„7 auf einen Streich“ Neuer Rekord bei Volkswanderung durchs Siebengebirge

Siebengebirge · Wer bei der Volkswanderung „7 auf einen Streich“ am Sonntag im Siebengebirge dabei sein wollte, musste früh raus aus den Federn. Zum Jubiläum gab es auch gleich noch einen neuen Rekord.

 „7 auf einen Streich“: 1500 Wanderer haben sich beim 50. Jubiläum der Volkswanderung am Wochnenende auf den Weg gemacht.

„7 auf einen Streich“: 1500 Wanderer haben sich beim 50. Jubiläum der Volkswanderung am Wochnenende auf den Weg gemacht.

Foto: Frank Homann

Als die Organisatoren des Volkswandertages „Sieben auf einen Streich“ eine Stunde vor dem offiziellen Start um 8 Uhr an der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 66 eintreffen, scharren bereits die ersten Wanderer mit den Füßen. Sie müssen sich jedoch noch etwas gedulden.

Auch die Streckenposten sollen schließlich noch die Chance bekommen, rechtzeitig ihre Kontrollstellen zu besetzen. „Um 7.40 Uhr haben wir dann aber den Start freigegeben, um 8 Uhr waren schon 350 Wanderer durch“, sagt Matthias Hupperich, Vorsitzender des Skiclub Bad Honnef über den Start zu einer ganz besonderen Auflage des Volkswandertages.

„Sieben auf einen Streich“ hat in diesem Jahr zum 50. Mal stattgefunden. Insgesamt 1500 Teilnehmer machten sich auf den Weg, 2021 waren es 500 weniger gewesen. „Das ist sensationell“, freut sich Hupperich. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Skiclub angekündigt hat, für jeden Starter ein neues Bäumchen im Siebengebirge pflanzen zu wollen. „Seit Jahrzehnten arbeiten wird mit dem Forstamt, dem Verschönerungsverein Siebengebirge und der Stadt gut zusammen, nun möchten wir etwas zurückgeben.“

Erstmals mit den Enkeln auf Wanderschaft

1500 Wanderer gehen bei „7 auf einen Streich“ im Siebengebirge über Stock und Stein
20 Bilder

1500 Wanderer gehen bei „7 auf einen Streich“ im Siebengebirge über Stock und Stein

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Mittlerweile war sogar schon die dritte Generation Wanderfreunde am Start. Ann-Kathrin Wisniewski hat sich nicht nur mit Tochter und Schwiegersohn, sondern erstmals auch mit Enkelkindern auf den Weg gemacht hat: „Ich selbst bin schon als Schülerin mit meinen Freundinnen mitgewandert“, so die 66-Jährige. Zwei goldene Medaillen aus dieser Zeit hat sie immer noch in der Schublade liegen, heute zählt für sie aber eher das Dabeisein: „Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man es hinterher über alle Gipfel geschafft hat“.

Kaum sind die letzten Wanderer auf der Strecke, wird am Start bereits alles für die ersten Zieleinläufer vorbereitet. „Der Rekord liegt bei etwa dreieinhalb Stunden“, sagt Hupperich und schaut auf die Uhr. Theoretisch könnten also bereits gegen 11 Uhr schon die ersten Schnell-Wanderer wieder eintreffen – und die wollen nicht nur mit der begehrten Medaille, sondern auch mit Essen und Getränken versorgt werden. Entsprechend hat das Catering-Team rund um Julia Zeisner-Mahal alle Hände voll zu tun. 60 Helfer unter Regie von Gisela Todaro und Jürgen Lange sorgen für einen reibungslaufen Ablauf der „Monster-Veranstaltung“. „Es ist unheimlich viel Arbeit“, so Hupperich. „Wenn wir hier gegen 21 Uhr fertig sind, dann sind wir auch im wahrsten Sinne des Wortes fertig.“ Wie bei vielen anderen Vereinen bereitet auch dem Skiclub der fehlende Nachwuchs Sorgen: „Wir sind froh, solange wir das noch stemmen können“.

Es ist 11 Uhr. Am Forsthaus Lohrberg bereitet sich Vicky Brey gemeinsam mit elf weiteren Helferinnen und Helfern auf den großen Ansturm vor. Auf dem Gelände vom Verschönerungsverein Siebengebirge befindet sich nicht nur ein Kontrollpunkt, sondern auch die Verpflegungsstation. „Noch ist alles entspannt, aber von 12 bis 15 Uhr braucht man jede Hand, dann wir es richtig heftig“, sagt Brey aus Erfahrung. Auf die Wanderer warten bereits bergeweise belegte Brötchen, in einem großen Topf blubbern Erbsensuppe und Würstchen vor sich hin. 80 Liter Eintopf sind im Vorfeld eingekauft worden. Damit es noch besser schmeckt, hat Brey den gesamten Samstagabend in ihrer Küche verbracht, um Speck und Zwiebeln anzubraten und die Suppe damit zu verfeinern. Seit 1994 ist sie jedes Jahr an der Verpflegungsstation im Einsatz, „das ist sozusagen mein Stammplatz“. Unterstützung erhält die Trainerin von ihrer Gymnastikgruppe: „Meine Mädels sind automatisch mit dabei, da braucht man gar nicht mehr zu fragen“. Auch die Ehemänner helfen tatkräftig mit.

Schwerer Aufstieg zum Drachenfels

Auf der Wiese lassen sich Dana und Marco ihr mitgebrachtes Picknick schmecken. Die Wanderstöcke lehnen am Tisch. Für die Studenten aus Bonn ist die Wanderung eine gute Vorbereitung für den Urlaub in Österreich, da soll es auch hoch hinaus gehen. „Wir sind schon oft im Siebengebirge unterwegs gewesen, aber bei Sieben auf einen Streich haben wir bislang noch nicht mitgemacht.“ Die beiden sind früh aufgebrochen, „um nicht die ganz Zeit im Rudel laufen zu müssen“. Den Anstieg zum Drachenfels fanden sie am anstrengendsten, „danach laufen die Füße fast wie von allein. Es ist ja eine wunderschöne Strecke“.

Am Nachbartisch schultert Familie Becker wieder die Rucksäcke: „Auf geht’s zur letzten Etappe“. Der Gipfelsturm hoch zur Löwenburg wird eine Herausforderung, befürchtet Vater André: „Ich glaube, ich bekomme eine Blase“. Der neue Wanderschuh war wohl doch noch nicht gut genug eingelaufen. Wie gut, dass für den Fall der Fälle Helfer des Deutschen Roten Kreuzes mit E-Mountainbikes, Motorrad und einem Spezial-Geländeeinsatzfahrzeug im Einsatz waren.

Am Ziel in Bad Honnef wird derweil tatsächlich schon die erste Rückkehrerin gefeiert: Kerstin Elisabeth Ulmen hat exakt um 11 Uhr ihre komplett abgestempelte Teilnehmerkarte abgeben können. „Das war wirklich Vollgas“, so Hupperich. Mit drei Stunden Laufzeit gab es in diesem Jubiläumsjahr daher sogar einen neuen Streckenrekord.

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