Fehlende Kindergartenplätze Suche nach Lösungen geht weiter

BAD HONNEF · Den Worten von Helga Martini wurde nicht widersprochen. "Wir müssen ordentlich Dampf machen", sagte die Jugendamtsleiterin bei einem Runden Tisch zur Kinderbetreuung. Im Februar war im Jugendhilfeausschuss die Bombe geplatzt, dass zum Kindergartenjahr 2013/14 über 140 Plätze fehlen.

Zieht man unproblematisch zu schaffende, neue Gruppen ab, bleibt ein Delta von etwa 80 Plätzen. Auf Einladung der CDU stand das Thema nun im Alten Rathaus zur Debatte.

Diese Frage treibt Heike Merten, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft 78 Kindertageseinrichtungen und Trägervertreterin der "Villa Kunterbunt", um: Wo sind die Kinder? Bislang scheint das Gros der Eltern, die betroffen sind, zu agieren nach dem Prinzip Hoffnung. Denn trotz der Zahlen halten sich Anfragen in den Einrichtungen, die in der Runde anders als die Eltern große Präsenz zeigten, meist in Grenzen. So auch im Jugendamt. Martini: "Es ist nicht so, als stünden sie permanent vor der Tür. Aber es gibt einiges an Anrufen von Eltern, die Druck haben."

Das Thema ist ein vielschichtiges. So sind räumliche Voraussetzungen zu schaffen. Der Fachausschuss hatte der Verwaltung viel aufgetragen, so die Schaffung neuer Plätze etwa in der "Villa Kunterbunt" und der "Nachtigall" zum 1. August. Da sei man mit Hochdruck dran, so Richard Thomas, Geschäftsbereichsleiter im Rathaus; Ergebnisse der Gespräche etwa über ein Nebeneinander mit dem Berufskolleg Luisenstraße liefen.

Unproblematisch sei etwa der Ausbau der Kindertagespflege um 20 Plätze sowie die neue Waldgruppe der "Wurzelkinder" Aegidienberg. Aber: "Alle Plätze werden wir nicht schaffen können. Wir können nur versuchen, an den Bedarf heranzukommen." Dank gelte den Trägern, die "bereit stehen, kurz- und langfristig". In Honnef gibt es keinen kommunalen Kindergarten (Grafik). In allem verlässt sich die Stadt auf Elterninitiativen, andere freie und kirchliche Träger.

Die man nicht vergrätzen, sondern immer von Anfang an ins Boot holen sollte, ebenso den Jugendhilfeausschuss als Teil des Jugendamtes, dem die Gemeindeordnung besondere Mitwirkung zuschreibt. Genau das, erneuerte Hansjörg Tamoj, Vertreter des "Parkkindergartens Hagerhof", seine Kritik, geschehe nicht. "Die Fachlichkeit ist da, das Jugendamt legt blitzsaubere Zahlen vor, macht seit Monaten Vorschläge, der Jugendhilfeausschuss beschließt - aber niemand setzt es um."

Tamoj macht "ein Hierarchie- und Management-Problem aus"; die Fachleute würden ausgebremst von der Verwaltungsspitze. Hoffnung, dass es nun voran gehe, macht laut Ralf Schaaf (Diacor, "Unterm Regenbogen") die neue AG im Rathaus, an der nicht nur Bau-, sondern Jugendamtsfachleute beteiligt sind. Dagmar Ludzay (CDU): "Es kann nicht sein, dass erst alle Eventualitäten geklärt werden, bevor man mit den Trägern spricht." Thomas: "Wir wissen, was wir tun."

Die Kindergärten sind bereit, an die Grenzen zu gehen - und tun es schon. Die Lösung nur der Raumfrage sei zu kurz gesprungen, qualitätsvolle Angebote müssten im Zentrum stehen, so unisono alle Vertreter. Und zwar mit den örtlichen Trägern, warnte Merten vor "eingekauften Rundumpaketen".

Überbelegungen, Betreuung in Baustellen wegen landesbehördlich verschleppter Mittelfreigabe wie in der Kita St. Martin (Trägervertreterin Beate Schaaf: "Kurz vor Camping"), nicht zuletzt die oft vergebliche Suche nach Personal stellten täglich vor neue Herausforderungen, so auch Gabriele Pullmeier-Wolf und Claudia Johnen ("7 Zwerge"). Und wenn die Eltern dann vor der Tür stehen? Dann trifft es die Stadt massiv, wenn der Rechtsanspruch eingeklagt wird. Tamoj: "Das kostet viel Geld, das an anderer Stelle dringend gebraucht wird."

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