Nach 20 Jahren Sri Lanka Hilfe in Bad Honnef löst sich auf

Bad Honnef · Der Vorstand der Sri Lanka Hilfe will seinen Mitgliedern am Dienstag vorschlagen, den Verein zum Ende des Jahres aufzugeben. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe.

 Zu den von der Sri Lanka Hilfe unterstützten Projekten gehören die „Eye Camps“ für die Einheimischen.

Zu den von der Sri Lanka Hilfe unterstützten Projekten gehören die „Eye Camps“ für die Einheimischen.

Foto: sri lanka hilfe

Sobald Ilse Huppertz, Hélène Claudotte-Wessel und Brigitte Meyer auf der Heide zusammen sitzen und über Sri Lanka sprechen, überwiegen die guten, die bereichernden Momente. Und doch gerade jetzt mischt sich Wehmut, auch Traurigkeit in das Gespräch. 20 Jahre, nachdem aus einer privaten Hilfsaktion des Ehepaars Ilse und Willi Huppertz ein eingetragener Verein geworden ist und unzählige kleine wie große Spenden für Menschen in dem Inselstaat in Südasien eins zu eins weitergereicht werden konnten, steht der Verein vor der Auflösung. An diesem Dienstag kommen die Mitglieder dazu zusammen.

Gereift war der Gedanke, den Verein zum Jahresende aufzulösen, bereits vor Monaten – nicht zuletzt aus Altersgründen und da sich keine Nachfolger finden. Den letzten Ausschlag gab eine traurige Nachricht, die die Vorsitzende Huppertz (79), Kassiererin Claudotte-Wessel (78) und Meyer auf der Heide (88) aus Sri Lanka erreichte: Thiagarajah Pattakannu, genannt Thiagu, ist Anfang August gestorben. „Thiagu war immer unser Vertrauensmann in Sri Lanka. Er war der bescheidenste Mann, den ich je getroffen habe. Helfen war seine Passion. Allein jeden Dienstag ging er in die Slums. Er war wirklich ein Engel“, berichtet Huppertz bewegt.

Zwar hat Thiagu, der 2012 Bad Honnef besucht hatte und hier unter anderem eine Großspende der „aktion weltkinderhilfe“ entgegennehmen konnte, alle Weichen gestellt, damit die Arbeit in Sri Lanka und damit auch in den von Bad Honnef aus unterstützten Projekten weitergeht. So hatte er frühzeitig einen Nachfolger bestellt, der die Pattakannu-Stiftung weiterführt. Gleichwohl nährte die Todesnachricht zusätzlich den Gedanken, den Verein aufzulösen. Claudotte-Wessel: „Wir sind jetzt in einem Alter, in dem wir ans Aufhören denken müssen.“ Und die Nachfolgefrage? „Es ist schwierig, jemanden zu finden. Zumal es ganz wichtig ist, einen Bezug zu Sri Lanka zu haben“, sagt Huppertz.

Große Unterstützung durch den Selhofer Adventsbasar

Genau das hatte der Sri Lanka Hilfe zu ihrem Erfolg verholfen. Mehr als zehn Jahre hatten die Eheleute Huppertz als Entwicklungshelfer in Sri Lanka gelebt und die große Not dort so bereits in den 70er und 80er Jahren kennengelernt. Die damals geknüpften Kontakte, allem voran die Freundschaft zu Thiagu nutzte das Ehepaar auch nach der Rückkehr nach Deutschland, um zu helfen. Im Jahr 2000 wurde aus dieser Privatinitiative ein eingetragener Verein, was zusätzlichen Auftrieb gab. Allein in den ersten zehn Jahren floss schon eine hohe sechstellige Summe nach Sri Lanka – die Unterstützungen für viele Patenkinder noch nicht eingeschlossen – eine Bilanz, an die angeknüpft wurde.

Vor allem in Selhof und Bad Honnef war die Unterstützung groß, so mit dem Selhofer Adventsbasar, privaten Aktionen und Spenden. Huppertz, die 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde, sagt: „Es geschah nicht selten, dass man mir beim Einkaufen einen Schein zusteckte und sagte: 'Das ist für die Kinder in Sri Lanka.' Es ist toll, wie viel Vertrauen uns immer entgegengebracht worden ist. Es gibt Spender, die sind von Anfang an dabei.“

Die Liste der Projekte wuchs, reichte von Patenschaften über das Waisenkinderdorf „Village of Hope“ bis zu den sogenannten Eye Camps mit Tausenden Menschen: Mangelernährung, belastende Lebensbedingungen und mangelnde ärztliche Versorgung führen bis heute dazu, dass Augenkrankheiten in Sri Lanka häufig sind. Auch eine Schule für blinde und sehbehinderte Kinder, maßgeblich unterstützt durch die Bad Honnefer „aktion weltkinderhilfe“, gehört zu den erfolgreichen Projekten. „Wir hoffen natürlich, dass diese Unterstützung weitergeht“, sagt Huppertz.

Patenkinder sind erwachsen

Mehrfach sind die Akteure selbst in Sri Lanka gewesen. Vieles, was hierzulande selbstverständlich ist, ist in Sri Lanka purer Luxus – „das rückt die Dinge auch ins rechte Licht“, meint Meyer auf der Heide, die mit über 80 Jahren das erste Mal nach Asien reiste und dort sogar Handarbeit unterrichtete.

Auch in Einzelfällen konnte die Sri Lanka Hilfe immer wieder Gutes tun, etwa beim Aufbau einer kleinen eigenen Existenz nach dem Tsunami. Obwohl Sri Lanka, das zuletzt im Frühjahr durch Anschläge unter anderem in Colombo in den Schlagzeilen war, immer wieder Ort von Unruhen war, „haben wir nie schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Huppertz. Im Gedächtnis sei vielmehr die Freundlichkeit der Menschen – und dass die Saat in vielerlei Hinsicht aufgegangen ist. Huppertz: „Die Patenkinder sind mittlerweile erwachsen, haben die Schule abgeschlossen, machen eine Ausbildung. Die wollen lernen und sie werden es schaffen.“

„Es hat sich jetzt so gefügt“, sagt Meyer auf der Heide. In Erinnerung bleibt auch, das Helfen alles andere als eine Einbahnstraße ist: „Bei den 'Eye Camps' sind manche vor uns auf die Knie gefallen, das fand ich ein wenig beklemmend. Denn es ist doch für uns einfach so: Helfen macht glücklich.“

Die Mitglieder der Sri Lanka Hilfe treffen sich zur Hauptversammlung am Dienstag, 10. September, 19 Uhr, im Pfarrheim Selhof.

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