Ostergruß mit Kerze und Palmzweig So laufen die Ostervorbereitungen in Aegidienberg

AEGIDIENBERG · Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde verteilen Päckchen an rund 4000 Aegidienberger Haushalte. Der Ostergottesdienst wird per Live-Stream übertragen.

 Enzünden gemeinsam die Osterkerze in Aegidienberg: Pfarrer Michael Ottersbach (l.) und Pfarrer Stefan Bergner.

Enzünden gemeinsam die Osterkerze in Aegidienberg: Pfarrer Michael Ottersbach (l.) und Pfarrer Stefan Bergner.

Foto: Frank Homann

Eine feine Geste: Pfarrer Stefan Bergner und sein katholischer Kollege Michael Ottersbach tauschten in der Heiligen Woche vor der großen Osterkerze in der Friedenskirche in Aegidienberg Kerzen aus.

Weil sich in diesem Jahr die Gläubigen nicht zu Ostergottesdiensten und Messen in den Kirchen versammeln dürfen, packten Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg um Pfarrer Bergner und der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Aegidius um Küsterin Irmgard Schwermann Tüten mit kleinen Osterkerzen für zu Hause.

„Ostern – ein Lebenszeichen“ war das Motto eines Begleitschreibens von Pfarrer Bergner. Und der Oster-Post der katholischen Kirche war ein geweihter Palmzweig beigelegt. Fast 1000 Kerzen gingen an evangelische Gemeindemitglieder, 3000 Tütchen wurden an die katholischen Familien Aegidienbergs durch Helfer verteilt. Sie spielten quasi „Klingelmännchen“, legten die Gaben vor den Türen ab und drückten auf die Schelle, um auf diesen besonderen Ostergruß aufmerksam zu machen.

Auch Jugendleiterin Lisa Scharfenstein war unterwegs. Ilse Müller öffnete die Haustür nach dem Klingeln. Die 81-Jährige verteilt selbst regelmäßig den Gemeindebrief ihrer evangelischen Kirchengemeinde, gehört aber auch der katholischen Frauengemeinschaft von Sankt Aegidius an. Die rüstige Seniorin erhielt deshalb sogar zwei Päckchen.

Glocken der Kirchen läuten um 9.30 Uhr gemeinsam

„Das ist eine tolle Idee. Ich werde beide Kerzen anzünden, wenn ich mir den Gottesdienst in der Friedenskirche am Ostersonntag am PC anschaue“, so Ilse Müller. Die Aegidienbergerin hält sich nicht nur körperlich fit mit Sport und Spaziergängen, sondern ist auch firm am Computer und deshalb gut gewappnet für den Gottesdienst per Live-Stream.

Um 10.30 Uhr am Sonntag läuten die Glocken der Friedenskirche und stimmen auch im Internet auf den etwas anderen Gottesdienst ein. „Wenn wir die Osterkerze in der Kirche anzünden, können die Christen zu Hause das mit ihren überbrachten Kerzen auch tun“, so Pfarrer Bergner. „Bereits um 9.30 Uhr läuten die Glocken in allen evangelischen und katholischen Kirchen gemeinsam“, berichtete Michael Ottersbach, Leitender Pfarrer im Sendungsbereich Bad Honnef-Unkel. „Das ist ein schönes Zeichen in den Ostermorgen hinein.“ Bergner: „Wir müssen derzeit einen Mindestabstand halten, doch Gott will uns so nahe sein, wie er nur kann.“

Und wenn Ostern die Geistlichen beider Konfessionen in den Kirchen vor leeren Plätzen stehen, sind sie dennoch mit allen Gläubigen draußen verbunden, nehmen auch deren Gebetsanliegen mit auf. „Ich weiß, dass ich im Gebet mit vielen verbunden bin“, betont Ottersbach. Pfarrer Bergner: „Es ist schon eine skurrile Situation – ein Gottesdienst ohne Menschen, die das Fest ausmachen. Wir senden ein Lebenszeichen aus der leeren Kirche.“

Der evangelische Pfarrer über die derzeitige Situation: „Ich telefoniere sehr viel.“ Einer seiner Gesprächspartner habe gesagt: „Wir müssen Abstand halten, aber Gott ist so nah, da passt kein Blatt dazwischen.“ Auch Michael Ottersbach ist häufig am Telefon gefragt und in der Nacht der Nächte von Karsamstag auf den Sonntag wird er ab 20.30 Uhr die Lichtfeier halten – in Verbindung mit den Gläubigen zu Hause, die von ihrer Kirche ebenfalls mit vielen Ideen und Texten zur Osterfeier und der Kerze ausgestattet wurden.

Beide Seelsorger sind besonders für die Hilfsbereitschaft der Menschen dankbar, die für ihre Nachbarn da sind. Ottersbach: „Das ist ein gutes Zeichen.“ Bergner: „Und ein Hoffnungszeichen für unser Miteinander bei allem Leid, das Krankheit bedeutet.“

Am Schluss des Ostergottesdienstes in der Friedenskirche wird das irische Reiselied „Möge uns die Straße zusammenführen“ gesungen. Der Liedtext wird sogar im Live-Stream eingeblendet.

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