Flüchtlinge und Terrorangst "Solidarität ist ein weises Prinzip"

BAD HONNEF · Mit dem Ersten Weltkrieg haben sich die Sankt-Josef-Realschüler der Klasse 10 a im vergangenen Jahr beschäftigt, angeregt durch das Projekt Löwendenkmal (siehe Infobox). Da war den meisten noch nicht klar, wie schnell die Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen vor der eigenen Haustür eine Rolle spielen können. Norbert Röttgen spricht mit Honnefer Realschülern über Flüchtlinge und Terrorangst.

 "Das ist zu schaffen": Norbert Röttgen beim Besuch in der Honnefer Realschule.

"Das ist zu schaffen": Norbert Röttgen beim Besuch in der Honnefer Realschule.

Foto: Homann

Im Nachklang des Projekts diskutierte am Montag der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen aus Königswinter mit den Realschülern. Der Vorsitzende des Auswärtigen Bundestagsausschusses hatte noch am Freitag in Berlin begründet, warum aus seiner Sicht der Syrien-Einsatz der Bundeswehr notwendig ist.

Jetzt wollten die Honnefer Schüler eine Menge wissen über diese Krise. Beispielsweise, ob man das alles hätte kommen sehen können; und wenn ja, warum man letztlich so schlecht vorbereitet gewesen sei. "Ja", antwortete Röttgen, "es gab Anzeichen."

Die Deutschen seien nicht die einzigen gewesen, die vor den Problemen aus dem Nahen Osten die Augen verschlossen hätten. Für die Politik sei es zudem nicht immer einfach, die Menschen auf eine kommende Krise vorzubereiten, "die noch nicht sichtbar ist". Nun, wo sie allgegenwärtig sei, müssten Lösungen her. Die Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen sei "eine Aufgabe der internationalen Gemeinschaft".

In Europa werde sich in dieser Situation zeigen, ob die Staatengemeinschaft versagt. Andererseits müsste im Nahen Osten finanzielle Unterstützung geleistet werden. "Jeder Euro, der dort investiert wird, ist dreißigmal wert als eine Investition in unserem Land."

Mit seiner Ansicht, dass eine Außengrenze kein angemessenes Instrument sei, um die Einwanderung zu stoppen, stieß der Bundestagsabgeordnete auf positives Echo bei den Zehntklässlern. "Man braucht Empathie für diese Menschen. Und darf sie nicht durch einen Zaun aufhalten", sagte eine Schülerin. Röttgen erinnerte auch daran, dass Deutschland vor zehn Jahren der kranke Mann Europas war. Man wisse nie, wer als nächstes Solidarität benötige. "Deshalb ist Solidarität ein weises Prinzip."

Ob man denn nach den Anschlägen von Paris ruhigen Gewissens den Weihnachtsmarkt besuchen könne, wollte eine andere Schülerin wissen. Dazu müsse jeder seine eigene Einstellung finden, sagte Röttgen. Für sich sei er zu der Ansicht gelangt, dass man sich dem Terror entgegenstellen müsse. Das bedeute, "dass wir unsere Art zu leben leben".

Zuversichtlich zeigte sich der Politiker gegenüber einer ehrenamtlich engagierten Schülerin, dass die anfänglichen Organisationsschwierigkeiten mit der Zuteilung von Flüchtlingen an die Kommunen besser werden. Sie hatte mit anderen Helfern vergeblich auf die angekündigte Ankunft von Bussen aus den Zentralunterkünften gewartet. Röttgen: "Wir waren vor allem am Anfang nicht vorbereitet."

Im Rhein-Sieg-Kreis lebten derzeit zwischen 8000 und 9000 Flüchtlinge, gut ein Prozent der Kreisbevölkerung. "Das ist zu schaffen. Wir schaffen auch mehr. Das Problem ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der diese Menschen zu uns gekommen sind."

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