Bad Honnefer Hilfsprojekt für Südafrika Stein auf Stein entsteht ein Heim für Waisen

Bad Honnef · Eine Privatinitiative aus Bad Honnef baut im Herbst ein Haus für Waisenkinder in Südafrika. Den Ausschlag gab ein Freiwilligenjahr, das die Bad Honneferin Teresa Tafel Potchefstroom in der Region Transvaal verbrachte.

 Die Hilfsorganisation "Mosaic" baut mit Spenden und viel Freiwilligenhilfe Häuser für Waisen und deren Adoptivfamilien.

Die Hilfsorganisation "Mosaic" baut mit Spenden und viel Freiwilligenhilfe Häuser für Waisen und deren Adoptivfamilien.

Foto: keltern hilft

Ein bisschen ist es so, als hätte Teresa einen Stein ins Wasser geworfen, der nun Wellen schlägt – im positivsten Sinne. Denn als ihre Eltern Ulrike Prinz-Tafel und Klaus Tafel und die Geschwister Hendrik und Pia Teresa in Südafrika besuchten, wo sie ein Freiwilligenjahr verbrachte, entstand eine Idee, die nun Früchte trägt.

Gemeinsam mit Freunden – darunter die ebenfalls aus Bad Honnef stammenden Paare Petra und Uli Kühn sowie Kirsten und Thomas Korthaus – reisen Ulrike Prinz-Tafel und Klaus Tafel im Herbst auf eigene Kosten nach Südafrika. Dort finanziert die insgesamt zwölfköpfige Gruppe aus eigenen sowie eigens dafür eingesammelten, weiteren Spenden ein Haus für Waisenkinder – und baut es selbst, Stein für Stein.

Rückblende. Im August 2014, wenige Monate nach ihrem Abitur, packte Teresa ihre Koffer. Ihr Ziel: Die 45.000-Einwohner-Stadt Potchefstroom in der Region Transvaal, etwa 120 Kilometer südwestlich von Johannesburg. Für die in Bad Honnef beheimatete Entsendeorganisation Deutsch-Südafrikanisches Jugendwerk (DSJW) nahm Teresa dort am Programm „Weltwärts“ bei dessen Partnerorganisation „Mosaic“ teil.

Ein ganzes Jahr so weit fort von der Familie, da war ihr anfangs schon ein bisschen mulmig, berichtete sie später dem GA. Bereut hat sie den Entschluss nicht, im Gegenteil. Die Zeit bei „Mosaic“ hat die junge Frau geprägt – und in ihrem Entschluss bestärkt, mit Kindern zu arbeiten. Seit Oktober 2015 studiert Teresa Mathematik und Erdkunde auf Lehramt in Koblenz.

Die Kinder sind die Haupt-Triebfeder auch für „Mosaic“. Das Konzept: Die lokale Hilfsorganisation, gegründet und geleitet von Meyer und Louise Conradie, baut Häuser für Familien, die ein bis zwei Waisenkinder bei sich aufnehmen. In der Mehrzahl handelt es sich um Aidswaisen. Pro Familie entsteht ein kleines, festes Heim. Kostenpunkt: je 10.000 Euro.

Mehr als ein bloßes Wohnprojekt

Finanziert werden die Häuser komplett aus Spenden wie jetzt jenen der Freunde um Ulrike Prinz-Tafel und Klaus Tafel. Gemauerte Wände, ein richtiges Dach, Strom- und Wasseranschluss, alles das ist in den Townships, wo die Menschen in Wellblechhütten leben, nicht selbstverständlich.

Aber: Das Projekt ist weit mehr als ein bloßes Wohnprojekt. „Mosaic“ macht zur Bedingung, dass die Kinder eine Schule besuchen. Zudem arbeiten die Familienväter – bei den Adoptiveltern handelt es sich oft um Verwandte der Waisen – beim Bau der Häuser mit. Und die Adoptivmütter stellen kunsthandwerkliche Dinge her, die im „Mosaic“-Laden verkauft werden.

