Teichanlage An Sankt Göddert Bad Honnefer „Teichmolche“ säubern Gewässer vom Schlamm

Bad Honnef · Vor allem Spaziergänger schätzen die kleine Teichanlage An Sankt Göddert. Damit sie nicht vollends verschlammt, haben sich nun Aktivposten des Freundeskreises Reitersdorfer Park der Anlage angenommen - ein echter Knochenjob.

 Eine Knochenarbeit: Das kleine Biotop An Sankt Göddert befreien Mitglieder des Reitersdorfer Parks vom Schlamm.

Eine Knochenarbeit: Das kleine Biotop An Sankt Göddert befreien Mitglieder des Reitersdorfer Parks vom Schlamm.

Foto: Frank Homann

Die Enten sind eher unbeeindruckt, obwohl die „Höllenmaschine“, wie Lothar Rendel die elektrische Pumpe bezeichnet, losrattert. Passanten mit Hunden, die das kleine Biotop An Sankt Göddert für einen Spaziergang nutzen, bleiben verdutzt stehen und betrachten die ungewohnte Szenerie.

„Wir bekommen hier unheimlich viel positive Resonanz“, sagt Jörg Hübner, während die Pumpe weiter unablässig Schlamm in eines von vier Bigpacks befördert. „Experten haben uns gesagt, das klappt nie. Und es funktioniert doch“, so Hübner. Das Ziel: Die kleine Teichlandschaft vom Schlamm zu befreien und so als Biotop und „Klimaanlage“ der angrenzenden Häuser sowie natürlichen Puffer zur B 42 zu retten. Von der Stadt hätten sie sich dabei allerdings weit mehr Unterstützung versprochen, so zugleich die Kritik.

Wasser und Schlamm werden getrennt

Seit Tagen ackern Rendel, Hübner und René Förster ehrenamtlich an den vier kleinen, teils verbundenen Teichen, um sie vom Schlamm zu befreien und das Wasser zurückzuführen. Das Verfahren, das sie dabei an einer der drei Stationen anwenden, vergleicht Rendel augenzwinkernd mit einem Kaffeefilter.

Bedeutet: Mittels Pumpe werden Wasser und Biomasse, die sich über Jahre und Jahrzehnte auf dem Boden der Gewässer angesammelt und ein Sediment gebildet hat, in eines der Bigpacks geleitet. Die großen Säcke, die eigentlich zur Brennholztrocknung gedacht sind, verfügen über Lüftungsschlitze, durch die das Wasser abfließen kann, der Schlamm aber zurückgehalten wird.

„Nach sieben bis acht Stunden ist das Wasser aus dem Bigpack komplett abgelaufen“, so Rendel, seines Zeichens Tiefbauingenieur im Ruhestand. Die Biomasse, die übrig bleibt, sei dabei keinesfalls Sondermüll, sondern werde der Natur zurückgegeben, etwa an der Böschung zur B 42.

„Teichmolche“ waren schon häufiger aktiv

Vermischt mit Reisig und Blättern entsteht dort nach Hübners Worten gar „reinster Humus“ - was sogar schon einen Nachbarn auf den Plan gerufen habe, der sich für seinen eigenen Garten vier Fuhren bringen ließ, berichtet der Wirtschaftsingenieur und Ruheständler. „Ein Gärtner weiß halt, wie gut das ist“, so Hübner. Abgerundet wird das Trio des Freundeskreises Reitersdorfer Park durch Kfz-Meister und „Vor-Ort-Maschinist“ Förster, der noch aktiv im Beruf steht.

An zwei weiteren Stationen ist das Prinzip eigentlich dasselbe, wenn auch mit Hilfe größerer „Filtervorrichtungen“, genauer zweier Container, an denen gerade Parkfreund Jürgen Goosen  nach dem Rechten sieht, und einer sogenannten Abrollmulde, die jeweils mit Entwässerungsschläuchen versehen sind.

Zum ersten Mal im Einsatz sind die „Teichmolche“, wie sich die Drei augenzwinkernd bezeichnen, freilich nicht. Auch am Teich im Reitersdorfer Park waren sie schon tätig, ebenso am Zufluss An Sankt Göddert. Alleine bei letzterem kamen vor zwei Jahren 20 Tonnen Schlamm zusammen, so Hübner.

Verfahren stieß bei der Stadt auf Skepsis

Ihre Erfahrungen lassen die Aktivposten des Freundeskreises Reitersdorfer Park nun den weiteren Teichen An Sankt Göddert zuteil werden. Dass schon die Notwendigkeit bei der Stadt gelinde gesagt auf Skepsis stieß, verstehen sie nicht. Hübner: „Ein Jahr lang haben wir versucht, der Stadt klarzumachen, dass sie sich um die Sache kümmern muss. Leider ohne Erfolg.“

Auch das Verfahren, wie es jetzt angewendet wird, sei im Rathaus mehr als bezweifelt worden. Hübner: „Aber wir sind alle Praktiker, und Probieren geht bekanntlich über Studieren.“

Der Freundeskreis beschaffte auf eigene Kosten die Bigpacks und mietete zwei Container. Die Abrollmulde stellte das Unternehmen Hupperich und Westhoven zur Verfügung. Lediglich die Pumpe „sponsorte“ die Stadt. Was es vor allem braucht, ist Muskelkraft: Nicht nur das Ausschaufeln des Schlamms, auch der Transport mit der Schubkarre bis an die Böschung ist ein echter Knochenjob.

Bis Ende der Woche wollten die Drei ihren Einsatz abschließen. Und adressieren zugleich einen Appell an die Stadt: „So eine Anlage so verkommen zu lassen, ist für mich ein echter Skandal. Ich kann es nicht anders sagen“, so Hübner.

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