennt sie ihn einen „festen Bestandteil“ des Singens, der „nicht mehr wegzudenken“ sei. „Manche Damen kommen nur deinetwegen“, sagt sie humorvoll. „Es geht doch nicht um mich, es geht um das Singen“, wiegelt Kühlem ab, der mit 14 mit dem Gitarrespielen anfing, und stimmt schnell das nächste Lied an.

Kühlem sorgt für Abwechslung

Knapp 20 Senioren sind an diesem Nachmittag gekommen. Häufig sind es bis zu 30. „Überwiegend Frauen, wenig Männer“, stellt Ingrid Bartsch fest, die mit ihrem Mann auch gerne die anderen Awo-Angebote für Senioren annimmt, etwa Bingo. Zwischen den Liedern erzählt der Musiker den einen oder anderen Witz, eine Seniorin trägt ein Gedicht vor. „Es singen alle mit, es passt“, stellt Kühlem zufrieden fest. Auch er fühlt sich offensichtlich wohl. Immer wieder „was Neues“ will er den Senioren bieten. „Jedes Mal eine neue Zusammensetzung an Liedern“ ist sein Ziel.

Den Senioren gefällt's, das verrät nicht nur die gute Stimmung, sondern auch die Reaktionen, die Christel Augst erfährt. Sie hat das Amt von Veronika Neumann vor einigen Monaten übernommen. „Wir kriegen viel zurück“, freut sie sich. Auf die Frage, was das Besondere am Seniorensingen sei, antwortet Rudi Kühlem denn auch: „Die Leute.“ Gemeint sind sowohl die Awo-Mitarbeiter als auch die Senioren. „Ich bring ja nur die Musik mit“, sagt er bescheiden.

Und genau die ist es, die einmal im Monat im Kurhaus die Menschen zusammenbringt und sie ausgelassen singen lässt. Wie sagte Christel Augst in Richtung des Musikers: „Auf die nächsten 3000 Lieder!“

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