Sie tragen so zum Einkommen der Familien bei, es ist Hilfe zur Selbsthilfe. Für die Häuser zahlen die Familien eine geringe Miete. So sind die Kosten für Strom, Wasser und Instandhaltung über „Mosaic“ gedeckt. Die Hilfsorganisation steht den Familien allerdings auch in vielen anderen Belangen zur Seite, etwa bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder, bei Schulungen für die Erwachsenen und bei der Job-Suche.

Hausaufgabenbetreuung war eine der Aufgaben, die auch die heute 21-jährige Teresa übernahm und über die sie Mitte März gemeinsam mit ihrem Vater in der Parkresidenz referieren wird. Auch Ferienprogramme und Fahrten organisieren die Freiwilligen, die vom DSJW zuvor umfassend auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet werden. Darüber hinaus packen die jungen Leute beim Bau der kleinen Häuser, für die zuvor von Profis eine Bodenplatte gegossen und alle Anschlüsse gelegt sind, mit an.

„Das würde ich auch gerne machen“, war Ulrike Prinz-Tafels spontane Reaktion beim Besuch in Südafrika. „Und ich habe gesagt: Das organisiere ich dir“, ergänzt ihr Mann, der von dem Erlebten ebenso beeindruckt ist wie seine gesamte Familie. Die komplette Organisation und Abwicklung der „Bautrupps“ vor Ort übernimmt „Mosaic“. Dessen Akteure bringen den Teilnehmern zudem ein Land näher, das an Gegensätzen nicht spart: hier das touristische Südafrika mit beeindruckender Natur und Tierwelt, dort die Townships und die Armut der Bevölkerung.

„Selbst Hand anlegen, etwas tun, damit die Menschen aus den Townships herauskommen“, beschreibt Ulrike Tafel die Motivation, in Südafrika zu helfen. Ziel ist dieses Mal Mbekweni in der Nähe von Kapstadt, wo „Mosaic“ nach demselben Modell verfährt wie in Potchefstroom.

Für Baukosten stehen die Mitreisenden gerade

Die Arbeit mit Maurerkelle und Speis ist für den Juristen Klaus Tafel, der sich auch als Fördervereinsvorsitzender am Siebengebirgsgymnasium engagiert, ebenso neu wie für die anderen Gruppenmitglieder. „Was uns genau erwartet, wie viele Stunden am Tag gebaut wird und an wie vielen Tagen, das alles wissen wir noch nicht“, sagt der 58-Jährige. „Aber das ist auch egal. Hauptsache, wir können helfen.“

„Teresa hat es geschafft, dann schaffe ich das auch“, ergänzt seine Frau. Für die Baukosten stehen die Mitreisenden übrigens in allererster Linie selbst gerade. Seit er von den Plänen berichtet, erfährt Klaus Tafel zudem schon Unterstützung aus Kollegen-, Bekannten- und Freundeskreis. 1.400 Euro an Spenden haben ihn bereits erreicht. Spendenquittungen werden über das DSJW ausgestellt.

Ein Vorbild, was aus einer Einzelinitiative wie der vorliegenden werden kann, findet sich unter anderem im Baden-Württembergischen Keltern. Auch dort gab eine zunächst kleine Gruppe den Impuls. Unter dem Titel „Keltern hilft“ kam dort mittlerweile aber schon das Geld für mehrere „Mosaic“-Häuser zusammen. „Das Tolle ist, dass jeder Cent genau dort ankommt, wo er gebraucht wird“, sagt Ulrike Tafel. Und wer weiß, vielleicht bauen ja auch die Bad Honnefer mehr als „nur“ ein Haus für die Kinder von Mbekweni.

Wer das Projekt „Ein Haus für Mosaic“ unterstützen will, kann mit Klaus Tafel Kontakt aufnehmen unter ra.klaus.tafel@t-online.de. Informationen gibt es zudem unter www.mosaicsa.org und unter www.dsjw.de.

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