Grillanzünder aus Kakaobohnenschalen Team aus Bad Honnef gewinnt Landesentscheid von „Business@School“

Bad Honnef · Landesweiter Schülerwettbewerb: Mit einer innovativen Geschäftsidee konnte das Team des Bad Honnefer Siebengebirgsgymnasiums die Jury überzeugen.

 Wollen nachhaltige Anzündehilfe aus Kakaobohnenschale auf den Markt bringen: Luis Heun, Alina Girth, Josephine König und Erich Forst (v.l.n.r.).

Wollen nachhaltige Anzündehilfe aus Kakaobohnenschale auf den Markt bringen: Luis Heun, Alina Girth, Josephine König und Erich Forst (v.l.n.r.).

Foto: Frank Homann

Der Sieger des Landesentscheids des Schülerwettbewerbs „Business@School“ kommt aus Bad Honnef: Das Team des Siebengebirgsgymnasiums setzte sich gegen insgesamt sechs andere Teams aus Nordrhein-Westfalen durch, davon drei aus Bonn. Mit ihrer Geschäftsidee „FuEco“ konnten Erich Forst, Josephine König, Luis Heun und Alina Girth die Jury überzeugen. „Wir freuen uns sehr“, sagt Teamsprecher und Geschäftsführer Erich Forst.

Beim Wettbewerb „Business@School“ kämpfen vierköpfige Schülerteams um die beste Geschäftsidee – und darum, wer sie am überzeugendsten präsentiert. Die Teams präsentierten ihre Ideen beim Landesentscheid Düsseldorf live in einer Videokonferenz und stellten sich anschließend den kritischen Fragen der Jury.

 Die zündende Idee des Bad Honnefer Teams: Nachhaltige Grillanzünder aus Kakaobohnenschalen. „Die Idee kam uns eher zufällig“, berichtet Erich Forst. Als die vier Elftklässler zu einem Team zusammengefunden hatten, gab es noch keine gemeinsame Geschäftsidee. Während des Projekts besuchten und analysierten die Teams regionale Unternehmen – die vier entschieden sich für den Bad Honnefer Schokoladenhersteller Coppeneur. „Bei einem Rundgang durch die Firma erfuhren wir, dass bei der Schokoladenherstellung zu 25 Prozent Abfall dabei ist“, erklärt der 17-jährige Geschäftsführer. Dieser Abfall sind die Schalen der Kakaobohnen – damit könnte man doch bestimmt etwas anfangen, dachten sich die vier. „Wir haben viel recherchiert, was man mit den Kakaobohnenschalen machen könnte“, so Forst. „Dabei ist uns aufgefallen: Das ist ein Rohstoff, der noch überhaupt nicht gut erforscht ist.“  Bestätigung bekamen die Schüler von Professor Thomas Mockenhaupt von der TH Köln, der als Ingenieur auch zur Verwendung von Kakaobohnenschalen forscht. „Er hat uns bestätigt, dass das funktioniert und eine gute Idee ist.“

Im Team experimentierten die vier über längere Zeit Zuhause in der Garage und im Chemielabor des Siebengebirgsgymnasiums, um die optimale Zusammensetzung ihres Grillanzünders zu finden. Ihre Chemielehrerin gab ihnen den Tipp, die Schalen zu schreddern, um die Brennbarkeit zu erhöhen. Für bessere Brennbarkeit und um die Handhabung zu vereinfachen, fügten die Schüler Rapswachs und einen Hanfdocht hinzu. Das Ergebnis: eine nachhaltige Anzündhilfe, bestehend aus 90 Prozent gehäckselten Kakaobohnenschalen. Ein fürs Grillen ungewöhnlicher Nebeneffekt: Beim Abbrennen der Grillanzünder entsteht ein Schokoladenduft. Im schulinternen Wettbewerb setzte sich damit die Gruppe gegen die zwei konkurrierenden Teams durch.

Erste Prototypen sind bereits produziert – in Handarbeit von den vier Jungunternehmern. Eine Produktionsstätte für die Massenproduktion zu finden, stellte sich als größte Herausforderung heraus: „Wir haben bestimmt über hundert Anrufe gemacht“, erzählt die 17-jährige Josephine König.

 Die „Business@School“-Jury zeigte sich bereits in der Vorrunde insbesondere beeindruckt von der fortgeschrittenen Entwicklung des „FuEco“-Unternehmens. Sie legten realistische Kalkulationen und eine ausgefeilte Marketingstrategie vor. „Wir konnten zum Beispiel Reiner Calmund als Markenbotschafter gewinnen“, so Forst. Und: auch die ersten Vertriebspartner konnte „FuEco“ schon an Land ziehen: große Super- und Baumarktketten haben den vier eine gewisse Abnahmemenge zugesichert. „Manche Vertriebspartner waren sogar richtig enttäuscht, dass es sich bisher nur um Prototypen handelt und das Ganze nur im Rahmen des Wettbewerbs läuft“, so Josephine König.

 Bemerkenswert: Das Siebengebirgsgymnasium schickt nun schon zum fünften Mal in Folge den Finalisten in den Bundesentscheid. 2018 und 2019 gewannen die Bad Honnefer Teams auch den Bundesentscheid. Die Betreuung an der Schule sei sehr gut, meinen die vier. Aber: „Da lastet schon auch ein gewisser Druck auf uns“, meint Josephine König. „In der Schule wissen natürlich alle Bescheid und viele haben uns schon gratuliert.“ Die Erfahrung, beim Wettbewerb mitzumachen, wollen alle vier nicht missen – nicht nur zu Wirtschaftsthemen hätten sie dabei viel gelernt. Auch Teamarbeit, Zeitmanagement, richtiges Recherchieren und den Umgang mit PowerPoint und Excel habe dazugehört.

„Wir können uns gut vorstellen, unsere Idee nun auch fortzuführen und das Unternehmen ‚wirklich‘ zu gründen“, so die 16-jährige Alina Girth. Sie und Erich Forst wollten schon immer BWL studieren und irgendwann ein Unternehmen gründen – bei den anderen beiden gibt es aber auch Alternativpläne. Luis Heun, 16, meint aber: „Wenn wir das jetzt weiter durchziehen, wäre ich auf jeden Fall dabei. Wir haben uns ja jetzt echt schon was aufgebaut.“ Nun muss sich Team „FuEco“ auf die alles entscheidende Finalrunde im Juni vorbereiten – eine Woche lang haben sie Zeit, das Feedback der Jury in ihre finale Präsentation einzuarbeiten und umzusetzen. Zugleich ist bei den Elftklässlern auch noch Klausurenphase – „aber das kriegen wir schon alles hin“, ist sich Erich Forst sicher.

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