Wie aus dem Bilderbuch Neues Wanderheft stellt acht Rundwege im Siebengebirge vor
Siebengebirge · Das neue Wanderheft der Tourismus Siebengebirge GmbH enthält Vorschläge zum „Zielgerichteten Gehen“ – und Einkehren.
Spaziergänge wie aus dem Bilderbuch. Acht Rundwege „zum Flanieren, Spazieren, Gehen & Einkehren in eine Gastwirtschaft“ stellt die Tourismus Siebengebirge GmbH im neuen Wanderheft unter dem Titel „Siebengebirge – Vorschläge zum ,Zielgerichteten Gehen‘“ vor. Nach der ersten Fibel im Frühjahr, in der Oliver Bremm Besucher der sieben Berge zum „absichtslosen“ Umherstreifen anregte, zeigt der Geschäftsführer der GmbH nun Stationen zum Verweilen während oder nach einer Wanderung, bei der lukullischer Genuss als Salz in der Suppe dient.
Der Verfasser klärt zunächst auf, was „Spazieren“ eigentlich bedeutet. Es dient dem Zeitvertreib, der Erbauung, der Erholung, der Entspannung, der gedankenvollen und beobachtenden Muße. Dabei tanken die Spaziergänger Sonne, frische Luft, haben Bewegung. Bremm: „Das Spazieren bezeichnet also die Kunst eines nicht-zielgerichteten Gehens.“ Da hakt er ein – und lenkt die Spaziergänger zu ausgesuchten Küchen und Kellern.
Aber Achtung, so der Autor, „in den Orten oder in der Nähe der beschriebenen Lokalitäten gibt es immer noch weitere tolle und lohnenswerte Gastronomien … Besucht nicht nur die hier aufgeführten, sondern probiert so viele Möglichkeiten aus, wie es nur geht, die Betreiber werden es euch danken“.
Hinter den Wirten liegt schließlich eine coronabedingte lange Durststrecke. Auch diesmal kombiniert der Autor für jede Route eine kurze Wegbeschreibung mit einer Karte, auf der dann auch die empfohlenen gastronomischen Einrichtungen gekennzeichnet sind, und eine Legende zu Streckenlänge, Laufzeit, zu überwindenden Höhenmetern, zum Anspruch an die Kondition sowie ein kleines, aktuelles Foto mit dem passenden Gemälde eines Alten Meisters.
Das Einkehren – der Höhepunkt eines Spaziergangs
Einkehren als Höhepunkt eines Spaziergangs – das war schon früher beliebt. Als der Berliner Impressionist Max Liebermann im Jahr 1902 für zwei Monate ins Jacob an der Elbchaussee zog, um im Auftrag des Gründungsdirektors der Hamburger Kunsthalle Motive der Hansestadt zu malen, entdeckte er die schönsten Ansichten direkt vor der Tür. Er nahm die Lindenterrasse des Hotels Louis C. Jacob unter den Pinsel. Unter dem dichten Blätterdach zweier Lindenbaumreihen sitzen Erwachsene und Kinder an den Tischen des Gartenrestaurants am Hochufer der Elbe – das war sommerlicher Müßiggang pur, und vorbeifahrende Schiffe konnten auch beobachtet werden. So ähnlich zeigt sich auch die Situation am Rhein – Oliver Bremm schickt bei seiner Tour Nummer eins die Spaziergänger zu den Biergärten am Fluss – über die Insel Grafenwerth, weiter zur Fähre und nach Unkel, teils dem Treidelpfad folgend. Fast sieht es so aus wie bei Liebermann – nur einen Unterschied gibt es: Auf dem Biergarten-Foto und beim Lustwandeln rauscht der Rhein vorbei. Wohlfühlnote eins.
Ein wenig Kondition benötigt der Spaziergänger für den gut sechs Kilometer langen Rundgang ab Erpeler Ley. Das Foto dazu: ein Rapsfeld bei Bruchhausen. Es hätte glatt einst Vincent van Gogh als Motiv für sein Bild „Landschaft mit dunklem Himmel“ gedient haben können. Dessen weiteres Bild „Straße mit Unterführung“ ist Zierde zum Spaziergang durch das Kasbachtal und Pendant zum Fotomotiv einer Unterführung der Kasbachtalbahn.
Von der Margaretenhöhe zur Löwenburg
Von der Margarethenhöhe zur Löwenburg geht es vorbei am Dreiseenblick – fast so fotografiert wie gemalt: Paul Cézannes Bild „Die Nachbarschaft von Jas de Bouffan“, wo der Künstler das Herrenhaus seines Vaters bezogen hatte, zeigt Bäume als Rahmen für den Fernblick, die der Situation am Aussichtspunkt Dreiseenblick im Siebengebirge gleicht. Getafelt wird später auf der Terrasse des Löwenburger Hofes.
Frappierend auch die Ähnlichkeit von Bild und Foto, wenn es ins Pleiser Hügelland geht mit Einkehrmöglichkeiten in Oberpleis. Hier wählte der Autor das Bild „Garten“ von Alfred Sisley aus, und den Fotoapparat zückte er kurz vor Eisbach. „Nachfotografieren“ erwünscht – der Standort des Fotografen ist in der jeweiligen Karte eingezeichnet.
Kultur und Geschichte rund um das Kloster Heisterbach
Kultur und Geschichte eröffnen sich rund um das Kloster Heisterbach ebenso wie unterschiedlichste Gastronomie vom Waldgasthaus bis zum Biergarten auf dieser Tour – die künstlerische Begleitung erfolgt durch Pierre-Auguste Renoir mit seinen Spaziergängern auf ansteigendem Weg im hohen Gras. Mit Henri Matisse geht’s durch den Ennert und zur dortigen Brauerei. Bremm: „Viele kennen die gar nicht.“ Und etwas abseits, aber direkt gegenüber dem Siebengebirge und einfach sagenhaft: der Gang zum Rolandsbogen, der mit einer traumhaften Rheinlandschaft von William Turner bebildert ist.
Für den Titel der Broschüre wählte Oliver Bremm das Werk „Near the lake“ von Renoir. Vermutlich malte er es am unteren See des Pariser Parks Bois de Boulogne. Rhein und Siebengebirge müssen diesen Vergleich aber nicht scheuen. Bremm: „Das Bild könnte auch vom Rhein sein.“ Hier können die Flaneure beim Lustwandeln die Seele baumeln lassen.