Helga Welter Seit 50 Jahren Fotografin in Aegidienberg

Aegidienberg · Kaum zu glauben, aber in einem ehemaligen Kuhstall begründete Helga Welter vor exakt 50 Jahren mit ihrem Fotogeschäft ihre Selbstständigkeit. Über die Anfänge und die Entwicklung sprach mit der gelernten Fotografin und engagierten Geschäftsfrau Claudia Sülzen.

 Alles im Blick, auch nach 50 Jahren: Helga Welter mit ihrer Leica M2, der ersten Anschaffung für ihre Selbstständigkeit.

Alles im Blick, auch nach 50 Jahren: Helga Welter mit ihrer Leica M2, der ersten Anschaffung für ihre Selbstständigkeit.

Foto: Frank Homann

Wie kam es damals zur Gründung Ihres Geschäftes?
Helga Welter: Ich war verheiratet, hatte zwei Kinder von einem und zwei Jahren. Und mein Mann musste dienstmäßig in eine neue Wohnung nach Aegidienberg ziehen. Da es zu mühsam war, jeden Tag bei Wind und Wetter mit dem Moped nach Honnef, wo ich seinerzeit noch als Fotografin angestellt war, zu fahren, nachdem ich die Kinder morgens im Kindergarten hatte, kam der Gedanke auf: Was soll ich arbeiten?

Die Lösung lag nicht fern und war doch ungewöhnlich?
Welter: Am Aegidiusplatz stand ein Kuhstall mit angrenzender Waschküche der Gastwirtschaft Cremerius. Kurzerhand fragte ich den Wirt, ob ich diesen Stall mieten könne. Nach kurzer Verwunderung stimmte er dem zu. Mein Mann und mein Bruder schmiedeten Pläne. Ich fuhr mehrmals nach Siegburg zum Bauamt, bis ich die Baugenehmigung erhielt. Einfach und unkompliziert, mit heute kein Vergleich. Den genehmigten Bauantrag habe ich noch.

Wie waren die Reaktionen?
Welter: Das war natürlich ein besonderes Ereignis. Erinnern kann man sich daran sehr gut, auch an die Skepsis vieler Bürger, ob ein Fotogeschäft in Aegidienberg Sinn macht. Ereignisse gab es sehr viele, aber immer positiv. Und was die Entwicklung meines Geschäftes anging, konnte mich so leicht auch keiner erschüttern.

Ihre erste Anschaffung war eine Kamera?
Welter: Meine erste Errungenschaft für die Selbstständigkeit war eine Leica M 2, obwohl sie für damalige Verhältnisse sehr teuer war. Aber ich war gewohnt, mit der Leica zu fotografieren, da gab es keine Alternative. Ich habe die Leica heute noch.

Ihr Archiv ist riesig?
Welter: Ich habe circa 50.000 Negative archiviert. Aegidienberg hat sich seit Gründung des Geschäftes extrem entwickelt. Damals hatte der Ort etwa 1700 Einwohner, heute sind es rund 7300 Einwohner. Und viele Entwicklungen habe ich begleiten dürfen.

Beim Fotografieren alleine blieb es aber nicht?
Welter: Da ein Fotogeschäft alleine nicht Bestand haben konnte, habe ich ein Reisebüro dazu genommen, später dann Spielwaren, Schreibwaren, Tabakwaren und Zeitschriften. Und als im Jahr 2000 in Aegidienberg die Post schloss, haben wir zusätzlich einen Postshop errichtet, mittlerweile natürlich am neuen Standort an der Mark-Hövel-Straße.

An Ruhestand ist nicht zu denken?
Welter: Wenn es meine Gesundheit erlaubt, will ich weiter arbeiten, so lange es geht. Mein Sohn, der das Geschäft übernehmen soll, ist Schwimmmeister bei der Stadt Köln. Wenn ich aufhören muss, würde auch er seinen Job aufgeben. Aber das steht noch nicht zur Debatte.

Wie lautet ihr Fazit im Jubiläumsjahr?
Welter: Ich war immer zufrieden, habe mir meine gute Laune bewahrt, das ist wichtig. Vor allem aber: Ich arbeite sehr gerne und freue mich, dass es von den Kunden immer ein nettes Wort gibt.

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