Musik und Politik Bei Haydn war Adenauer guter Dinge
Bad Honnef · Das Symposium „Miteinander - Musik und Politik“ im Adenauerhaus in Bad Honnef, das im Rahmen des Beethoven-Festivals stattfand, beschäftigt sich mit Musik und Politik. Unter anderem ging es auch um Konrad Adenauer.
„Miteinander – Musik und Politik“: das war das Motto eines Symposiums, das die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus als Beitrag zum Beethoven-Festival veranstaltete – mit hochkarätigen Referenten und Diskutanten und Adenauer-Enkel Konrad Adenauer als Gast. Ein Vergnügen für das Publikum.
So stellte Geschäftsführerin Corinna Franz in ihrer Einführung auch den Musikgeschmack Adenauers vor: „Wurde während der Mittagsruhe im Kanzleramt Tschaikowsky aufgelegt, wussten die Sekretärinnen, dass der Kanzler innerlich aufgewühlt war, bei Haydn dagegen war er guter Dinge. Musik als Stimmungsbarometer.“
Musik ist Adenauers „einzige Erholung“
Und 1952, im Jahr großer Politik, fand Adenauer Zeit, den Bayerischen Rundfunk um das Zusenden von Bändern „mit einer sehr reich ausgefallenen Liste von bestimmten Kompositionen“ zu bitten. Neben Beethoven auch Mozart, Haydn, Bach und Händel sowie Schubert-Lieder. Adenauer schrieb: „Ich darf nochmals wiederholen, dass tatsächlich diese Musik sozusagen meine einzige Erholung ist.“
Musik und Politik stehen seit jeher in enger Beziehung. „Kompositionen spiegeln die gesellschaftlichen und sozialen Umstände ihrer Zeit wider, drücken Lebensgefühl und Überzeugungen aus, werden politisch interpretiert und instrumentalisiert. Politik repräsentiert sich nach innen und außen durch Musik, nutzt sie in der Auseinandersetzung ebenso wie zur Identitätsstiftung“, sagte Corinna Franz. Das war der Startschuss für die Untersuchung dieses Wechselspiels von Musik und Politik – von Beethoven über Adenauer bis in die Gegenwart. Und den Teilnehmern gelang es, einen großen Bogen zu schlagen.
Beethoven wurde vereinnahmt
Julia Ronge, Kustos des Beethovenhauses, beleuchtete die Frage: „War Beethoven Höfling oder Revolutionär?“ Beides, lautete die Antwort. „Beethoven hatte ein pragmatisches Verhältnis zu den Mächtigen seiner Zeit.“ Um die Vereinnahmung der Musik durch die Politik ging es im Vortrag von Jochen Hubmacher vom Deutschlandfunk. Seine Antwort: Ja, Beethoven wurde vereinnahmt, auch von den Nationalsozialisten und den Kommunisten, seine Musik wurde umgedeutet im Sinne ihrer Ideologie. Trotzdem: „Die Musik ist schadlos geblieben.“
Und heute: Fridays for Future nehme Beethovens sechste Sinfonie als Hymne. Professor Michael Custodis beleuchtete „Adenauers Musikdiplomaten“. Ein Beispiel: Konrad Adenauer und Bundespräsident Theodor Heuss mieden Wagner und den Grünen Hügel, sie wollten damals nicht an Hitlers Bayreuth anknüpfen.
Bernhard Vogel rät von Bundesministerium für Kultur ab
Schließlich gab es noch einen munteren Dialog mit Bernhard Vogel, Komponist Cornelius Hummel, Christoph Scheibling, Leiter des Musikkorps der Bundeswehr, und Susanne Keuchel, Präsidentin des Deutschen Kulturrates, und Moderator Michael Köhler. So wurde der Frage nachgegangen, ob ein Bundesministerium für Kultur benötigt würde. Bernhard Vogel warnte: „Da habe ich Sorge, dass sich das die Rosinen herauspickt.“ Er plädierte für die Stärkung der Länder-Kulturpolitik. Kopfnicken bei Susanne Keuchel. Hummel unterstrich, dass Musik zur Verständigung beitrage. Vogel: „Musik kann Brücken bauen, wenn Politik sprachlos ist.“

Das waren die bisherigen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland
Oberstleutnant Scheibling verdeutlichte, dass das Musikkorps längst viel mehr als nur das Protokollarische mache, etwa Benefizkonzerte gebe. Und er berichtete, dass er Merkel eine CD des Musikkorps überreicht habe, die sie nicht in ihre Dienst-, sondern in ihre Privathandtasche gesteckt habe. War dann wohl auch nach dem Geschmack von Wagnerianerin Merkel.