Unternehmer Gary Blackburn So trifft der Brexit "Little Britain" im Siebengebirge

Kretzhaus · Seine Ausstellung "Little Britain" sorgte für Schlagzeilen. Nun allerdings blickt der Brite Gary Blackburn vom Baumdienst Siebengebirge kritisch auf den Brexit. Sein Unternehmen werde der EU-Austritt auch treffen.

Unternehmer Gary Blackburn: So trifft der Brexit "Little Britain" im Siebengebirge
Foto: Frank Homann

Die Queen hat Gary Blackburn aus seiner Holzhütte verbannt. Grund sind die Brexitverhandlungen und die Angst des 54-jährigen Briten. Er lebt seit 1985 in Deutschland und hat seit dem 11. Januar dieses Jahres offiziell die doppelte Staatsbürgerschaft, nachdem er im Dezember vergangenen Jahres den Einbürgerungstest gemacht hat. „Ich habe es so lange wie möglich rausgezögert. Bisher hatte ich nie Probleme mit dem Pass und bin stolzer Engländer“, sagt Blackburn.

Mit seiner privaten und kostenlosen Ausstellung „Little Britain“ samt Doppeldeckerbus und 52-Tonnen-Centurion-Panzer fing er direkt nach dem Brexit-Referendum an. Seines Erachtens wurden die Menschen nicht richtig vor der Abstimmung aufgeklärt. Er ist sich sicher: Ein zweites Referendum würde anders ausgehen. Die ersten Installationen der Ausstellung – rote Telefonzellen und eine lebensgroße Queen – stellte er im Jahr 2016 auf: „Ich wollte über das Thema reden, aber dachte eigentlich, das geht alles viel schneller vorbei und anders aus“. Im vergangenen Sommer hatte sich, wie berichtet, die Kreisverwaltung wegen einer fehlenden Baugenehmigung eingeschaltet. Die Ausstellung musste, zumindest in Teilen, abgebaut werden.

Verhandlungen mit der Verwaltung

Blackburn und die Verwaltung sind nun in Verhandlungen und der Engländer hofft, 2020 wiedereröffnen zu können. „Vielleicht dauert es länger, aber wir verhandeln und tun im Kleinen das, was England mit Brüssel tun sollte – sich austauschen und einigen. Aber hier in Kretzhaus wird es keinen Brexit geben.“ „Little Britain“ ist für ihn ein Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft: „Ich möchte, dass die Leute sehen, wie schön Englang ist, und nicht, dass bald schlechte Stimmung zwischen den Ländern herrscht.“

Nicht nur für die Stimmung, auch für sein Unternehmen, dem Baumdienst Siebengebirge, könnte der Austritt Englands aus der Europäischen Union zum echten Problem werden. Zusätzlich zu seinen zwölf Festangestellten beschäftigt Blackburn jährlich rund zwölf Saisonarbeiter aus England. Die Ausbildung zum Baumpfleger dort sei deutlich umfangreicher als in Deutschland.

„In England dauert es Jahre, in Deutschland kann man sich in wenigen Wochen zum Baumkletterer ausbilden lassen. Das ist aber nicht das Gleiche“, betont Blackburns 28-jähriger Sohn Kevin. Deswegen wurden er und sein Bruder Luke von ihrem Vater nach England geschickt und haben dort zusätzlich die Ausbildung im Schnelldurchlauf absolviert. „Die Leute fragen mittlerweile gezielt nach englischen Arbeitern, weil sie die qualitativen Unterschiede merken“, so Blackburn.

Sprachtest im ersten Versuch bestanden

Auf den Brexit und die Auswirkungen werden Luke und Kevin regelmäßig von Kunden angesprochen. Und hätten sie mit abstimmen dürfen, da sind sich alle einig, hätten sie dagegen gestimmt. Doch Blackburns Kinder sind in Deutschland geboren und auch er lebt bereits zu lange hier und durfte deswegen nicht gegen den Austritt votieren. Briten, die seit mehr als 15 Jahren im Ausland leben, durften bei dem Referendum nicht abstimmen. Für den Einbürgerungstest musste er sich dafür nicht lange vorbereiten. Ebenfalls den erforderlichen Sprachtest bestand er beim ersten Versuch: „Und das, obwohl ich Deutsch nur vom Hören gelernt habe.“

Mit der deutschen Bürokratie hat er sich wegen „Little Britain“ bereits intensiv auseinandergesetzt: „Ich habe mich angepasst, so wie es sein soll, und komme hier sehr gut klar. Wir führen ein gutes Leben und die ganze Familie fühlt sich in Deutschland zu Hause.“ Aber eben auch in England. Seine Kinder sind zweisprachig aufgewachsen. Abends läuft kein deutsches, sondern englisches Fernsehen.

Mr. Bean neben Johnny English

Ein Teil des typischen englischen Fernsehprogramms kann man noch heute in Gary Blackburns Hütte entdecken. Mr. Bean thront auf dem Sofa, auf dem zuvor Queen Elisabeth II. Platz nehmen durfte. Neben ihm steht der Spion Johnny English mit gezückter Waffe. „Er will verhindern, dass Mr. Bean auch die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt“, sagt Blackburn und lacht.

Obwohl er die Entwicklungen noch immer mit Humor nimmt, ist der 54-Jährige betroffen. „Das britische Parlament sollte nichts tun, was es später bereut. Die schweren Zeiten gehen schließlich vorbei, aber wenn sie austreten, gibt es kein Zurück mehr.“ Wie er selbst und seine Firma mit dem Austritt umgehen werden, weiß er noch nicht.

"Es wird eine Herausforderung"

Die Saisonarbeiter aus England waren bisher europaweit tätig. Er kennt und beschäftigt sie seit Jahren. „Aber wenn die Leute dann erst ein Visum beantragen müssen, ist das genehmigt, wenn die Arbeit schon längst erledigt ist. Meine Firma und besonders die Saisonarbeiter aus England würde der Brexit auf jeden Fall treffen“

Selbst sein Rentenbescheid wäre betroffen: „Ich habe jahrelang in England, aber auch in Deutschland gearbeitet“, sagt er mit Blick auf einen dicken Aktenordner, in dem er alle Unterlagen des Einbürgerungsbescheids sammelt. Kevin Blackburn betont: „Es ist schade, die jungen Menschen sehen sich in England als Europäer. Das wird ihnen genommen.“ Sein Bruder ergänzt: „Wir müssen die Situation natürlich so hinnehmen, aber beruflich wird es eine Herausforderung“.

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