Ganztagsschulen in Bad Honnef Stadtweit fehlen fast 50 Betreuungsplätze

Bad Honnef · Für Eltern, sagt Silke Kornstädt, komme es oft „einer Katastrophe gleich“, wenn sie mit dem Schulplatz für ihr Kind nicht auch einen Platz an der Offenen Ganztagsschule (OGS) bekommen.

 Wichtige pädagogische Arbeit leisten die Ganztagsschulen, hier eine Archivaufnahme aus Aegidienberg. ARCHIVFOTO: FRANK HOMANN

Wichtige pädagogische Arbeit leisten die Ganztagsschulen, hier eine Archivaufnahme aus Aegidienberg. ARCHIVFOTO: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stadtjugendring Bad Honnef GmbH, Trägerin von vier der fünf Ganztagsschulen in der Stadt, führt derzeit viele Gespräche mit Eltern. Alleine an der OGS der Theodor-Weinz-Grundschule in Aegidienberg stehen 14 Kinder auf der Warteliste. 15 sind es an der OGS der Löwenburgschule. Die in Selhof nachgefragten Plätze in der Bis-Mittag-Betreuung eingeschlossen, fehlen in Bad Honnef an die 50 Betreuungsplätze für Grundschüler.

„Bericht zur Situation der Offenen Ganztagsschulen“ heißt ein Tagesordnungspunkt bei der heutigen Sitzung des Schulausschusses. Auch das gehört dabei zur Statistik: Mit einer Abdeckungs-Quote von mehr als 60 Prozent aller Grundschüler liege die OGS-Versorgung in Bad Honnef deutlich über dem Landesdurchschnitt, weiß Kornstädt. Aber: „Den Eltern, denen wir keinen Platz anbieten können, hilft das überhaupt nicht.“

Denn hinter den trockenen Zahlen stehen Einzelfälle, bei denen die Eltern – nach der 35- bis 45-Stunden-Betreuung im Kindergarten – ohne OGS-Platz oft völlig im Regen stehen. „Es gibt Eltern, da muss einer seinen Job kündigen, wenn es mit der OGS nicht klappt“, so Kornstädt. Und das treffe – nach Familienphase und beruflichem Wiedereinstieg – am häufigsten die Mütter. „Mit Gleichberechtigung hat das nichts zu tun“, sagte denn auch ein betroffener Familienvater zum GA. Er fragt: Was nützen Infoabende im Rathaus zum beruflichen Wiedereinstieg, wenn der Wiedereinstieg mangels Schulbetreuung nach der Kindergartenzeit jäh ein erzwungenes Ende findet?

Hilfe erhoffen er und andere Eltern auch von den Beratungen der Politik heute im Schulausschuss. Zur Sitzung finden sich die Mitglieder nicht im Rathaus, sondern in der Aegidienberger Grundschule ein. Aus gegebenem Anlass: An Ort und Stelle sollen sich die Mandatsträger einen Eindruck von der Situation der OGS verschaffen.

Für die wäre – rein räumlich gesehen – an den Nachmittagen durchaus mehr Platz. Wäre da nicht, wie auch an anderen OGS-Standorten, das Küchenproblem. Ausgelegt war die Küche für die Versorgung von 25 Kindern. Heute essen in der OGS mittags aber 130 Grundschüler – in drei Schichten, weil die Küche nicht mehr hergibt. „Natürlich ist es möglich, die Kinder in Etappen essen zu lassen, und das tun wir ja auch“, sagt Kornstädt.

Wären es noch mehr Kinder, müsste das Mittagessen für einige aber weiter in den Nachmittag verschoben werden. Und schlecht wäre das nicht nur für die Kinder, sondern auch mit Blick auf die pädagogische Arbeit. „Die Kinder sollen ja ihre Hausaufgaben machen können, AGs besuchen“, so Kornstädt. Grundsätzlich macht sie die Erfahrung: Das pädagogische OGS-Angebot sei Eltern immer wichtiger. „Schon habe ich Nachfragen von Eltern, die befürchten, ihr Kind sei ohne OGS-Platz schulisch benachteiligt“, berichtet Kornstädt.

Kornstädt appelliert an die Stadt, bei allem auch die Flüchtlingssituation im Blick zu halten – gerade in Aegidienberg mit Schaffung der neuen Unterkunft in Rottbitze und wegen des wichtigen Stellenwertes der Integration. Bislang seien keine Flüchtlingskinder fürs erste Schuljahr angemeldet, so Kornstädt. „Aber diese Familien haben keinen zeitlichen Vorlauf, sie kommen plötzlich.“ Für Kinder, die im Laufe des Jahres kämen, sei kein Platz.

Bei der Anmeldung gelten übrigens immer dieselben Voraussetzungen, so Kornstädt. Es gibt einen Kriterienkatalog mit acht Kategorien. Die meisten Punkte erhalten Alleinerziehende, die voll berufstätig sind, in Ausbildung oder auf der Suche nach einem Vollzeitjob. An zweiter Stelle folgt die Berufstätigkeit beider Eltern, an dritter Alleinerziehende in Teilzeitjobs. Punkte gibt es auch aus sozialen Erwägungen, für Geschwisterkinder und Wartezeit.

Akut gehe es im Ausschuss darum zu schauen, ob und wie die Küche so erweitert werden kann, dass zumindest zehn Plätze mehr angeboten werden können. Kornstädt hofft, dass eine Lösung gefunden wird, und zwar bis zum Sommer – obwohl das mit Blick auf die Planungssicherheit von Eltern sehr kurzfristig. Dem Träger seien „die Hände gebunden“. Kornstädt: „Ich sage den Eltern aber auch immer: Da ist noch viel Bewegung drin.“ Heißt: Oft rücken Kinder von der Warteliste bis Schuljahresbeginn nach.

Das sagt die Stadt

Auf GA-Anfrage teilte der Fachdienst Bildung, Kultur und Sport mit: „Die Verwaltung prüft derzeit Erweiterungsmöglichkeiten an der GGS Aegidienberg und der GGS Am Reichenberg. Ob diese dann umsetzbar sind, hängt von der Haushaltsverträglichkeit ab, da die Offene Ganztagsschule nach wie vor eine freiwillige Leistung ist.“

Der Schulausschuss tagt am Dienstag ab 18 Uhr in der Theodor-Weinz-Grundschule. Um 17 Uhr ist zuvor eine Ortsbesichtigung.

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