Wegen Klimaschutz Siebengebirgsgymnasium entscheidet gegen Klassenfahrten per Flugreise

Bad Honnef · Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ hat selbstredend nie abgehoben. Anders sah es bislang mit Klassenfahrten im reellen Leben aus. Das Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef verzichtet nun darauf.

Blick auf das Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef: Die Schulkonferenz hat beschlossen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf Klassen- oder Stufenfahrten als Flugreise abzusehen.

Blick auf das Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef: Die Schulkonferenz hat beschlossen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf Klassen- oder Stufenfahrten als Flugreise abzusehen.

Foto: Frank Homann

Jeder Einzelne muss etwas tun, um das Klima zu schützen: So lautet eine Quintessenz zum Klimaschutzkonzept Bad Honnef, das im Sommer verabschiedet werden soll (der GA berichtete). Einen Beitrag leistet das städtische Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef: Künftig soll es dort aus Gründen des Klimaschutzes keine Klassenfahrten per Flugreise mehr geben, beschloss die Schulkonferenz – kein fliegendes Klassenzimmer also mehr am Sibi. Allerdings: Es gibt Ausnahmen von der Regel. Andere Schulen verzichten ebenso auf Flugreisen.

Der Beschluss der Sibi-Schulkonferenz war einstimmig. Mit dem Verzicht auf Flugreisen werde ein wichtiges Ziel aus dem Leitbild umgesetzt, nach dem die „Schulgemeinschaft Verantwortung für die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen übernimmt“, orientiert an der Definition der Weltkommission Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen zu nachhaltiger Entwicklung. Man fördere nachhaltiges Denken und Handeln in der Schule, berücksichtige ökologische Nachhaltigkeit von schulischen Entscheidungen aller Art, wozu eben auch die Klassen- und Kursfahrten gehörten.

Flugreisen oft billiger als mit Bus und Bahn

Das sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen. So flogen im Oktober 2022 Leistungskurse nach London. Ein Grund für Flüge in der Vergangenheit übrigens: Flugreisen seien oft billiger als solche mit Bus und Bahn. Über Fahrtziele müsse nun anders nachgedacht werden, so Schulleiterin Stefanie Lamsfuß-Schenk. Bestimmte Ziele könnten aufgrund der höheren Kosten und Entfernung ausfallen, gute Alternativen gebe es aber sicher immer in Reichweite.

Der Beschluss sieht aber Ausnahmen vor: Aus „zwingenden pädagogischen Gründen“ könne die Schulleitung Fahrten oder Exkursionen auch dann genehmigen, wenn sie ohne Flugreise nicht zu realisieren seien, heißt es aus dem Sibi. Als Beispiel genannt werden eine Reise nach Israel, die für die Zukunft geplant werde, oder Reisen wie in der Vergangenheit einer Schul-AG nach Südafrika.

Verzicht auf Flugreisen auch an anderen Schulen

Von der Erzbischöflichen Gesamtschule Sankt Josef hieß es auf GA-Anfrage, von einer Ausnahme 2012 abgesehen, als eine Einladung nach Ungarn wahrgenommen worden sei, gebe es weder Klassenfahrten, noch Austauschprogramme als Flugreise. Das solle auch so bleiben, wobei die Fahrten der Oberstufe aktuell noch nicht durchgeplant seien. Bei Leistungskursfahrten werde ohnehin generell auf Flugreisen verzichtet. Die Gründe lägen auf der Hand: Bewahrung der Schöpfung und auch der Preis, so Schulleiter Stefan Rost.

Ähnliches war von der Gesamtschule Oberpleis zu erfahren. Es gebe keine Klassenfahrten per Flugreise und es seien auch keine geplant, so Schulleiter Godehard Mai auf GA-Anfrage. Auch von der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) Königswinter heißt es, nach aktuellem Wissenstand sei lediglich noch die Romfahrt für die Lateiner als Flug geplant - wegen der weiten Entfernung und da es sich um eine Kurzreise handele. Ansonsten wolle auch das CJD auf Flugreisen verzichten, das gelte auch für die Kursfahrten in der Oberstufe und die Abschlussfahrten der Abiturienten. „Die Gründe für den Verzicht sind sowohl finanzieller als auch klimapolitischer Natur", so Schulleiter Wilhelm Meyer.

Am Schloss Hagerhof werde es im kommenden Schuljahr noch eine Flugreise nach Malaga als Studienfahrt geben, zudem werde regelmäßig eine Krakau-Fahrt mit Besuch von Auschwitz angeboten, bisher auch als Flugreise. Allerdings: „Auf der nächsten Schulkonferenz im März haben wir die Frage auf der Tagesordnung, ob es als `Schule der Zukunft´ noch konzeptionell stimmig ist, Flugreisen im Portfolio zu haben. Dies ist eine Güterabwägung“, so Schulleiter Sven Neufert.

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